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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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schlug er die Augen auf.
    Lara sah ihn an und lächelte. Sie streckte die Hand nach ihm aus und begann, sein Gesicht zu streicheln. Er ließ sie eine Weile gewähren, dann nahm er ihre Hand und küsste die Fingerspitzen.
    »Ein weiterer Tag ist fast vergangen«, sagte Lara leise. »Aber es ist gut. Ich fühle mich gut.«
    »Das ist schön.«
    »Wie geht es dir?«, wollte sie wissen.
    »Besser. Die Schmerzen sind verschwunden.«
    »Dann …?«
    »Was dann?«
    »Könnten wir …«
    »Von was redest du?«
    Sie sah ihm an, dass er genau wusste, was sie meinte.
    »Letzte Nacht war es ziemlich unbequem im Keller. Hier haben wir ein weiches Bett …«
    Er grinste schief. »Du meinst …?« Den Rest ließ auch er unausgesprochen.
    »Ja«, sagte sie plötzlich ganz ernst. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit in diesem Leben. Lass uns die letzten Stunden genießen. Ich möchte dich halten, küssen, spüren, dass du da bist. Dich lieben mit meiner Seele und meinem Körper. Wer weiß, was uns der morgige Tag bringt. Es gibt nur noch das Jetzt. Du selbst hast es gesagt.« Sie legte ihre Hand auf seine Brust. »Damals am See. Es gibt keine Zukunft, nur ein Jetzt, das vergeht und zu einem neuen Jetzt wird. Immer und immer wieder, bis in alle Ewigkeit. Lass uns dieses Jetzt erleben.«
    Er stützte sich auf die Ellenbogen auf, beugte sich zu ihr. Seine Lippen fanden die ihren und vereinigten sich zu einem atemlosen Kuss. Sie hatte die Augen geschlossen. Spürte ihn. Spürte seine Nähe, seinen Atem, der immer schwerer wurde. Ihre Hände tasteten seinen Körper entlang. Mit fiebernden Fingern öffnete sie die Knöpfe an seinem Hemd, strich über seine glatte Brust. Dann waren es seine Hände, die sie entkleideten und erschauern ließen. Ein Stöhnen entwich ihren Lippen. Ihre Finger kratzten über seinen Rücken und er stieß ein leises Seufzen des Gefallens aus.
    Dann waren sie nackt.
    Ein Mensch und ein Engel.
    Von Gott geschaffen, sich so ähnlich und doch so fremd, aber die Liebe verband sie.
    Damian küsste ihre geschlossenen Lider und sie flüsterte ihm zu, wie sehr sie ihn liebte.
    Das Zimmer verschwand. Es gab keine Vergangenheit und keine Zukunft mehr, nur ein Jetzt, das verging und zu einem neuen Jetzt wurde.
     
    Von draußen drang das Licht der Straßenlaternen ins Zimmer. Lara seufzte, drehte sich auf die Seite und sah Damian
    an. Er hatte ihr den Kopf zugewandt und erwiderte ihren Blick.
    »Ich möchte ausgehen«, sagte Lara unvermittelt.
    »Lara, wir müssen …«
    Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Nein, wir müssen gar nichts mehr. Uns verstecken? Wenn es das Schicksal will, dass sie uns finden, dann werden sie uns finden, aber ich will nicht wie eine Maus im Loch sitzen und auf das Ende warten.« Sie streichelte über seine Wange. »Siehst du es nicht? Es wird geschehen, so oder so. Morgen Nacht wird sich alles entscheiden, niemand weiß, ob es für uns einen Tag danach gibt, darum will ich das Leben noch einmal genießen.«
    Er schwieg. Lara spürte, dass er einen inneren Kampf mit sich ausfocht.
    »Lass uns das Leben feiern«, sprach sie weiter. »Tanzen gehen. Die Musik auf unserer Haut spüren. Was kann es Besseres geben, bevor man dem Tod entgegentritt.«
    Seine Augen waren wie zwei dunkle Teiche, als er sich aufrichtete und sich über sie beugte. Er hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen.
    »Ich verstehe, was du mir sagen willst«, meinte er. »Und du hast recht, lass uns losziehen und etwas erleben.«
    Sie drückte ihn heftig an sich. »Danke.«
    Er grinste sie schief an. »Allerdings haben wir kaum noch Geld und kein Fahrzeug, aber darum werde ich mich kümmern.«
    »Was hast du vor?«, fragte Lara.
    »Ich muss telefonieren. Ich frage die alte Dame an der Rezeption, ob ich ihr Telefon benutzen darf.«
    Er erhob sich und verließ das Zimmer.
     
    Eine Stunde später klingelte das Zimmertelefon. Lara und Damian saßen auf dem Bett und tranken eine Tasse Tee, die sie sich mithilfe des kleinen Wasserkochers zubereitet hatten, der genau dafür auf einem winzigen, runden Tisch bereitstand. Damian fasste nach dem Hörer.
    »Ja?«
    »Hier ist ein junger Mann für Sie«, krächzte die Hotelbesitzerin ins Telefon.
    »Ich komme runter. Danke.«
    Lara blickte ihn neugierig an. Sie wusste nicht, was vorging, denn Damian hatte ihr nicht verraten, woher er abends in Berlin ein Fahrzeug und Geld bekommen wollte.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Damian.
    Wenige Minuten später war er wieder zurück.
    »Zieh

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