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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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der Anstalt zusammengerufen – Jungen, Lehrer, Dienstboten. Dadurch stellten wir fest, daß Lord Saltire nicht allein ge flohen ist. Heidegger, der deutsche Lehrer, fehlte. Sein Zimmer liegt in der zweiten Etage am anderen Ende des Gebäudes und geht auch auf den Garten hinaus. Sein Bett war ebenfalls benutzt; aber er hat das Haus anscheinend halb bekleidet verlassen, da sein Hemd und seine Socken auf dem Fußboden lagen. Er hat sein Zimmer zweifellos über das Efeuspalier verlassen, denn wir entdeckten die Abdrücke seiner Füße dort, wo er auf dem Rasen gelandet war. Sein Fahrrad stand in einem kleinen Schuppen neben dem Rasen; er ist mit dem Fahrrad verschwunden.
      Der Mann hat zwei Jahre für mich gearbeitet und war mit den besten Empfehlungen gekommen; aber er war ein schweigsamer, mürrischer Mensch, nicht sehr beliebt, weder bei Lehrern noch bei Schülern. Von den Flüchtlingen fehlt jede Spur, und jetzt, am Donnerstag morgen, sind wir nicht klüger als am Dienstag. Natürlich fragten wir sofort in Holdernesse Hall nach. Der Wohnsitz liegt nur fünf Meilen entfernt, und wir dachten, der Junge sei in einem besonders heftigen Anfall von Heimweh zu seinem Vater zurückgegangen; aber dort hatte man nichts von ihm gehört. Der Duke ist sehr erregt – und was mich angeht: Sie haben ja selber gesehen, in welchen Zustand nervlicher Erschöpfung mich die Ungewißheit und Verantwortung gebracht haben. Mr. Holmes, wenn Sie je alle Ihre Kräfte einsetzen sollten, so bitte ich Sie: Tun Sie es jetzt! Nie mehr im Leben werden Sie auf einen Fall treffen, der dessen würdiger wäre.«
      Sherlock Holmes hatte mit äußerster Anteilnahme der Erzählung des unglücklichen Schulleiters gelauscht. Seine zusammengezogenen Augenbrauen und die tiefe Kerbe zwischen ihnen zeigten, daß es keiner Ermunterung bedurfte, die ganze Aufmerksamkeit auf das Problem zu konzentrieren, das – abgesehen von dem gewaltigen Gewinn, der im Spiel war – direkt seine Vorliebe für Kompliziertes und Ausgefallenes ansprechen mußte. Er zog nun sein Notizbuch hervor und brachte einige Gedächtnisstützen zu Papier.
      »Es war sehr nachlässig von Ihnen, daß Sie nicht früher zu mir gekommen sind«, sagte er streng. »Sie schicken mich mit einem ernsthaften Handikap in die Untersuchung. Es ist zum Beispiel unvorstellbar, daß Ihr Efeu und Ihr Rasen einem erfahrenen Rechercheur nichts verraten hätten.«
      »Es ist nicht meine Schuld, Mr. Holmes. Seiner Gnaden war sehr daran gelegen, einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Er fürchtete, das unglückliche Familienleben könnte vors Auge der Öffentlichkeit gezerrt werden. Davor empfindet er eine tiefgehende Angst.«
      »Aber es hat eine amtliche Untersuchung gegeben?«
      »Ja, Sir, und sie hat sich als zutiefst enttäuschend herausgestellt. Eine scheinbar vielversprechende Spur wurde sofort aufgenommen: ein Junge und ein junger Mann waren aufgefallen, die von einem Bahnhof in der Gegend mit einem frühen Zug abfuhren. Gestern abend erreichte uns die Nachricht, daß sie in Liverpool gestellt worden seien, daß sie aber mit der fraglichen Sache nichts zu tun hätten. So bin ich denn in meiner Verzweiflung und Enttäuschung nach einer schlaflosen Nacht mit dem Frühzug geradewegs zu Ihnen gefahren.«
      »Ich nehme an, die Untersuchungen am Ort wurden vernachlässigt, während man diese falsche Spur verfolgte?«
      »Man hat sie ganz fallenlassen.«
      »So daß drei Tage vergeudet sind. Die Angelegenheit ist auf eine höchst bedauernswerte Art gehandhabt worden.«
      »Das scheint mir auch, und ich gebe es zu.«
      »Und doch, meine ich, kann der Fall noch zu einer völligen Lösung gebracht werden. Ich werde mich seiner sehr gern annehmen. Konnten Sie irgendwelche Verbindungen zwischen dem Jungen und dem deutschen Lehrer aufspüren?«
      »Nichts dergleichen.«
      »Gehörte er der Klasse dieses Lehrers an?«
      »Nein. Soviel ich weiß, haben sie nie ein Wort miteinander gewechselt.«
      »Das ist zweifellos sehr sonderbar. Besaß der Junge ein Fahrrad?«
      »Nein.«
      »Wurde ein zweites Fahrrad vermißt?«
      »Nein.«
      »Ist das sicher?«
      »Ganz sicher.«
      »Nun gut. Aber Sie nehmen doch wohl nicht im Ernst an, daß der Deutsche mitten in der Nacht auf dem Fahrrad davongefahren ist und den Jungen im Arm trug?«
      »Gewiß nicht.«
      »Was haben Sie denn für eine Erklärung?«
      »Vielleicht ist die Sache mit dem Fahrrad nur eine

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