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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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wolle, und ihm dabei einen Blick auf ihr Dekolleté gönnte.
     
    Diese kleine Hexe, grinste Lara innerlich. Macht meinen Freund an, obwohl ich danebensitze.
    Ben schien den Anmachversuch gar nicht zu bemerken, denn er verzog grübelnd den Mund, während er das Angebot über der Theke in ihrem Rücken las. Lara schlug die Eiskarte auf und wählte zielstrebig den Nussbecher mit Schokoladensoße und Sahne. Ben entschied sich für ein Bananensplit.
    Die Göre mit den engen schwarzen Hosen und den hochhackigen Schuhen verschwand hüftschwingend und Lara atmete auf.
    »Die Kleine wollte dich anmachen«, meinte sie.
    Ben ließ den Blick in die Richtung schweifen, in der das Mädchen verschwunden war. »Echt? Hab ich nicht gemerkt.«
    Die Verblüffung in seinem Gesicht war so überzeugend, dass ihm Lara sofort glaubte.
    »Na ja, ist auch egal.« Sie strich die Haare aus ihrem Gesicht. »Wo treffen wir nachher deine Freunde?«
    »In Weißenburg.«
    Der Nachbarort war vierzehn Kilometer entfernt. Im Sommer ein Katzensprung, im Winter eine halbe Weltreise. Lara wusste nicht, was sie davon halten sollte, bei den draußen herrschenden Bedingungen so weit zu fahren.
    »Hast du das Auto deiner Mutter bekommen?«
    »Ja, den Range Rover. Wir laufen nachher rüber und holen ihn.« Er tätschelte gelassen ihre Hand, so als wüsste er, was sie beunruhigte.
    »Okay.« Lara atmete erleichtert auf. Wenigstens fuhren sie nicht mit Bens alter Klapperkiste, einem zwanzig Jahre alten roten Honda Civic, der nur noch von Rost und Spucke zusammengehalten wurde.
    Der Wagen seiner Mutter hingegen war ein massives schwarzes Monster, hatte Allradgetriebe und Reifen, mit denen man zum Nordpol fahren konnte.
    »Hast du mal wieder etwas von deinem Vater gehört?«, fragte Lara vorsichtig.
    »Nein«, sagte Ben ruhig und begann, mit seinen Fingern zu spielen.
    Bens Eltern hatten nie geheiratet. Sein Vater hatte sich von seiner Mutter getrennt, bevor Ben geboren wurde. So sagte er jedenfalls. Anscheinend lebte sein Vater jetzt in Hamburg. Sie hatten zwar keinen persönlichen Kontakt, telefonierten aber offensichtlich miteinander.
    Der Umstand, dass er ebenso wie sie selbst vaterlos aufgewachsen war, hatte sie sofort für ihn eingenommen. Sie ahnte, dass er unter diesem Zustand ebenso litt wie sie selbst. Seine Mutter hatte zwar später geheiratet, einen Typen, der irgendwie in Versicherungen machte und kaum zu Hause war, aber Ben hatte gemeint, sein Stiefvater sei ein selbstgefälliges Arschloch, das nichts außer seiner Arbeit und sich selbst kenne. Lara hatte ihn bei verschiedenen Gelegenheiten gesehen, aber nichts Ungewöhnliches an dem Mann entdeckt. Da Bens Mutter viel allein war, es aber aufgrund des beruflichen Erfolges ihres Ehemannes nicht nötig hatte, arbeiten zu gehen, hatte sie mit dem Trinken begonnen.
    Früher mochte sie einmal eine schöne Frau mit langen Beinen und blonden Haaren gewesen sein, die ihr anmutig bis auf die Hüfte fielen, aber Lara fand, dass sie heute eher wie eine lebende Mumie aussah.
    »Was ist mit deiner Mutter?« Lara versuchte, das Gespräch in Gang zu halten.
    Bens Augen blitzten ärgerlich. »Säuft sich langsam zu Tode. Müssen wir über meine Familie quatschen?«
    »Nein«, erklärte Lara hastig. »Ich wollte nicht neugierig sein, nur mal nachfragen.«
    Oh Gott, ich muss damit aufhören. Ich bin ja schon wie Simone, die immer alles von jedem wissen muss.
    Sie richtete ihren Blick wieder auf Ben, aber der starrte zur Tür. Sein Körper versteifte sich. Sein Gesichtsausdruck wurde verschlossen. Die Kiefermuskeln mahlten und in seinen Augen stand eine Härte, die sie nie zuvor bemerkt hatte.
    Lara wandte sich um und folgte seinem Blick.
    Damian war gerade hereingekommen.

16.
    Er sah nicht zu ihr hinüber, auch wenn es ihn alle Willenskraft kostete, sondern ging entschlossen zur Theke. Ein junges, übertrieben geschminktes Mädchen fragte nach seiner Bestellung und er orderte einen Cappuccino. Das Getränk kam fast sofort. Damian nahm die Tasse in beide Hände und blies vorsichtig hinein. Die Wärme des Kaffees tat ihm gut, als er in kleinen Schlucken zu trinken begann.
    Er setzte die Tasse wieder ab und ließ seinen Blick scheinbar belanglos durch den Raum schweifen. Dann sah er Lara an und ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, aber er ließ sich nichts anmerken, nickte ihr nur kurz zu und wandte sich wieder der Theke zu.
    »He, ich kenne dich gar nicht«, ertönte plötzlich eine helle Stimme neben ihm.
    Er

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