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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Finte. Möglicherweise hat er es irgendwo versteckt, und die beiden sind zu Fuß davongegangen.«
      »Möglich; aber wäre das nicht eine unsinnige Finte? Standen in dem Schuppen noch andere Fahrräder?«
      »Mehrere.«
      »Würde er nicht zwei versteckt haben, wenn er den Eindruck erwecken wollte, daß sie mit dem Fahrrad weggefahren sind?«
      »Ich nehme an, er hätte es so gemacht.«
      »Sicherlich hätte er es so gemacht. Mit der Theorie einer Finte kommen wir also nicht weiter. Aber der Umstand ist ein guter Ansatzpunkt für die weitere Untersuchung. Schließlich läßt sich ein Fahrrad gar nicht einfach verstecken oder zerstören. Noch eine Frage: Hat jemand am Tag vor seinem Verschwinden den Jungen sprechen wollen?«
      »Niemand.«
      »Und hat er Briefe bekommen?«
      »Ja, einen Brief.«
      »Von wem?«
      »Von seinem Vater.«
      »Öffnen Sie die Briefe der Jungen?«
      »Nein.«
      »Woher wissen Sie dann, daß er von seinem Vater war?«
      »Das Wappen war auf dem Kuvert, und die Adresse zeigte die pedantischen Schriftzüge des Duke. Außerdem erinnerte er sich, geschrieben zu haben.«
      »Hat er vor diesem noch andere Briefe bekommen?«
      »In den letzten Tagen nicht.«
      »War jemals einer aus Frankreich darunter?«
      »Nein, kein einziger.«
      »Sie wissen natürlich, worauf ich mit der Frage hinauswill. Entweder ist der Junge gewaltsam entführt worden oder aus freien Stücken weggegangen. Im letzteren Falle muß man annehmen, daß jemand von draußen die Anregung gegeben hat, bei einem Jungen dieses Alters. Wenn ihn niemand besucht hat, dann muß die Anregung brieflich gekommen sein. Deshalb werde ich bemüht sein, festzustellen, wer seine Briefpartner waren.«
      »Ich fürchte, ich kann Ihnen dabei nicht viel helfen. Der einzige, mit dem er korrespondierte, war meines Wissens sein Vater.«
      »Der ihm am Tag des Verschwindens schrieb. Waren die Beziehungen zwischen Vater und Sohn sehr herzlich?«
      »Seine Gnaden ist niemals und zu niemandem herzlich. Er ist völlig von gewichtigen öffentlichen Problemen in Anspruch genommen und alltäglichen Gefühlen kaum zugänglich. Aber er war immer auf seine Weise freundlich zu dem Jungen.«
      »Aber dessen Sympathien lagen auf Seiten der Mutter?«
      »Ja.«
      »Hat er das gesagt?«
      »Nein.«
      »Oder der Duke?«
      »Um Himmels willen, nein!«
      »Woher wissen Sie dann davon?«
      »Ich hatte eine vertrauliche Unterredung mit Mr. James Wilder, dem Sekretär Seiner Gnaden. Er war es, der mich über Lord Saltires Gefühle informierte.«
      »Ich verstehe. Übrigens: Hat man diesen letzten Brief des Duke im Zimmer des Jungen gefunden?«
      »Nein, er hat ihn mitgenommen. Aber jetzt, Mr. Holmes, denke ich, daß es Zeit ist, nach Euston aufzubrechen.«
      »Ich werde eine Kutsche bestellen. In einer Viertelstunde stehen wir Ihnen zur Verfügung. Sollten Sie nach Hause telegraphieren, Mr. Huxtable, wäre es gut, wenn Sie dafür sorgten, daß die Leute dort weiterhin glauben, die Untersuchung in Liverpool oder wohin immer die falsche Spur die Meute geführt hat, sei noch im Gang. In der Zwischenzeit werde ich mich unauffällig ein bißchen vor Ihrer Tür umsehen, und vielleicht ist die Spur noch nicht zu kalt, daß zwei alte Jagdhunde wie Watson und ich doch noch Witterung aufnehmen können.«
    Der Abend sah uns bereits in der klaren, erfrischenden Luft des Peak, wo sich die berühmte Schule des Dr. Huxtable befindet. Es war schon dunkel, als wir ankamen. Auf dem Tisch lag eine Visitenkarte; der Butler flüsterte seinem Herrn etwas zu, und der wandte sich dann an uns, Aufregung in jedem Zug seines massigen Gesichts.
      »Der Duke ist hier«, sagte er. »Der Duke und Mr. Wilder, sie sind im Arbeitszimmer. Kommen Sie, meine Herren, ich werde Sie ihm vorstellen.«
      Selbstverständlich kannte ich Bilder des bedeutenden Staatsmannes, aber der Herr selbst machte auf mich einen ganz anderen Eindruck als seine Darstellungen. Er war groß und stattlich, korrekt gekleidet und hatte ein längliches, dürres Gesicht und eine lange, grotesk gebogene Nase. Seine Haut war totenblaß, was in überraschendem Kontrast zu einem lebhaft roten Bart stand, der über eine weiße Weste wallte und durch dessen Fransen die Uhrkette schimmerte. So also sah die hohe Persönlichkeit aus. Der Duke stand mitten auf dem Kaminteppich und blickte uns mit steinernem Gesicht an. Neben ihm stand ein sehr

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