Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Polizei. Dann stecken wir in großen Schwierigkeiten. Wir können es uns nicht erlauben, festgenommen zu werden.«
»Dann lass uns gehen. Schnell.«
Ben war nicht weit entfernt, als er den Widerschein des Feuers hinter der Häuserzeile bemerkte, mit dem Marc vergangen war. Er wusste sofort, was sich ereignet haben musste. Er hatte seine restlichen Dämonen in der Hoffnung auf das Gebiet verteilt, dass Damian und Lara noch nicht geflohen waren, sondern sich irgendwo versteckt hielten. Der Tod eines Dämons bestätigte nun seine Vermutung und er grinste zufrieden.
Hinter ihm traten die beiden dunklen Engel heran.
»Was ist los?«, fragte Beknathar.
Ben deutete in die Richtung, in der er das Feuer gesehen hatte, aber das Licht war bereits erloschen.
»Dort irgendwo sind Lara und der Engel.«
Wortlos gingen die Höllenkrieger los. Nach wenigen Schritten verfielen sie in einen leichten Trab und bogen um eine Hausecke. Ben fluchte. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus, dann rannte auch er los.
Als sie in die Straße einbogen, sahen sie den verbeulten Peugeot. Wie ein sterbendes Tier stand er ohne Windschutzscheibe in einer glitzernden Fläche von Glassplittern. Die Motorhaube war eingedrückt. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie der Kampf abgelaufen war. Wenige Schritte von dem Auto entfernt zeugte ein schwarzer Fleck auf dem Asphalt von Marcs Untergang.
Dass es Marc war, der die beiden Flüchtigen aufgestöbert hatte, wusste Ben inzwischen, nur er fehlte. Neben ihm stand Jessi und starrte auf die Szenerie. Ihr hübsches menschliches Gesicht war wutverzerrt. Sie stieß leise Flüche und Drohungen aus, aber Ben beachtete sie nicht. Er sah die Straße entlang und fragte sich, wohin die Flüchtenden verschwunden waren. Eigentlich kam nur eine Richtung infrage, denn sonst wären sie ihnen direkt in die Arme gelaufen.
Ortsmitte.
Vermutlich liefen sie ins Dorf hinein, in der Hoffnung, sich irgendwo verstecken oder zwischen anderen Menschen verbergen zu können. Vielleicht wollten sie auch zum Bahnhof, jetzt da sie kein Auto mehr hatten. Noch einmal betrachtete er den Peugeot. Ob sie versuchen würden, ein weiteres Fahrzeug zu stehlen?
Er ging zum Auto hinüber und warf einen Blick in den Innenraum. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Sie hatten das Fahrzeug also nicht geknackt, sondern den Schlüssel gefunden. Er sah zur offenen Garage. In diesem Haus mussten sie sich versteckt haben. Nun versuchten sie, aus Rottenbach zu entkommen.
Wohin?
Eigentlich gab es nur ein Ziel. Berlin.
Aber wie?
Da sie nun kein Auto mehr hatten, würden sie es mit dem Zug versuchen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Ben lächelte zufrieden über sich selbst.
Er wandte sich an seine übrig gebliebenen Jäger und die beiden gefallenen Engel.
»Sie sind zum Bahnhof unterwegs.«
36.
Sie waren eine Weile schnell gerannt, aber nun mussten sie verschnaufen. Lara stand mit vorgebeugtem Oberkörper neben Damian und keuchte, während er die Gegend beobachtete. Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte, aber sich jetzt irgendwelchen Schwächen hinzugeben, kam nicht infrage. Sie mussten weiter.
»Geht es?«, fragte Damian. Ihm war keinerlei Anstrengung anzusehen, er hielt nur immer wieder seine rechte Hand umklammert und massierte sie.
»Ja. Und bei dir?« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Hand.
»Kein Problem.«
Lara sah ihm an, dass er log und Schmerzen hatte, aber sie wusste auch, dass es sinnlos war nachzuhaken.
Sie hatten den Ortskern erreicht und mussten sich jetzt entscheiden, in welche Richtung sie wollten.
»Sollen wir zum Bahnhof gehen?«, fragte Lara.
»Ja, wir müssen raus aus Rottenbach.«
»Aber werden sie uns da nicht zuerst suchen?«
»Wahrscheinlich, aber sie können sich nicht sicher sein, also werden sie sich aufteilen.«
»Du weißt nicht, wie viele Gegner uns gegenüberstehen«, gab Lara zu bedenken.
»Nein, aber nach dem Gemetzel vor deinem Haus können es nicht mehr allzu viele sein. Schade, dass wir nicht wissen, wie der Kampf ausging. Möglicherweise lebt Ben gar nicht mehr und seine Dämonen haben sich zerstreut.« Er seufzte. »Aber davon ausgehen können wir nicht. Und dann sind da auch noch die beiden dunklen Engel. Satan selbst muss sie geschickt haben. Sie sind um einiges gefährlicher als Ben und seine Horde.«
»Warum tut er das?«
»Wer?«
»Satan. Warum hetzt er mir gefallene Engel auf den Hals? Er weiß doch, dass ich keine Wahl habe und
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