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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Medizin. Ein Gesicht beugte sich über sie. Es war ein freundliches Gesicht. Ein Mann, offensichtlich ein Arzt, denn er trug einen weißen Mantel über einem ebenso weißen T-Shirt. Hinter ihm stand abwartend eine Krankenschwester. Braune Augen blickten sie an.
    »Hallo. Bist du wieder bei uns? Ich bin Dr. Leypoldt. Unfallarzt. Wie fühlst du dich?«
    Lara fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie legte ihre Hand über die Augen, da sie das Licht blendete. »Ganz gut. Es fühlt sich alles an wie Watte. Was ist passiert? Hatte ich einen Unfall?«
    »Erinnerst du dich nicht?«
    »Vage, alles ist ganz verschwommen.«
    »Du bist in der Schule ohnmächtig geworden und hattest stark Nasenbluten, aber wir haben die Blutung gestoppt und deinen Kreislauf stabilisiert. Ich würde jetzt noch gerne deine Reflexe untersuchen, also nicht erschrecken, wenn es gleich sehr hell wird.«
    »Wo bin ich?«
    »Im Kreiskrankenhaus Schmieden. Die Sanis haben dich hierher gebracht.«
    »Was ist mit mir?«, fragte Lara.
    »Das kann ich noch nicht genau sagen, aber ich denke, nichts Schlimmes.«
    Eine kleine Stablampe wurde angehoben, der Lichtstrahl fiel direkt in Laras rechtes Auge.
    »Nicht zukneifen«, sagte der Arzt. »Folge mit deinem Blick der Lampe.«
    Lara bemühte sich, das von links nach rechts wandernde Licht im Blickfeld zu behalten. Dann kam das andere Auge dran.
    »Gut«, sagte der Arzt zufrieden. »Deine Pupillenreaktion ist normal, ich glaube nicht, dass du eine Gehirnerschütterung davongetragen hast, aber wir wollen dich lieber einmal gründlich durchchecken. Es ist einigermaßen rätselhaft, warum du ohnmächtig geworden bist. Ist irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen?«
    Dr. Leypoldt stellte ihr eine Menge Fragen. Zum Tagesablauf und ihrem generellen Befinden. Fr wollte wissen, ob das schon mal vorgekommen wäre, aber Lara verneinte. Hatte sie ausreichend gefrühstückt, bevor sie das Haus verlassen hatte? Rauchte sie? Nahm sie Drogen? Wie sah es mit Alkohol aus? Wann hatte sie das letzte Mal ihre Periode gehabt? Wann war sie zuletzt krank gewesen? Welche Krankheiten hatte sie im Laufe ihres jungen Lebens gehabt? Er fragte nach schweren Krankheiten in der Familie und Lara erzählte ihm vom Hirntumor ihrer Oma. Der Arzt legte die Stirn in Falten, sagte aber nichts.
    Schließlich waren alle Fragen beantwortet und er untersuchte noch kurz ihre Nase.
    »Da ist eine Ader geplatzt, die für das Nasenbluten verantwortlich sein könnte, allerdings wäre auch das Aufschlagen deines Kopfes auf die Tischplatte eine mögliche Ursache. Ich vermute aber Ersteres. Kannst du dich inzwischen daran erinnern, wie alles abgelaufen ist?«
    Lara sah ihn mit großen Augen an. »Ich weiß noch, wie meine Nase zu bluten begann. Ich konnte mir das nicht erklären, aber bevor ich reagieren konnte, wurde alles um mich herum schwarz.«
    Er lächelte. »Was hast du gedacht, als du das Blut gesehen hast? Bist du erschrocken?«
    Lara verstand, worauf er hinauswollte. »Ich denke schon, es war so viel Blut. Ich hatte Angst.«
    »Ich glaube, da haben wir die Ursache für deine Ohnmacht. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass es Menschen beim Anblick von Blut schwindelig wird. Das kann bis zu einer Ohnmacht gehen. Besonders junge Frauen sind davon betroffen, das hat etwas mit dem Hormonspiegel zu tun, der bei Mädchen noch nicht ausgewogen ist. Das haben wir öfter mal.«
    »Meinen Sie wirklich?«, fragte Lara.
    »Ja, im Mittelalter galt es sogar als schick und vornehm, wenn junge Frauen beim Anblick von etwas Unschicklichem oder Schrecklichem in Ohnmacht fielen. Nach Meinung der Gesellschaft verwies dies nur auf das zarte Gemüt der Damen. Ich glaube allerdings, dass die meisten dieser Ohnmachtsanfälle gespielt waren.«
    »Abgefahren«, meinte Lara. »Dann kann ich jetzt gehen?«
    Der Arzt sah sie überrascht an. »Nein, nein. Auch wenn ich glaube, den Grund für deine Ohnmacht zu kennen, muss ich erst alle anderen Ursachen ausschließen. Um ganz sicherzugehen, möchten wir auch die Möglichkeit eines … äh Tumors, also eines Gehirntumors ausschließen. Das kam ja in deiner Familie schon vor, aber das können wir durch eine Kernspintomografie abklären.«
    Lara zuckte innerlich zusammen. Gehirntumor? So wie Oma?
    Der Arzt schien ihre Sorge bemerkt zu haben, denn er beruhigte sie: »Mach dir keine Sorgen. Diese Möglichkeit ist in deinem Alter fast auszuschließen, aber es. ist ein Standardverfahren, um sicherzugehen, dass wir nichts

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