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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hat und daß sie die Frau von Cyril Morton geworden ist, dem Seniorpartner von Morton und Kennedy, der berühmten Elektro firma in Westminster. Williamson und Woodley sind wegen Entführung und Nötigung verurteilt worden, der eine bekam sieben, der andere zehn Jahre. Über Carruthers Geschick besitze ich keine Aufzeichnung; aber ich bin sicher, daß seine Gewalttat vom Gericht als nicht so schwerwiegend angesehen wurde; denn nur Woodley stand in dem Ruf eines höchst gefährlichen Verbrechers, und so glaube ich, daß man ein paar Monate für ausreichend gehalten hat, um dem Recht Genüge zu tun.

Die Internatsschule

    Auf der kleinen Bühne Baker Street erlebten wir einige dramatische Auftritte und Abgänge, aber ich kann mich an nichts erinnern, das überraschender und erschreckender gewesen wäre als das erste Erscheinen von Dr. Thorneycroft Huxtable, M. A., Ph. D. etc. Seine Visitenkarte, die zu klein schien, um die Last seiner akademischen Würden zu tragen, eilte ihm um wenige Sekunden voraus, und dann trat er selber ein – so groß, so prächtig und so würdevoll, daß er wie die fleischgewordene Selbstbeherrschung und Gediegenheit aussah. Und doch war seine nächste Aktion, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, gegen den Tisch zu taumeln und von da zu Boden zu rutschen. Und so lag denn die majestätische Gestalt schlaff und bewußtlos auf dem Bärenfell vor unserem Kamin.
      Wir sprangen auf und standen einige Sekunden in schweigendem Staunen vor dem gewichtigen Wrack, das uns vom jähen Ausbruch eines verderbenbringenden Sturms auf dem Ozean des Lebens kündete. Dann holte Holmes eilends ein Kissen für den Kopf des Besuchers, und ich brachte Kognak für seine Lippen. Das massige weiße Gesicht war von Kummerfalten durchfurcht, die Tränensäcke unter den geschlossenen Augen schimmerten bleifarben, die Winkel des schlaffen Mundes hingen schmerzlich nach unten, das Doppelkinn war unrasiert. Auf Kragen und Hemd lag der Ruß einer langen Reise, und das Haar stand wirr von dem wohlgeformten Haupt ab. Vor uns lag ein schwer geschlagener Mann.
      »Was fehlt ihm, Watson?« fragte Holmes.
      »Völlige Erschöpfung – vielleicht nur Hunger und Müdigkeit«, sagte ich, die Hand an seinem Puls, wo der Strom des Lebens dünn und schwach rieselte.
      »Rückfahrkarte von Mackleton in Nordengland«, sagte Holmes. Er hatte des Billett aus der Uhrtasche gezogen. »Wir haben noch nicht zwölf. Sicherlich ist er früh aufgebrochen.«
      Die gerunzelten Lider zitterten, und dann blickten zwei leere graue Augen zu uns auf. Eine Sekunde später hatte sich der Mann aufgerappelt, das Gesicht hochrot vor Scham.
      »Verzeihen Sie die Schwäche, Mr. Holmes; ich bin ein bißchen überarbeitet. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn ich ein Glas Milch und ein Biskuit bekommen könnte, dann werde ich mich zweifellos besser fühlen. Ich bin selber gekommen, um sicher zu gehen, daß Sie mich zurückbegleiten. Ich fürchtete, ein Telegramm würde Sie nicht von der absoluten Dringlichkeit des Falles überzeugen können.«
      »Wenn Sie etwas erholt sind…«
      »Mir geht es schon wieder ganz gut. Ich weiß nicht, wieso ich diesen Schwächeanfall hatte. Ich möchte, Mr. Holmes, daß Sie im nächsten Zug mit mir nach Mackleton fahren.«
    Mein Freund schüttelte den Kopf.
      »Mein Kollege, Dr. Watson, könnte Ihnen bestätigen, daß wir im Augenblick sehr beschäftigt sind. Ich bin mit dem Fall um die Ferrers-Dokumente beauftragt, und der Abergavenny-Mord geht bald vor Gericht. Nur eine sehr wichtige Sache könnte mich gegenwärtig aus London wegbringen.«
      »Wichtig!« Unser Besucher warf die Hände hoch. »Haben Sie noch nichts von der Entführung des einzigen Sohnes des Duke of Holdernesse gehört?«
      »Was? des früheren Kabinettsministers?«
      »Sehr richtig. Wir waren bemüht, die Angelegenheit aus den Zeitungen herauszuhalten, aber gestern abend hat der ›Globe‹ ein Gerücht verbreitet. Ich dachte, es könnte auch Ihnen zu Ohren gekommen sein.«
      Holmes streckte den langen dünnen Arm aus und zog aus seiner Notizensammlung den Band H heraus.
      »›Holdernesse, sechster Duke, K. G., P. C.‹ – das halbe Alphabet! ›Baron Beverley, Earl of Carston‹ – mein Gott, was für eine Liste! ›LordLieutenant of Hallamshire seit 1900. Heirat mit Edith, Tochter von Sir Charles Appledore, 1888. Erbe und einziger Sohn ist Lord Saltire. Besitzt ungefähr zweihundertfünfzigtausend Acre. Gruben

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