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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Pfund im Jahr geben, was sicherlich eine blendende Bezahlung ist. So endete die Unterhaltung damit, daß ich sein Angebot akzeptierte, und ich fuhr nach Chiltern Grange, das liegt ungefähr sechs Meilen von Farnham entfernt. Mr. Carruthers ist Witwer, aber er hat eine Haushälterin angestellt, eine sehr respektable ältere Frau, Mrs. Dixon, die sich um seine Wohnung kümmert. Das Kind ist lieb, und alles schien sich gut zu entwickeln, und wir verbrachten höchst angenehme Abende miteinander. Jedes Wochenende fuhr ich zu meiner Mutter in die Stadt.
      Den ersten Stoß erlitt mein Glück durch die Ankunft von Mr. Woodley mit dem roten Schnurrbart. Er kam für eine Woche auf Besuch, und ach: die Zeit ist mir wie drei Monate vorgekommen! Ein schrecklicher Mensch. Ein fürchterlicher Aufschneider, ganz gleich, wen er vor sich hat; aber mir gegenüber hat er sich noch unendlich schlechter benommen. Er wollte mir seine Liebe aufdrängen, rühmte sich seines Reichtums, versprach mir die schönsten Diamanten von London, wenn ich ihn heiratete, und schließlich, als ich nichts mit ihm zu tun haben wollte, riß er mich eines Tages nach dem Dinner in seine Arme. Er war schrecklich stark – und er schwor, er würde mich nicht loslassen, bis ich ihn geküßt hätte. Mr. Carruthers kam herein und zog ihn von mir weg; daraufhin hat er sich gegen seinen Gastgeber gewandt, ihn niedergeschlagen und ihm eine offene Wunde im Gesicht beigebracht. Das war das Ende des Besuchs, wie Sie sich vorstellen können. Mr. Carruthers hat sich am nächsten Tag entschuldigt und mir versichert, daß ich nie wieder solch einer Beleidigung ausgesetzt sein sollte. Seitdem habe ich Mr. Woodley nicht mehr gesehen.
      Jetzt, Mr. Holmes, komme ich darauf, warum ich mich entschlossen habe, Sie heute um Ihren Rat zu fragen. Sie müssen wissen, daß ich jeden Samstagvormittag mit dem Fahrrad zum Bahnhof von Farnham fahre, um den Zug um zwölf Uhr zweiundzwanzig in die Stadt zu bekommen. Die Straße nach Chiltern Grange ist einsam, besonders die Stelle, wo sich über eine Meile auf der einen Seite die Heide von Charlington hinzieht, auf der anderen Seite liegen die Wälder rund um Charlington Hall. Sie können sich kein einsameres Stück Straße vorstellen, und es geschieht selten, daß eine Karre oder ein Bauer vorbeikommt, bis man die Landstraße in der Nähe von Crooksbury Hill erreicht hat. Vor zwei Wochen radelte ich auf diesem Stück der Straße und sah zufällig über die Schulter zurück; ungefähr zweihundert Yard hinter mir sah ich einen Mann, auch auf einem Fahrrad. Er schien mittleren Alters und trug einen kurzen, dunklen Bart. Ehe ich Farnham erreichte, guckte ich noch einmal zurück, aber der Mann war weg, und so dachte ich nicht mehr an ihn. Aber Sie können sich vorstellen, wie erstaunt ich war, Mr. Holmes, als ich bei meiner Rückkehr am Montag denselben Mann wieder auf demselben Abschnitt der Straße sah. Mein Erstaunen wuchs, als sich der Zwischenfall wiederholte, genau wie beim erstenmal am Samstag und am Montag. Der Mann hielt immer den Abstand ein und belästigte mich in keiner Weise; aber das Ganze kam mir sehr sonderbar vor. Ich erzählte es beiläufig Mr. Carruthers, und ihn schien es zu interessieren; er erklärte, er habe Pferd und Wagen bestellt, so daß ich in Zukunft nicht mehr ohne Begleitung auf der einsamen Straße zu fahren brauchte.
      Das Pferd und der Wagen sollten in dieser Woche kommen, aber aus irgendeinem Grunde wurden sie nicht geliefert, und ich mußte wieder mit dem Rad zum Bahnhof. Das war heute morgen. Sie können sich denken, daß ich aufmerksam Ausschau hielt, als ich die Heide von Charlington erreichte, und, wie es nicht anders sein konnte, der Mann war wieder da, wie vor zwei Wochen. Er hielt sich immer so weit von mir entfernt, daß ich sein Gesicht nicht erkennen konnte; aber ich bin sicher, daß es jemand ist, den ich nicht kenne. Er trug einen dunklen Anzug und eine Tuchmütze. Das einzige, das ich von seinem Gesicht genau sehen konnte, war sein dunkler Bart. Heute war ich über sein Auftauchen nicht erschrocken, es erregte vielmehr meine Neugier, und ich beschloß herauszufinden, wer er ist und was er will. Ich fuhr langsamer, er aber auch. Dann hielt ich an, und er hielt auch. Da stellte ich ihm eine Falle. Die Straße macht eine scharfe Kurve, und ich fuhr sehr schnell in sie hinein, stoppte und wartete. Ich nahm an, er würde durch die Kurve und an mir vorbeischießen. Er kam nicht. Ich ging dann

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