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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gehört haben.
      Er war kaum verhallt, als sich etwas Erstaunliches ereignete. Hinten im Korridor öffnete sich an einer Stelle, wo eine solide Wand zu sein schien, plötzlich eine Tür, und ein dürrer Mann sprang heraus wie ein Kaninchen aus dem Bau.
      »Hervorragend«, sagte Holmes gelassen. »Watson, einen Eimer Wasser übers Stroh. Das genügt. Lestrade, erlauben Sie mir, Ihnen Ihren fehlenden Hauptzeugen vorzustellen: Mr. Jonas Oldacre.«
      Der Detektiv starrte den Neuankömmling in blankem Staunen an. Der wiederum blinzelte in das helle Licht des Korridors und sah dann auf uns und auf das qualmende Stroh. Es war ein unangenehmes Gesicht – schlau, verschlagen, boshaft, mit unruhigen hellgrauen Augen und weißen Wimpern.
      »Was ist denn das?« sagte Lestrade schließlich. »Was haben Sie die ganze Zeit gemacht?«
      Oldacre lachte gequält und schrak vor dem knallroten Gesicht des wütenden Detektivs zurück.
      »Ich habe nichts Böses getan.«
      »Nichts Böses? Sie haben Ihr Bestes getan, einen unschuldigen Mann an den Galgen zu bringen. Wenn dieser Herr nicht gewesen wäre, ich bin nicht sicher, ob Sie nicht doch Erfolg gehabt hätten.«
      Der elende Wicht fing an zu wimmern.
      »Ich versichere, Sir, es war nur ein Spaß.«
      »Ach, ein Spaß, wirklich? Sie werden keinen Lacher auf Ihrer Seite haben, das verspreche ich Ihnen. Führen Sie ihn hinunter und halten Sie ihn im Wohnzimmer, bis ich komme. Mr. Holmes«, fuhr er fort, als die anderen gegangen waren, »ich konnte vor den Konstablern nicht sprechen, aber es macht mir nichts aus, in Gegenwart von Dr. Watson zu sagen, daß dies der glänzendste Streich war, der Ihnen bisher gelungen ist, obwohl es mir ein Rätsel bleibt, wie Sie dahintergekommen sind. Sie haben das Leben eines unschuldigen Mannes gerettet und einen sehr schweren Skandal verhütet, der meinen Ruf bei der Polizei ruiniert hätte.«
      Holmes lächelte und schlug Lestrade auf die Schulter.
      »Statt daß Ihr Ruf ruiniert wurde, mein lieber Herr, werden Sie jetzt finden, daß er gewaltig gestiegen ist. Bringen Sie ein paar Änderungen in Ihrem Rapport an, den Sie da schreiben, und jeder wird begreifen müssen, wie schwer es ist, Inspektor Lestrade Sand in die Augen zu streuen.«
      »Sie möchten nicht, daß Ihr Name erscheint?«
      »Auf keinen Fall. Die Arbeit findet ihren Lohn in sich. Vielleicht werde ich meinen Lohn eines fernen Tages empfangen, wenn ich meinem eifrigen Chronisten erlaube, noch einmal die Narrenkappe aufzusetzen – wie, Watson? Jetzt aber wollen wir nachsehen, wo diese Ratte gehaust hat.«
      Eine Wand aus Latten und Gips war quer über den Korridor, sechs Fuß vor seinem Ende, gezogen und mit einer unsichtbaren Tür versehen worden. Der so entstandene Raum erhielt durch Schlitze im Dach sein Licht. In dem Verschlag waren einige Möbel und ein Vorrat an Lebensmitteln und Wasser, außerdem eine Anzahl Bücher und Papiere.
      »Das ist der Vorteil, wenn man Baumeister ist«, sagte Holmes, als wir wieder hinaustraten. »Er konnte, ohne jemanden ins Vertrauen ziehen zu müssen, sein Versteck einrichten, abgesehen natürlich von seiner Perle von Haushälterin, die ich an Ihrer Stelle, Lestrade, sofort meiner Sammlung einverleiben würde.«
      »Ich werde Ihren Rat befolgen. Aber woher wußten Sie von dem Verschlag, Mr. Holmes?«
      »Ich ging davon aus, daß sich der Bursche im Haus verbarg. Als ich den Korridor ausschritt und herausfand, daß er sechs Fuß kürzer ist als der darunterliegende, war mir sonnenklar, wo er steckte. Ich überlegte, daß er wahrscheinlich nicht die Nerven haben würde, bei Feueralarm ruhig liegenzubleiben. Selbstverständlich hätten wir hingehen und ihn festnehmen können, aber mir war es ein Vergnügen, ihn dahinzubringen, daß er sich selbst entlarvte; außerdem schuldete ich Ihnen ein bißchen Hokuspokus, Lestrade, wegen Ihres Spotts heute morgen.«
      »Gut, Sir, in dem Punkt haben Sie gleichgezogen. Aber woher in aller Welt wußten Sie, daß er überhaupt im Haus war?«
      »Der Daumenabdruck, Lestrade. Sie sagten, er sei entscheidend, und so war es auch, aber in einem ganz anderen Sinn. Ich wußte, gestern war er noch nicht da. Ich widme einen guten Teil meiner Aufmerksamkeit den Einzelheiten, wie Sie beobachtet haben werden, und ich hatte die Halle untersucht und war sicher, daß die Wand sauber gewesen ist. Deshalb mußte der Daumenabdruck während der Nacht angebracht worden

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