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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Er spürte, wie die Worte nur mühsam über seine Lippen traten.
    „Ich hätte es mir denken können.  Dein Aussehen ve r rät deine westliche Herkunft.“
    Larkyen verfiel in Schweigen, ehe er sich dazu übe r winden konnte, dem Schamanen seine Geschichte zu e r zählen. Er fand, dass er seinem Retter diese Offenheit schu l dig war.
    „An meine erste Familie kann ich mich nicht mehr e r innern, ich war noch zu klein. Damals wütete in weiten Teilen des Westens ein verheerender Krieg. Meine Eltern flohen mit einem Flüchtlingskonvoi gen Osten. Auf dem Westpass in Richtung der Stadt Dakkai wurden die völlig erschöpften Flüchtlinge von Banditen überfallen. Meine Mutter und ich waren die einzigen Überlebenden. Die Nomaden vom Stamm der Yesugei entdeckten uns und nahmen uns mit. Meine Mutter starb nur wenige Tage d a nach an ihren schweren Verletzungen, zuvor jedoch hatte sie die Nomaden darum gebeten, sich um mich zu kü m mern. Godan und sein Weib Tsarantuya nahmen mich schließlich an Kindes Statt auf. Sie wurden mir Vater und Mutter, und ihr Sohn Alvan mein Bruder. Auch Godan konnte mir nie etwas Genaues über meine Herkunft s a gen. Alles was er wusste, war, das ich von jenseits des A l toryagebirges stamme, weit im Westen. Aus einem Abendland, gelegen an der Küste des Grauen Meeres, wo ein Volk mit Namen Kentar lebt.“
    „Kentar“, wiederholte Ojun. „Ein Wolfskopf zierte i h re Banner, und die Kunde von ihnen drang sogar bis nach Majunay. Wölfe des Westens, ja, so wurdet ihr Kentaren genannt. Doch die Kentaren wurden in einer gewaltigen Schlacht, die die Welt erbeben ließ, fast vollkommen ausgelöscht. So steht es in den Kriegschroniken von Ken-Tunys.“
    „Du hattest Zugriff auf die Kriegchroniken? Wo b e kamst du Einblick in diese Schriften?“
    „Ich bin im Leben viel herumgekommen, bevor ich schließlich in die Einsamkeit zog. Sei gewiss, dein Volk wird niemals in Vergessenheit geraten.“
    Larkyen seufzte, dann sagte er: „Die Kentaren sollen große Krieger, Handwerker und Baumeister gewesen sein. Ich aber spüre nichts davon in mir. Sonst hätte ich diesem grausamen Treiben in unserem Lager am Khar a see ein Ende bereiten können.“
    So sehr Larkyen sich auch über seine eigene Wehle i digkeit ärgerte, so tat es doch auch gut, alle Zweifel und Bedenken offen auszusprechen. Der alte Schamane e r weckte bereits nach so kurzer Zeit den Eindruck, ein ve r stän d nisvoller Mann zu sein, dass es Larkyen nicht schwer fa l len würde, offen mit ihm zu sprechen.
    „Das Leben in der Steppe ist derzeit grausam“, sagte Ojun. „Boldar versetzt ganze Landstriche in Angst und Schrecken, er hat bereits viele Sippen ausgelöscht, und es gibt niemanden, der stark genug ist, um es mit ihm au f zunehmen.“
    Larkyen sah lange Zeit in die Flammen, dann sagte er: „Ich sah, wie er das Blut eines Toten trank.“
    „Die Kunde von Boldar der Bestie ist sogar bis zu mir gedrungen“, sagte Ojun. „Das Blut seiner Feinde verleiht ihm die Macht, die er braucht, um jedem seiner Gegner überlegen zu sein.“
    Larkyen richtete sich auf, und die Lederhose klebte an seinen Oberschenkeln. Seine Knie fühlten sich weich an, und er drohte im nächsten Moment zu Boden zu sinken.
    „Nicht so hastig“, sagte der Schamane und versuchte ihn zu stützen, doch Larkyen winkte lächelnd ab.
    „Es geht schon.“
    Unweit seines Liegeplatzes fand er sein Hemd und streifte es sich über. Anscheinend hatte der Schamane versucht, das Blut aus der Wolle zu waschen. Noch i m mer zeugte ein blasser rotbrauner Fleck um das Pfeilloch von der Verwundung.
    Mit kleinen Schritten trat er aus der Jurte hinaus in die Nacht und spürte den beißenden Hauch der frischen Luft, die seine Erschöpfung zum Verschwinden brachte. Der Himmel war sternenklar, und der Mond leuchtete. Ein e i siger Windstoß blies Larkyen ins Gesicht.
                  Nur unweit von Ojuns Jurte waren an einem hölzernen Pfahl drei Pferde festgebunden; eines davon war das von Larkyen. In der Dunkelheit zeichneten sich die Umrisse schlafender Schafe und Ziegen ab, und ganz in der Nähe plätscherte ein Bach.
    Larkyen sah hinaus in die Ferne.
    Der Mondschein zauberte auf die mit Schnee bedec k ten Bergspitzen ein kühles Blau.
    „Ich muss weit geritten sein“, murmelte Larkyen.
    Ojun trat zu ihm.
    „Vom Kharasee benötigt ein Reiter bei guter Gesun d heit zwei volle Tage“, erklärte er. „Dein Pferd hat gut daran getan, dich zu mir zu bringen, denn ich

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