Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
weit von ihm entfernt, versuchte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, mit einer Schaufel der weißen Massen Herr zu werden und den Eingang frei zu schippen. Ansonsten sah er niemand.
    »Komm«, sagte er zu Lara und zog sie mit sich. »Lass uns sehen, wann der nächste Zug nach Stuttgart fährt.«
    »Kann ich dir auch so sagen«, meinte Lara, die sich den Schal um das Gesicht gewickelt hatte und immer noch keuchend mit den Füßen aufstampfte. »Jede volle Stunde.«
    Er blickte zur Bahnhofsuhr hoch. Kniff die Augen zusammen. Noch zehn Minuten. Wieder wanderte sein Blick umher. Von Feinden war nichts zu sehen. Vielleicht hatten sie Glück.
    »Ein heißer Kaffee wäre jetzt nicht schlecht«, sagte Lara. »Auf dem Bahnsteig gibt es einen Automaten.«
    Sie konnten ebenso gut dort auf den Zug warten.
    »Okay, lass uns dort hingehen.«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter. Schweigend überquerten sie den kleinen Platz vor dem Bahnhof, gingen rechts am Gebäude vorbei und betraten den einzigen Bahnsteig.
    Damian sah die Gleise entlang. Undurchdringliches Grau vermittelte ihm das Gefühl, von der Welt abgeschnitten zu sein.
    Der Kaffeeautomat blinkte schon von Weitem. Ein großer roter Metallkasten, dessen Außenwerbung heißen, wohlschmeckenden Kaffee versprach. Damian suchte in seiner Manteltasche nach Kleingeld.
    »Was willst du?«, fragte er Lara.
    »Cappuccino.«
    Er warf die Münzen ein. Es klapperte, dann erschien ein weißer Plastikbecher, der mit Zischen und Schnarren gefüllt wurde. Er griff mit der linken Hand danach, weil er seiner rechten Hand nicht traute. Der Kaffee war wirklich heiß, denn er verbrannte sich fast die Finger, als er Lara den Becher reichte.
    Sie schob ihren Schal herunter, umfasste mit beiden Händen den Becher und blies hinein. Lara nippte an ihrem Kaffee. »Gar nicht schlecht, du solltest dir auch einen rauslassen.«
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um den Bahnsteig erneut in Augenschein zu nehmen.
    Noch vier Minuten.
    Der Zeiger der Bahnhofsuhr bewegte sich quälend langsam, so als wolle er ihm seine Ohnmacht vor Augen führen. Damian fluchte stumm und wenig engelhaft.
    Dann spürte er sie.
    Langsam wandte er sich um.
    »Was ist?«, fragte Lara, sie musste es in seinen Augen gesehen haben. Sie drehte sich ebenfalls um und blickte angestrengt in die Richtung, die Damian angespannt fixierte.
    Aus dem Grau heraus schälten sich Gestalten, die bald als Ben, Nakamesh, Beknathar und die Dämonen erkennbar wurden. Alle hatten menschliche Gestalt angenommen und wirkten wie eine Gruppe junger Menschen, die vielleicht zur Arbeit oder zur Uni unterwegs waren. Mit gelassenen Schritten kamen sie auf die beiden zu. Damian sah Bens siegessicheres Grinsen. Auf den Gesichtern der dunklen Engel hingegen lag grimmige Entschlossenheit. Die Dämonen in Menschengestalt wirkten wachsam, lauernd. Nur das Antlitz des Mädchens war wutverzerrt. Damian beachtete sie nicht. Von ihr würde kaum Gefahr ausgehen. Er musste die gefallenen Engel im Auge behalten, aber durfte auch Ben nicht unterschätzen. Er schob Lara hinter sich, sodass sie vor einem direkten Angriff geschützt war. Dann ging er in Kampfstellung.
    Noch zwei Minuten, bis der Zug einfahren würde.
    Zwei Minuten zu spät, dachte Damian. Es gab kein Entkommen. Sicher, sie konnten versuchen wegzulaufen, aber nach nur wenigen Metern würde man sie stellen. Dann käme der Angriff aus ihrem Rücken. Es war besser, jetzt und hier zu kämpfen.
    Ben blieb fünf Meter vor ihnen stehen. Seine Hand bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun. Auf seinem hübschen Gesicht lag ein arroganter Zug.
    »Gib mir Lara«, sagte er ruhig.
    Damian machte sich erst gar nicht die Mühe, ihm zu antworten. Sein Blick war auf Beknathar gerichtet, der ihn kalt lächelnd ansah. Damian ballte die rechte Hand zur Faust und sein Schwert erschien mit einem goldenen Leuchten. Als er den Griff fest umschloss, schoss ein betäubender Schmerz durch seinen Arm, aber er biss die Zähne zusammen und ignorierte ihn.
    »Na, na«, sagte Ben. »Das ist nicht nötig. Gib uns einfach das Mädchen und niemand wird etwas geschehen.«
    Damian schob seinen linken Fuß vor. Auf dem Bahnsteig war es glatt, er durfte nicht ausrutschen. Er hob das Schwert hoch. Die Spitze der Klinge zeigte nun direkt auf Bens Gesicht.
    »Ich werde nur Augen für dich haben, Junge. Du stirbst als Erster.«
    Bens Lächeln wurde breiter. »Schade, ich dachte, wir könnten uns friedlich einigen. Immerhin warst du mal ein

Weitere Kostenlose Bücher