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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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verwitterte Holzbank. Jetzt im Winter wirkte alles ein wenig trostlos, aber im Sommer war es in diesem Hof bestimmt idyllisch und angenehm kühl.
    »Gefällt Ihnen das Zimmer?«, fragte die Alte. »Möchten Sie es nehmen.«
    Lara nickte. Damian ebenfalls.
    »In Ordnung, dann ist hier der Schlüssel.« Sie reichte ihn Lara. »Die Frühstückszeiten kennen Sie ja. Ich möchte Sie bitten, leise zu sein, wenn Sie spätnachts heimkommen. Ich habe einen leichten Schlaf … nun, Sie wissen, was ich meine. Wäre noch die Sache mit der Bezahlung …«
    Jetzt kommt es. Gleich stehen wir wieder auf der Straße.
    »… ich akzeptiere weder EC- noch Kreditkarten. Einzig Bargeld. Sie können bei der Abreise bezahlen.«
    Lara seufzte stumm auf. Diese Hürde wäre genommen, denn es würde keine Abreise geben. Im besten Fall würden sie aus Berlin verschwinden. Lara beschloss in diesem Moment, der alten Dame das Geld per Post zu schicken, falls sie den morgigen Tag und die Nacht überlebte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, die Frau um die wenigen Einkünfte, die sie hatte, zu betrügen.
    »Ich geh dann nach unten. Sie finden mich in meinem Büro, wenn Sie etwas brauchen. Wenn Sie ihr Gepäck holen, können Sie sich gleich ins Gästebuch eintragen. Ich lege es auf die Theke.«
    Sie blickte auf eine schmale Armbanduhr an ihrem dürren Arm. »Wenn so weit alles in Ordnung ist, lasse ich Sie jetzt allein.« Sie lächelte. »Es ist Zeit für ein kleines Nickerchen.«
    Lara lächelte zurück. »Danke. Es ist alles bestens.«
     
    Nachdem die Alte gegangen war, ließ sich Lara aufs Bett fallen.
    »Ich bin hundemüde.«
    Ihr Blick fiel auf Damian.
    »Und du siehst auch ziemlich fertig aus. Wir sollten uns ausruhen.«
    »Ja«, meinte er schlicht. Dann kam er herüber. Er zog die Jacke aus und legte sich neben Lara. Eine Weile schwiegen sie. Lara sah aus dem Augenwinkel, dass er zur Zimmerdecke starrte.
    »Worüber denkst du nach?«
    »Mit dem Hotel haben wir Glück gehabt. Die alte Frau ist ein Geschenk Gottes.«
    Lara drehte sich zu ihm um. Sie lag nun auf der Seite und blickte auf sein Profil. Das schmale Gesicht wirkte eingefallen, die Lippen etwas spröde. Aber dennoch war er schön. Sie rutschte näher an ihn heran. Legte ihren Kopf auf seine Brust. Er nahm sie in den Arm und hielt sie fest.
    Lara dachte noch daran, wie schön es war, von ihm gehalten zu werden, dann schlief sie ein.
     
    Seit einer halben Stunde fluchte Ben stumm. Er war ratlos und die Blicke, die ihm die dunklen Engel zuwarfen, wurden immer aggressiver.
    Er, Jessi und die beiden gefallenen Engel hatten die Umgebung des Bahnhofs abgesucht, aber keine Spur der Flüchtigen entdeckt. Ben war zum Taxistand gegangen und hatte den dort wartenden Fahrern die Geschichte aufgetischt, er habe seine Schwester und ihren Freund am Bahnhof treffen wollen, die beiden aber verpasst. Ob jemand sie gesehen oder gefahren hatte. Nein, niemand erinnerte sich an sie. Ben hatte sich bedankt und war zu den anderen zurückgekehrt, die sich unauffällig im Hintergrund hielten.
    Es blieb immer noch die Option offen, die Pensionen und Hotels der Stadt nacheinander anzurufen, um sich zu erkundigen, ob Lara und Damian irgendwo ein Zimmer genommen hatten. Die Stadt war groß, aber Ben vermutete, dass für Damian und Lara nur kleine unauffällige Hotels infrage kamen. Er ging davon aus, dass sie klug genug waren, die großen Hotels zu meiden, und versuchen würden, irgendwo unterzukommen, wo nicht so viele Fragen gestellt wurden.
    Ben nahm außerdem an, dass Lara und der Engel zu Fuß unterwegs waren. Aber auch wenn all seine Überlegungen stimmten, musste er sich eingestehen, war es verteufelt schwierig, die beiden aufzuspüren. Das abzusuchende Gebiet war riesig. Er hatte keinen Computer zur Verfügung, mit dem er die Hotels der Umgebung ausfindig machen konnte, und ein Telefonbuch war keine Hilfe, denn das listete die Unterkunftsmöglichkeiten in alphabetischer Reihenfolge auf und nicht nach Größe oder Lage.
    Dann plötzlich kam ihm der Zufall zu Hilfe. Als sie ihren Suchkreis vergrößerten, stießen sie auf ein Gruppe Dämonen, alles Jungs und Mädchen im Alter zwischen sechzehn und zwanzig Jahren. Es waren neun. Fünf Jungs und vier Mädchen, die sich hier die Zeit vertrieben.
    Ben nickte den beiden gefallenen Engeln zu. Ohne zu zögern, ging er auf die Gruppe zu. Einer der Jugendlichen, ein hochgewachsener Junge mit breiten Schultern, bunten Jackenaufnähern und dunklen Augen verließ den

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