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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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die dunklen Engel ehrfürchtig ihr Haupt, traten zurück, bildeten eine Gasse, durch die der Fürst schritt, ohne nach links oder rechts zu sehen. Vor General Saskaakal blieb er stehen.
    »Steh auf!«, herrschte er seinen Offizier an. »Für diesen Firlefanz ist jetzt keine Zeit.«
    Saskaakal sprang auf die Füße. Seine weißen Haare flatterten im Wind, als er vor Satan trat.
    »Wie kann ich dienen, Herr?«
    »Wo finde ich Nakamesh und Beknathar?«
    Der General verbarg seine Verwunderung und drängte die Frage zurück, warum der Fürst ausgerechnet die Zwillinge sehen wollte.
    »Sie kämpfen am westlichen Abschnitt der Mauer.«
    »Bring sie zu mir. Sofort!«
    »Ja, Herr.«
    Satan drehte sich um und ging die Brüstung entlang.
    »Wo finde ich dich, Herr?«, rief ihm Saskaakal hinterher.
    Der Fürst sah ihn über die Schulter hinweg an und lächelte.
    »Such mich dort, wo die Schreie der Dämonen am lautesten sind.«

13.
    Lara lag auf dem Bett und las, als es an der Haustür klingelte. Es war später Nachmittag. Sie hörte, wie ihre Großmutter die Tür öffnete und jemanden einließ. Leises Gemurmel, dann Schritte auf der Holztreppe. Es klopfte an ihre Zimmertür. Lara war überrascht. Sie hatte bereits mit Jasmin und Simone telefoniert und wusste, die beiden kamen sie jetzt nicht besuchen.
    »Herein.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt und Bens Gesicht schob sich herein. Er grinste verschmitzt.
    »Kann ich reinkommen?«
    Lara lachte. »Klar.«
    Sie erhob sich, um ihn zu begrüßen. Ein auf die Wange gehauchter Kuss, mehr wurde es nicht, obwohl sie fühlte, dass Ben sie gerne in den Arm genommen hätte. Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wange schoss. Verlegen trat sie zurück.
    »Gib mir deine Jacke.«
    Er zog seine dicke, gefütterte Baseballjacke mit dem New-York-Yankees-Aufdruck aus. Lara hängte sie auf den Haken hinter der Tür.
    »Ich habe leider nicht viele Sitzplatzmöglichkeiten.« Sie schob ihm den Bürostuhl hin. »Du kannst den haben. Ich setze mich aufs Bett.«
    Ben zögerte kurz, so als fasse er Mut, dann fragte er: »Kann ich mich zu dir setzen?«
    Laras Herz begann, wild zu klopfen. »Okay.«
    Er nahm neben ihr Platz. Nah, sehr nahe, aber ohne sie zu berühren. Lara entspannte sich ein wenig.
    Ich sehe bestimmt total doof aus, dachte sie. Ungeschminkt und ungekämmt. Unauffällig fuhr sie sich durch das Haar. Es half nichts.
    »Wir haben uns alle ziemlich Sorgen um dich gemacht«, sagte Ben.
    »Das ist nett.«
    »Ich bin ganz schön erschrocken, als ich gehört habe, was passiert ist.«
    »Wie hast du es erfahren?«
    »Na ja. Du bist ohnmächtig geworden und sie haben den Notarzt verständigt. Deine Klassenkameraden wurden auf den Flur geschickt. Es war ein Heidenspektakel. Meine Lehrerin Frau Maucher hat nachgesehen und sich von einem deiner Mitschüler berichten lassen, was geschehen ist, aber du warst sowieso DAS Thema während der Pausen. Alle wirkten ein wenig erschrocken.«
    »Es war alles halb so wild.«
    Er sah ihr tief in die Augen. »Ich wollte sofort zu dir, durfte aber das Klassenzimmer nicht verlassen. Als endlich Pause war, hatten sie dich schon ins Krankenhaus gebracht.« Seine Hand fasste nach ihrer und drückte sie leicht. »Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.«
    Lara sah die Aufrichtigkeit in seinen Augen. Die Sache schien ihn ordentlich mitgenommen haben. Sie blickte auf ihre ineinander verschlungenen Hände hinab. Es war schön, von ihm berührt zu werden. Sie hatte es so vermisst.
    Plötzlich war er ihr ganz nahe. Sein warmer Atem strich über ihren Nacken. Dann vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren.
    »Du bist so schön. So unerhört schön«, flüsterte er heiser.
    Lara drehte sich langsam zu ihm. Ihr Herz war ein flatternder Vogel in ihrer Brust. Die Sehnsucht nach Geborgenheit wuchs. Kurz sah sie ihm tief in die Augen, dann verschmolz ihr Blick mit seinem, wurde unscharf. Lara schloss die Lider. Seine Lippen berührten die ihren. Weich. Fast schüchtern.
    Lara drängte sich dem Kuss entgegen. Ihre Lippen öffneten sich und dann küssten sie sich wirklich. Es war ein atemberaubendes Gefühl und sie wurde trunken davon. Schwindel erfasste sie. Ihr Körper glühte. Von den Zehenspitzen an durchzuckte sie ein angenehmes Kribbeln. Wie oft in den letzten Wochen hatte sie davon geträumt, geküsst und gehalten zu werden? Sich nach Geborgenheit gesehnt, ohne zu wissen, warum. Nun war Ben bei ihr und es fühlte sich gut an.
    Bens Hände glitten sanft über ihren Rücken.

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