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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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blickte auf und sah in ein Gesicht, das vielleicht schön sein mochte, aber davon war durch das übertriebene Makeup kaum etwas zu sehen. Ihre Haut war fast bleich, die Lippen dafür blutrot geschminkt. Schwarzer Kajal lag wie eine Maske um ihre Augen. Trotzdem war sie hübsch. Auf ihre Art.
    »Ich wohne noch nicht lange hier.«
    »Echt? Wo kommst du her?«, fragte das Mädchen.
    »Aus Berlin.«
    »Cool.« Sie zog einen Schmollmund. »Da will ich schon lange hin, aber aus diesem Dorf kommt man ja nicht raus.« Sie beugte sich zu ihm rüber und flüsterte: »Erzähl mir von Berlin. Ist die Stadt so geil, wie man sagt?«
    Damian konnte den Duft ihres Parfüms riechen. Es war ein frischer Geruch, nichts Schweres, Vanille und ein Hauch von Blumen, den er nicht bestimmen konnte. Auf jeden Fall nicht unangenehm. Er hob den Blick und schaute in große braune Augen, die von langen Wimpern bedeckt wurden.
    »Na ja, es ist eigentlich keine Stadt, vielmehr eine ganze Welt. Berlin schläft nicht. Niemals. Menschen machen es lebendig. Dort gibt es Restaurants, Cafés, Bars und Diskotheken in einer kaum vorstellbaren Anzahl und für alle Bedürfnisse. Nachts leuchten die Lichter der Stadt, lassen sie wie einen Ozean voller Sterne wirken. Und am Tag ist da dieser unglaubliche Himmel. Ein Himmel, wie man ihn sonst nirgends findet.«
    »Klingt toll.«
    »Ja, das ist es.«
    »Wie heißt du?«
    »Damian.«
    »Wow, cooler Name.« Sie streckte ihm ihre zierliche Hand entgegen und er ergriff sie.
    »Ich bin Sarah.«
    »Auch ein schöner Name.«
    Plötzlich wirkte sie verlegen. »Na ja, geht so. Klingt ein wenig altbacken.«
    »Der Name bedeutet Herrin, Königin oder Prinzessin. Je nachdem, wie man ihn deutet.«
    Ihre Augen blitzten freudig auf. »Oh, das wusste ich nicht. Wie schön.«
    »Du siehst, du bist zu Höherem geboren. Deine Eltern haben dir diesen Namen als Bestimmung gegeben.«
    Sie sah sich um und verzog den Mund. »Was Besseres als das hier? Ich hab die Hauptschule verpatzt. Wollte cool und sexy sein. Hatte keinen Bock auf Lernen und so. Jetzt bin ich hier gelandet. Ist zwar immer noch besser, als bei Aldi an der Kasse zu sitzen, aber ein Traumjob ist es auch nicht.« Sie seufzte. »Ich arbeite hier als Aushilfe, bis ich was Besseres finde. Der Job ist ganz okay und ich werde nicht schlecht bezahlt, aber die Arbeitszeiten sind Mist und ein freies Wochenende ist auch nur selten drin.«
    »Was würdest du gern machen?«, fragte Damian.
    Wieder war da dieses Leuchten in ihren Augen. »Ich würde gern Friseurin lernen, aber das wird nichts. Nicht mit meinem Zeugnis. Ich hab’s vollkommen versaut.«
    »Du kannst es ändern.«
    »Was? Mein Zeugnis? Du meinst fälschen und so?«
    »Nein, ich spreche von deinem Leben.«
    »Wie denn?«
    »Indem du noch mal auf die Schule gehst und versuchst, dich weiterzubilden.«
    »Ach, Quatsch.« Sie lachte resigniert. »Daraus wird nichts. Meine Eltern sind Harz-IV-Empfänger, die können es sich nicht leisten, mich noch einmal auf die Schule zu schicken.«
    »Bisher ging es doch auch.«
    »Nein, ich verdiene mein Geld schon lange selbst und unterstütze die Alten sogar noch. Erst durch Prospekteaustragen und jetzt eben hier.«
    »Ich glaube, dass du es trotzdem schaffst.«
    In ihrem Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Offensichtlich fragte sie sich gerade, ob er sich über sie lustig machte. Damian bemerkte die aufkommende Angst in ihr.
    »Komm mal her. Ich muss dir noch etwas sagen.« Er forderte sie mit seinem Zeigefinger auf, sich zu ihm über die Theke zu beugen.
    Sie zögerte, aber dann kam sie ihm entgegen.
    Damian legte seinen Finger auf ihre Stirn. »Du stehst in der Gnade des Herrn und wirst alles erreichen, was du dir vornimmst«, flüsterte er kaum hörbar.
    Langsam wich sie zurück. Sie blinzelte, wusste nicht, was gerade geschehen war.
    Von hinten erklang eine tiefe männliche Stimme.
    »Sarah, hör auf rumzuhängen. Hier gibt es jede Menge Arbeit und du quatschst mit den Gästen.«
    Das Mädchen schüttelte leicht den Kopf, so als erwache sie aus einem Traum.
    »Du bist seltsam«, sagte sie zu Damian. »Aber ich mag dich.«
    »Ich finde dich auch nett.«
    Sie wirkte plötzlich verlegen. Für einen Augenblick war sie das junge Mädchen, das sie eigentlich war und von dem die Schminke nur ablenken sollte.
    »Das Café schließt um 22 Uhr. Wenn du nachher noch Zeit hast …«
    Er schüttelte sanft den Kopf. »Daraus kann nichts werden.«
    Sie verstand. »Vielleicht kommst du mal wieder

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