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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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und nichts anderes zählt als das nackte Überleben?“
    „Es ist ein Gefühl, das ich nur schwer in Worte fassen kann. Im Kampfe sind es meist Instinkt, Reflex und der Wille zum Sieg, die mich leiten.“
    „Hast du jemals Angst verspürt?“
    „Es ist ganz normal, Angst zu verspüren, und ich de n ke, diese Angst macht einen Menschen nur wachsamer. Wichtiger ist, dass diese Angst nicht unser Handeln im Kampfe bestimmt. Wir dürfen uns unseren Gefühlen nicht unterwerfen, sondern müssen stets Herr über sie sein. Dann ist es keine Schande, Angst zu haben.“
    Wie viel Mut musste ein Mann wohl aufbringen, um an solch einer Schlacht teilzunehmen? Larkyen versuc h te, sich vorzustellen, wie er wohl gehandelt hätte, als der General die Männer zu den Waffen rief. Ihn hatte ja schon der Anblick brüllender und kämpfender Kedanier im Lager der Yesugei das Fürchten gelehrt. Wie mochte es wohl sein, einem ganzen Heer von ihnen gegenüberz u stehen? Sein Herz hämmerte bei dem bloßen Gedanken, und er verfluchte seine rege Vorstellungskraft. Stattdessen versuchte er jetzt, sich  jenen Mann vorzustellen, der ein ganzes Heer befehligt hatte – General Sandokar.
    „Was ist dieser General für ein Mensch?“ fragte La r kyen.
    „Fragen über Fragen“, sagte Khorgo. „Doch für einen jungen Mann wie dich, der sein Leben unter Nomaden verbracht hat, ist das wohl nicht verwunderlich.“
    Er sah Larkyen tief in die Augen. „Der General ist aufrecht und stolz, listig und weise. Betritt er einen Raum, halten die Menschen inne und richten ihre Blicke auf ihn, und wenn er spricht, lauschen sie ihm. Er ist der größte Krieger in der Geschichte von Majunay.“
     
    Am Morgen des nächsten Tages weckte Khorgo La r kyen recht unsanft, indem er ihm eine Schale kaltes Wa s ser über den Körper schüttete. Keuchend und prustend sah Larkyen zu ihm auf.
    „Aufstehen! Dein erster Ausbildungstag beginnt!“
    „Was?“ keuchte Larkyen. „Jetzt? Den ganzen Tag? Aber ich hatte Ojun angeboten, ihm während meines Aufenthalts bei allen anfallenden Tätigkeiten behilflich zu sein. Er wird es von mir erwarten.“
    „Es ist nicht nur dein Wunsch, dass ich dich unterric h te, sondern auch der des Schamanen. Er glaubt an dich und an deine große Zukunft.“
    Daraufhin verließ Khorgo mit großen Schritten den Raum.
    Als Larkyen vor die Jurte trat, schlug ihm die frische G e birgsluft entgegen, und er bibberte vor Kälte. Die Sonne stand noch tief hinter den Berggipfeln, und ihre e r sten Strahlen benetzten die glitzernde Frostschicht. Vor Larkyen lag ein harter Tag.
    Khorgo nahm dem Adler die Lederkappe ab, und der riesige Vogel spreizte seine Flügel in ganzer Pracht.
    „Wenn die Sonne sich neigt, kehrst du zurück“, flü s terte er dem Adler zu.
    Mit lautem Flügelschlag erhob sich der Vogel in die Lüfte. Larkyen sah, wie seine anmutige Gestalt immer kleiner wurde und schon bald in weiter Ferne über den Bergen kreiste.
    „Bist du bereit, mein Junge?“ fragte der Krieger und ging ihm voran, bis zum Waldrand. Dort warf er Larkyen e i nen beinlangen, von Rinde befreiten Stock zu.
    Larkyen sah den Krieger fragend an, und Khorgo e r klärte: „Solange du nicht weißt, wie man mit einem Schwert umgeht, tut es auch ein Ast.“
    Khorgo ergriff ebenfalls einen Stock. Beide standen sich nun gegenüber.
    „Was würdest du tun, wenn der Stock in deinen Hä n den ein Schwert wäre und ich selbst Boldar!“
    Larkyen sah verdutzt drein.
    „Tu, was du tun würdest!“ befahl der Krieger.
    Larkyen griff mit einem Überkopfhieb an. Khorgo j e doch parierte  mit einem nach oben gesetzten Schlag und führte den Stock mit derselben Bewegung auf Larkyens entblößten Brustkorb herab.
    Larkyen hielt sich die Rippen, während er seinen Stock sinken ließ.
    „Boldars magische Klinge hätte dich bereits getötet! Soviel zu deiner Lage am heutigen Tag“, erklärte Khorgo. „Jetzt weißt du, weshalb wir nur mit Stöcken kämpfen. Es hängt von deinem Willen ab, wann sich das ändern wird.“
    Khorgo erwies sich als strenger Lehrer. Schon die er s ten Momente seines Unterrichts, in denen er Larkyen die richtige Bein- und Körperhaltung beibrachte, erwiesen sich auf Grund vieler Stockhiebe als äußerst schmerzhaft. Die Verletzung durch den Pfeil trug das ihre dazu bei. Schon nach kurzer Zeit war Larkyen schweißüberströmt, und auch wenn sein Körper sich nach einer Pause sehnte, gewährte er sich doch keinerlei Gnade.
    Dutzende blauer Flecke und

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