Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
Vernehmen nach, zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht. Hinter dem Haus gibt es jedoch noch einen kleinen Holzhof, und in der vergangenen Nacht gegen zwölf Uhr wurde Alarm geschlagen, weil einer der Holzstapel in Flammen stand. Die Feuerwehr war bald am Ort, aber das trockene Holz brannte wie entfesselt, und es war unmöglich, die Feuersbrunst einzudämmen, bis der Stoß ganz niedergebrannt war. Bis hierher machte das Geschehnis den Eindruck des Zufälligen, aber ei nige nebenher getroffene Feststellungen scheinen, auf ein ernstes Verbrechen hinzudeuten. Überraschenderweise war der Grundstücksbesitzer bei dem Feuer nicht zugegen, und die Befragung erwies, daß er aus dem Haus verschwunden ist. Eine Untersuchung seines Zimmers zeigte, daß niemand in dem Bett geschlafen hatte, daß der dort befindliche Safe offenstand, daß einige wichtige Papiere im Raum verstreut lagen; und schließlich gab es Anzeichen für einen mörderischen Kampf. Man entdeckte schwache Blutspuren und einen Spazierstock aus Eiche, an dessen Krücke sich ebenfalls Blutspuren befanden. Es ist bekannt geworden, daß Mr. Jonas Oldacre in der Nacht in seinem Schlafzimmer einen späten Besucher empfangen hatte, und der gefundene Stock ist als Eigentum dieser Person identifiziert worden, eines jungen Londoner Anwalts namens John Hector McFarlane, Juniorpartner von Graham & McFarlane, Gresham Buildings 426, E. C. Die Polizei glaubt, daß sie Beweise besitzt, die ein überzeugendes Motiv für ein Verbrechen liefern. Nach alledem bleibt kein Zweifel, daß sensationelle Enthüllungen bevorstehen.
Nach Redaktionsschluß: Während des Drucks geht uns das Gerücht zu, daß Mr. John Hector McFarlane bereits wegen Verdacht auf Mord an Mr. Jonas Oldacre verhaftet worden sein soll. Gewiß ist zumindest, daß ein Haftbefehl ausgestellt wurde. Bei den Untersuchungen in Norwood hat es weitere schwerwiegende Entdeckungen gegeben. Neben den Anzeichen für einen Kampf im Zimmer des unglücklichen Baumeisters weiß man nun auch, daß das französische Fenster des Raumes (der sich im Erdgeschoß befindet) offen vorgefunden wurde und Spuren vorliegen, die darauf hindeuten, daß ein großer Gegenstand zu dem Holzstoß hinübergeschleift wurde. Schließlich wurde erklärt, man habe in der Asche des Holzfeuers verkohlte tierische Überreste gefunden. Die Polizei nimmt an, daß ein höchst sensationelles Verbrechen verübt, das Opfer in seinem eigenen Schlafzimmer totgeschlagen und seiner Papiere beraubt worden ist, die Leiche zu dem Holzstapel geschleppt wurde, den man dann angezündet hat, um so alle Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Die Leitung der Untersuchung liegt in den erfahrenen Händen von Inspektor Lestrade von Scotland Yard, der den Spuren mit Scharfsinn und gewohnter Tatkraft nachgeht.«
Sherlock Holmes lauschte mit geschlossenen Augen und aneinandergelegten Fingerspitzen diesem bemerkenswerten Bericht.
»Der Fall hat gewiß einige interessante Punkte«, sagte er in seiner matten Art. »Darf ich erst einmal fragen, Mr. McFarlane, wie es kommt, daß Sie sich noch in Freiheit befinden, da es doch anscheinend genügend Beweise gibt, Ihre Festnahme zu rechtfertigen?«
»Ich wohne bei meinen Eltern in Blackheath, ›Torrington Lodge‹, Mr. Holmes; doch während der letzten Nacht, da ich sehr spät noch geschäftlich mit Mr. Jonas Oldacre zu tun hatte, bin ich in einem Hotel in Norwood geblieben und wollte von dort zu meiner Arbeit fahren. Ich wußte nichts von der Affäre, bis ich im Zug las, was Sie eben gehört haben. Sofort erkannte ich die fürchterliche Gefahr, in der ich mich befand, und eilte, den Fall in Ihre Hände zu legen. Ich zweifle nicht, daß man mich zu Hause oder in meiner Kanzlei in der Stadt bereits verhaftet hätte. Ein Mann ist mir ab London Bridge-Station gefolgt, und ich hege keinen Zweifel… Großer Gott, was ist das?«
Es war das Läuten der Hausglocke, dem alsbald schwere Schritte auf der Treppe folgten. Einen Augenblick später stand unser alter Freund Lestrade in der Tür. Über seine Schulter hinweg erblickte ich ein oder zwei uniformierte Polizisten.
»Mr. John Hector McFarlane!« sagte Lestrade.
Unser unglücklicher Klient erhob sich todbleichen Gesichts.
»Ich verhafte Sie wegen des Verdachts auf vorsätzlichen Mord an Mr. Jonas Oldacre aus Lower Norwood.«
McFarlane wandte sich uns mit dem Ausdruck der Verzweiflung zu und sank, als hätte man ihn niedergeschlagen, zurück auf den
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