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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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aus.
      »Ich bin sehr verwundert, daß ich mit meiner ganz einfachen Kriegslist einen so gewieften Shikari hereinlegen konnte«, sagte Holmes. »Dabei hätte sie Ihnen doch vertraut sein müssen. Haben Sie nicht einen kleinen Jungen an einem Baum festgebunden und währenddessen oben mit dem Gewehr gesessen und darauf gewartet, daß der Köder Ihnen den Tiger anlockt? Dieses leere Haus hier ist mein Baum, und Sie sind mein Tiger. Sie hatten damals womöglich noch mehrere Gewehre in Reserve, für den Fall, daß mehrere Tiger kamen oder daß Sie – was sehr unwahrscheinlich gewesen wäre – das Tier verfehlten. Diese Männer« – er wies auf uns –, »sind meine zusätzlichen Gewehre. Die Parallele stimmt genau.«
      Colonel Moran tat wütend knurrend einen Satz, aber die Konstabler zogen ihn zurück. Die Raserei auf seinem Gesicht war schrecklich anzusehen.
      »Ich gestehe, in einem haben Sie mich ein bißchen überrascht«, sagte Holmes. »Ich sah nicht voraus, daß auch Sie von diesem leerstehenden Haus und diesem einladenden Fenster Gebrauch machen würden. Ich war der Meinung, Sie würden von der Straße aus operieren, wo mein Freund Lestrade und diese fröhlichen Männer Sie erwarteten. Mit dieser Ausnahme ist alles so gelaufen, wie ich es mir dachte.«
      Colonel Moran wandte sich an den Polizeidetektiv. »Sie mögen einen Grund haben, mich zu verhaften oder nicht«, sagte er, »doch es gibt keinen Grund, mich dem Hohn dieser Person auszusetzen. Wenn ich mich in Händen des Gesetzes befinde, dann sorgen Sie dafür, daß alles gesetzlich zugeht.«
      »Nun, das ist berechtigt«, sagte Lestrade. »Nichts mehr zu sagen, bevor wir gehen, Mr. Holmes?«
      Holmes hatte das mächtige Luftgewehr vom Boden aufgehoben und untersuchte den Mechanismus.
      »Eine bewundernswerte, einmalige Waffe«, sagte er, »lautlos und von gewaltiger Kraft. Ich kenne von Herder, den blinden deutschen Mechaniker, der sie im Auftrag des verstorbenen Professors Moriarty angefertigt hat. Seit Jahren weiß ich schon von ihrer Existenz, hatte aber nie die Gelegenheit, sie in die Hand zu nehmen. Ich empfehle sie Ihrer besonderen Aufmerksamkeit, Lestrade, ebenso die passenden Kugeln.«
      »Sie können sich darauf verlassen, daß wir uns der Dinge annehmen werden, Mr. Holmes«, sagte Lestrade, und die ganze Gesellschaft setzte sich in Richtung Tür in Bewegung.
    »Möchten Sie noch etwas sagen?«
      »Ich möchte nur fragen, welcher Anklage Sie den Vorzug geben?«
      »Welcher Anklage, Sir? Natürlich des versuchten Mordes an Mr. Sherlock Holmes.«
      »Nein, Lestrade. Ich möchte in der Sache nicht erscheinen. Ihnen, allein Ihnen kommt das Verdienst zu, eine bemerkenswerte Verhaftung vorgenommen zu haben. Ja, Lestrade, ich gratuliere Ihnen! Durch Ihre bekannte Mischung aus Schlauheit und Verwegenheit konnten Sie ihn fassen.«
      »Fassen! Wen hab ich gefaßt, Mr. Holmes?«
      »Den Mann, den die ganze Polizei vergebens sucht – Colonel Sebastian Moran, der den Ehrenwerten Ronald Adair mit einem Explosivgeschoß aus einem Luftgewehr am 30. des letzten Monats durch ein offenes Fenster im zweiten Stock des Hauses Park Lane 427 erschossen hat. So lautet die Anklage, Lestrade. Und jetzt, Watson, falls Ihnen Zugluft durch eine zerbrochene Scheibe nichts ausmacht, denke ich, daß eine halbe Stunde in meinem Arbeitszimmer bei einer Zigarre Ihnen eine nützliche Unterhaltung eintragen könnte.«
      Unsere alte Wohnung war unverändert, dank der Aufsicht von Mycroft Holmes und der immerwährenden Fürsorge von Mrs. Hudson. Als ich eintrat, erstaunte mich zwar eine ungewohnte Ordnung, doch war das Charakteristische des Zimmers erhalten. Da war die Ecke für die chemischen Experimente und der Tisch mit der rohen, von Säureflecken bedeckten Holzplatte. Auf dem Regal standen die schrecklichen Notizhefte und Nachschlagebücher, die manche unserer Mitbürger so gern verbrannt hätten. Auch die Diagramme, den Violinkasten und den Pfeifenständer gab es noch – sogar den persischen Pantoffel, in dem der Tabak aufbewahrt wurde. All das erfaßte mein Blick, als ich umherschaute. Zwei Gäste waren im Zimmer: Mrs. Hudson, die uns entgegenstrahlte, und dann die seltsame Puppe, die eine so bedeutende Rolle in den abendlichen Abenteuern gespielt hatte. Die Wachsnachbildung meines Freundes war farbig und mit solch bewundernswerter Genauigkeit angefertigt, daß sie ihm aufs Haar glich. Sie befand sich auf einem kleinen Podest und war

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