Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
selbst begleiten.«
      »Aber, bitte, keine Namen!« sagte Holmes, als wir an Gilchrists Tür klopften. Ein hochgewachsener, flachshaariger schlanker junger Bursche öffnete und hieß uns willkommen, als er unser Anliegen hörte. Drinnen gab es einige wirklich seltene Stücke mittelalterlicher Wohnkultur. Holmes war von einem so sehr bezaubert, daß er darauf bestand, es in sein Notizbuch abzuzeichnen. Dabei brach sein Bleistift ab, und er mußte sich einen von dem Studenten ausleihen und dann auch ein Messer, um den eigenen wieder anzuspitzen. Dasselbe seltsame Mißgeschick passierte ihm in der Wohnung des Inders – eines kleinen, stillen, hakennasigen Burschen, der uns scheel betrachtete und offensichtlich froh war, als Holmes’ architektonische Studien zu einem Ende kamen. In beiden Fällen konnte ich nicht beobachten, daß Holmes den Anhaltspunkt gefunden hätte, nach dem er suchte. Nur im dritten Stockwerk erwies sich unser Besuch als ein Fehlschlag. Auf unser Klopfen wurde die äußere Tür nicht geöffnet, und nichts als ein Strom wüster Worte drang nach außen.
      »Mich schert nicht, wer Sie sind. Gehen Sie zum Teufel«, brüllte eine wütende Stimme. »Morgen ist das Examen, und ich lasse mich durch niemanden ablenken.«
      »Ein rüder Kerl«, sagte unser Führer, rot vor Ärger, als wir uns über die Treppe zurückzogen. »Natürlich wußte er nicht, daß ich es war, der klopfte, aber nichtsdestoweniger war das ein sehr unhöfliches und unter den gegebenen Umständen ziemlich verdächtiges Benehmen.«
      Holmes’ Erwiderung war eigenartig.
      »Können Sie mir genau sagen, wie groß er ist?« fragte er.
      »Das kann ich wirklich nicht, Mr. Holmes. Er ist größer als der Inder, nicht so groß wie Gilchrist. Ich nehme an, fünf Fuß sechs Inch könnte stimmen.«
      »Das ist sehr wichtig zu wissen«, sagte Holmes. »Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Mr. Soames.
      »Aber, lieber Gott, Mr. Holmes«, rief der Tutor laut vor Überraschung und Unbehagen, »Sie wollen doch nicht so ohne weiteres weggehen? Sie scheinen die Lage nicht richtig beurteilen zu können. Morgen ist die Prüfung. Ich muß heute abend noch einen Entschluß fassen. Ich kann nicht zulassen, daß die Prüfung morgen stattfindet, wenn eine der Unterlagen eingesehen worden ist. Wir müssen uns der Situation stellen.«
      »Sie müssen die Sache lassen, wie sie ist. Morgen ganz früh werde ich bei Ihnen vorbeikommen, dann können wir alles noch einmal durchsprechen. Möglicherweise bin ich dann schon in der Lage, Ihnen ein bestimmtes Vorgehen vorzuschlagen. Ändern Sie inzwischen nichts – überhaupt nichts.«
      »Sehr wohl, Mr. Holmes.«
      »Sie können ganz beruhigt sein. Wir werden sicher einen Weg aus Ihren Schwierigkeiten finden. Ich nehme den dunklen Kitt mit, auch die Bleistiftspäne. Auf Wiedersehen.«
      Aus dem dunklen Hof blickten wir noch einmal hoch zu den Fenstern. Der Inder ging nach wie vor in seinem Zimmer auf und ab. Die anderen waren nicht zu sehen.
      »Nun, Watson, was halten Sie von alldem?« fragte Holmes, als wir auf der Hauptstraße waren. »Ein kleines Gesellschaftsspiel – so was wie ein Kunststückchen mit drei Karten, oder? Da haben Sie die drei jungen Männer. Einer von ihnen muß es sein. Treffen Sie die Wahl, Watson. Welcher ist Ihr Mann?«
      »Der Bursche mit der Schandschnauze aus der obersten Etage. Er ist der mit dem schlechtesten Ruf. Aber auch der Inder scheint ein verschlagener Kerl. Warum tigert der andauernd in seinem Zimmer umher?«
      »Damit hat es nichts auf sich. Das machen viele, wenn sie etwas auswendig zu lernen versuchen.«
      »Er hat uns so schief angesehen.«
      »Das würden Sie auch tun, wenn eine Herde Fremder auf Sie einstürmt, und Sie hätten am nächsten Tag ein Examen abzulegen und jede Sekunde wäre wertvoll. Nein, dahinter vermute ich nichts. Bleistifte, Messer – alles war in Ordnung. Aber der andere Bursche, der verwirrt mich wirklich.«
      »Welcher?«
      »Na, Bannister, der Diener. Was für eine Rolle spielt er?«
      »Er hat auf mich den Eindruck eines völlig ehrlichen Menschen gemacht.«
      »Auf mich auch. Das ist ja das Verwirrende. Warum sollte ein völlig ehrlicher Mann… Hallo, ein großes Schreibwarengeschäft. Hier werden wir mit unseren Nachforschungen beginnen.«
      Es gab in der ganzen Stadt nur vier Schreibwarenhändler von einiger Bedeutung, und bei jedem zog Holmes seine Bleistiftspäne hervor

Weitere Kostenlose Bücher