Die Wiederkehr des gefallenen Engels
deine Jacke an und komm mit.« Er grinste wie ein Junge, der sich einen Streich ausgedacht hatte.
»Na, jetzt bin ich aber gespannt«, sagte Lara, zog sich an und folgte ihm vor das Hotel.
Dort stand der schwarze Opel Diplomat, mit dem Damian sie schon einmal mitgenommen hatte. Das Fahrzeug glänzte im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung, so als habe es ein Eigenleben und warte nur darauf, andere daran teilhaben zu lassen.
»Wo hast du den jetzt her?«, fragte Lara neugierig.
»Ich habe einen Freund angerufen.« Er schob seine Hand in die Manteltasche und zog ein Bündel Geldscheine hervor. »Über Geld müssen wir uns nun auch keine Gedanken mehr machen.«
»Du hast großzügige Freunde«, sagte sie misstrauisch.
»Okay, er ist kein wirklicher Freund, aber er schuldet mir was. Mit dieser Aktion sind wir quitt.«
»Du willst mir natürlich nicht sagen, was für eine Schuld so viel Großzügigkeit hervorruft.«
»Das ist doch unwichtig. Wir haben ein Auto und wir haben Geld. Selbst das Zimmer können wir jetzt bezahlen. Es gibt Wichtigeres …«
Er blickte demonstrativ an ihr herab.
»Was ist?«, fragte Lara.
»In den Klamotten können wir nicht weggehen.« Er grinste sie an. »Wir müssen uns ein paar Sachen kaufen, sonst fallen wir zu sehr auf und kommen auch nirgends rein.«
Lara lächelte. »Da hast du wahrscheinlich recht.«
Damian kam herüber und öffnete die Beifahrertür für sie. »Dann wollen wir mal.«
Lara stieg ein. Sofort umfing sie der angenehme Geruch der schwarzen Ledersitze. Neben ihr nahm Damian Platz und schob den Zündschlüssel ins Schloss. Mit einem tiefen Röhren erwachte der Motor zum Leben.
Damian blickte in den Rückspiegel, scherte aus der Parklücke und ordnete sich im Verkehr ein.
Lara saß schweigend in ihrem Sitz und beobachtete die vorbeitanzenden Lichter.
Es war, als könne sie die Stimme der Stadt hören, die nach ihr rief.
Die von Leben und Jugend sprach.
Von einer unvergesslichen Nacht.
Der Dämon bog um die Straßenecke, als Damian und Lara in den Wagen einstiegen und kurz darauf im Verkehr verschwanden. Er hatte nur einen kurzen Blick auf sie werfen können und eigentlich nichts Auffälliges bemerkt. Trotz dem wollte er der Sache nachgehen.
Er blieb vor dem kleinen Hotel stehen, zog die Nase geräuschvoll hoch und spuckte auf den Boden. Sein Blick wanderte die schäbige Fassade hinauf bis zum beleuchteten Schild über dem Eingang.
Alte Post.
Was für ein dämlicher Name. Er knurrte verärgert. Schon seit Stunden klapperte er die Gegend ab. Er fürchtete seine neuen Herren, aber die mochten gerade sonst wo sein und er hatte Hunger.
Der Geruch nach gebratenem Fleisch drang in seine Nase und er schaute abgelenkt die Straße entlang. Nicht weit von ihm kündete flackerndes Neonlicht von den Angeboten einer Dönerbude. In seinem Mund lief der Speichel zusammen.
Er knurrte erneut.
Kurz warf er noch einen Blick zum Hoteleingang, fragte sich, ob er dort nicht zuerst nach den Gejagten forschen sollte, aber der Geruch war stärker, zwang ihn regelrecht dazu, ihm zu folgen.
Er wandte sich ab.
Noch während er die Straße hinunterging, kramte er in seiner Hosentasche nach Geld.
Vielleicht würde er sich später das Hotel noch einmal vornehmen.
Der Engel stand unweit des Hoteleingangs. Er hatte Lara und Damian beobachtet, wie sie das Haus verließen und mit einem Auto wegfuhren. Folgen konnte er ihnen nicht, da er selbst über kein Fahrzeug verfügte. Dass ein Dämon kurz darauf auftauchte und vor dem Hotel stehen blieb, um es nachdenklich zu betrachten, versetzte ihn in Unruhe. Kurz darauf trottete der als junger Mann getarnte Dämon weiter die Straße entlang. Die Blicke des Engels folgten ihm, während er gedanklich Gabriel die Nachricht sandte, dass Damian und Lara mit unbekanntem Ziel verschwunden waren und dass ein Dämon um ihr Hotel strich.
Gabriel befahl ihm, dort auszuharren. Irgendwann würden Lara und Damian wieder auftauchen, dann sollte er ihm Bescheid geben.
Jarael zog sich in den dunklen Hausflur zurück, in dem er sich verborgen gehalten und das Hotel beobachtet hatte. Er richtete sich darauf ein, dass es eine lange Nacht werden würde.
44. – 19.30 Uhr
Damian trat so unvermittelt auf die Bremse, dass Lara ein wenig im Sitz nach vorn geworfen wurde.
»Was ist denn?«
Er deutete mit dem Zeigefinger zur Beifahrerscheibe hinaus. »Das könnte der richtige Laden sein«, meinte er.
Lara wandte den Kopf und blickte auf ein hell
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