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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hochklassigen Unternehmungen ein, für die ein gewöhnlicher Verbrecher nicht zu gebrauchen war. Vielleicht erinnern Sie sich an den Tod von Mrs. Stewart aus Lauder, 1887. Nicht? Nun, ich bin sicher, daß Moran dahintersteckte; es konnte ihm nur nichts bewiesen werden. So schlau war der Colonel getarnt, daß wir ihn nicht einmal beschuldigen konnten, als die Moriarty-Bande aufflog. Erinnern Sie sich an den Tag, als ich in Ihre Wohnung kam und die Fensterläden schloß, aus Angst vor Luftgewehren? Zweifellos hielten Sie mich auch damals für bizarr. Ich wußte genau, was ich tat, denn ich wußte von der Existenz dieses außeror dentlichen Gewehrs und wußte auch, daß es sich in der Hand eines der besten Schützen der Welt befand. Als wir in der Schweiz waren, folgten uns Moriarty und er, und sicherlich war er es, der mir die üblen fünf Minuten an der Wand von Reichenbach bereitete.
      Sie können sich wohl vorstellen, daß ich während meines Aufenthalts in Frankreich die Zeitungen mit einiger Aufmerksamkeit gelesen habe, immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, ihn dingfest zu machen. Solange er sich frei in London bewegte, war mein Leben wirklich nicht lebenswert. Tag und Nacht hätte sein Schatten über mir gelegen, und früher oder später mußte seine Chance kommen. Was konnte ich tun? Ich hätte ihn beim ersten Zusammentreffen nicht niederschießen können, sonst wäre ich selber auf die Anklagebank gekommen. Mich an die Polizei zu wenden wäre nutzlos gewesen. Die können nicht in eine Sache eingreifen, die ihnen als wilder Verdacht vorkommen muß. Ich konnte also nichts unternehmen. Aber ich verfolgte die Meldungen über Verbrechen und wußte, daß ich ihn früher oder später kriegen würde. Dann ereignete sich der Mord an diesem Ronald Adair. Meine Chance war endlich doch gekommen! War es nicht nach allem, was ich wußte, sicher, daß Colonel Moran der Täter sein mußte? Er hatte mit dem Burschen Karten gespielt; er war ihm nach Hause gefolgt; er hatte ihn durch das offene Fenster erschossen. Daran konnte es keinen Zweifel geben. Allein die Kugeln genügten, um seinen Hals in die Schlinge zu bringen. Ich kam sofort nach England. Sein Spitzel sah mich, und er würde, das wußte ich, die Aufmerksamkeit des Colonels auf meine Anwesenheit lenken. Und der konnte nicht anders, als meine plötzliche Rückkehr mit seinem Verbrechen in Verbindung zu bringen, und würde sich schrecklich alarmiert fühlen. Ich war mir sicher, er würde den Versuch unternehmen, mich sofort aus dem Weg zu räumen, und zu diesem Zweck seine mörderische Waffe einsetzen. Ich baute ihm ein ausgezeichnetes Ziel im Fenster auf und bezog meinen Posten, nachdem ich die Polizei davon in Kenntnis gesetzt hatte, daß ihre Anwesenheit nötig sein könnte – übrigens, Watson, haben Sie die Polizisten mit unfehlbarer Genauigkeit in dem Hauseingang entdeckt, einem, wie ich dachte, klug gewählten Beobachtungspunkt. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, daß er denselben Platz für seinen Angriff aussuchen würde. Nun, mein lieber Watson, bleibt mir noch etwas zu erklären?«
      »Ja«, sagte ich. »Sie haben Colonel Morans Motiv für seinen Mord an dem Ehrenwerten Ronald Adair noch nicht aufgedeckt.«
      »Ach, mein lieber Watson, da geraten wir in das Reich der Vermutungen, in dem selbst der schärfste Geist irren kann. Jeder sollte sich seine eigene Hypothese zurechtzimmern, nach dem, was bis jetzt an Beweisen vorliegt, und Ihre wäre dann genauso richtig wie die meine.«
      »Haben Sie sich denn schon eine zurechtgezimmert?«
      »Ich denke, die Tatsachen sind nicht schwierig zu erklären. Bei der Voruntersuchung kam zutage, daß Colonel Moran und der junge Adair gemeinsam eine ziemliche Summe Geldes gewonnen hatten. Moran ist zweifellos ein Falschspieler – das wußte ich schon seit langem. Ich glaube, an dem Tag des Mords hatte Adair entdeckt, daß Moran betrog. Sehr wahrscheinlich sprach er mit ihm im Vertrauen und drohte ihn bloßzustellen, wenn er nicht freiwillig seine Mitgliedschaft in dem Club aufgab und versprach, nie wieder Karten zu spielen. Es ist unwahrscheinlich, daß ein junger Bengel wie Adair auf der Stelle einen fürchterlichen Skandal gemacht hätte, indem er einen wohlbekannten Mann bloßstellte, der viel älter war als er. Wahrscheinlich ist er so vorgegangen, wie ich es dargestellt habe. Der Ausschluß aus dem Club hätte für Moran, der von den unrechtmäßigen Gewinnen lebte, den Ruin bedeutet. Deshalb

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