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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Das ist der Teufel, von
dem ich Euch erzählt habe!« Er schrie jetzt. »Verbrennt den Teufel!
Werft ihn auf den Scheiterhaufen!«
Andrej konnte spüren, wie die Stimmung umschlug. Aus den Gesichtern, die Abu Dun und ihm entgegenblickten, starrte ihnen Wut
und Hass entgegen.
»Was zum Teufel…?«, begann von Salm. Er brach ab, machte eine
rasche, kaum wahrnehmbare Geste, und aus Andrejs und Abu Duns
Eskorte lösten sich zwei Soldaten, die den Mann blitzartig in ihre
Mitte nahmen und wegführten. Nur einen Moment später hörte Andrej ein helles Klatschen. Die Schreie des Mannes verstummten.
Aber es war nicht vorbei: Etliche der Umstehenden waren erschrocken zurückgewichen, als die Soldaten den Mann gepackt hatten,
aber längst nicht alle. Aus allen Richtungen der Kirche strömten weitere Menschen herbei. Zwar war der Mann, der die wüsten Beschimpfungen ausgestoßen hatte, verstummt, aber viele hatten ihn
gehört. Seine Anschuldigungen machten rasch die Runde. Ein wachsendes und drohender werdendes Murren und Raunen ertönte in der
Menge, und eine Mischung aus Angst und Wut breitete sich unter
den Männern und Frauen aus.
Andrej warf von Salm einen raschen, mahnenden Blick zu, den dieser mit einem kaum angedeuteten Nicken beantwortete. Anscheinend
hatte auch von Salm eine gewisse Erfahrung mit Menschen, die
Angst hatten und einen Schuldigen für ihr Schicksal suchten. Er
machte eine weitere, rasche Handbewegung, und die Soldaten
schlossen sich unauffällig und schnell um Andrej, Abu Dun, den
Geistlichen und ihn zusammen. Keiner von ihnen beging den Fehler,
nach seiner Waffe zu greifen oder auch nur eine leichtsinnige Bewegung zu machen, die die Menge als Drohung hätte missverstehen
können.
Dennoch spürte Andrej, dass die Situation mit jedem Augenblick
gefährlicher wurde. Ein einziges falsches Wort, egal von wem, und
der gesamte Dom würde explodieren wie ein Pulverfass, in das jemand eine Lunte geworfen hatte.
»Also gut, Eminenz«, sagte von Salm laut und an den Geistlichen
gewandt. »Dann zeigt uns Euer angebliches Wunder. Wir werden
sehen, ob wir die Wahrheit über unsere Verbündeten herausfinden.«
Er warf Andrej einen Blick zu, der drohend wirkte, aber eine verstohlene Botschaft enthielt, und Andrej deutete ein Nicken an und
flehte zugleich, dass auch Abu Dun begriff, was der Graf plante.
Jeweils zwei seiner Soldaten ergriffen Abu Dun und ihn an den
Armen, zwei weitere zogen ihnen die Schwerter aus den Gürteln.
Abu Dun spannte sich, und Andrej hielt instinktiv den Atem an, aber
dann entspannte sich der nubische Riese wieder.
»Nehmt sie mit«, befahl von Salm, laut genug, um überall gehört zu
werden, aber nicht so laut, dass es auffiel.
Andrej und Abu Dun wurden grob gepackt und weggezerrt, und der
Geistliche, der endlich auch zu begreifen schien, was von Salms sonderbares Betragen zu bedeuten hatte, wandte sich mit einem Ruck
um und ging auf eine schmale Seitentür zu. Seine Augen sprühten
vor Zorn.
Hinter der Tür lag ein überraschend großer, mit verschwenderischem Luxus ausgestatteter Raum ohne Fenster, aber mit einer weiteren, deutlich niedrigeren Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Überall blitzten Gold, Silber und Edelsteine. Kostbare Teppiche und
wertvolle Ikonen stritten sich um den Platz an den Wänden. Angesichts all des Elends, das Andrej auf dem Weg hierher gesehen hatte,
erschien ihm diese verschwenderische Pracht geradezu obszön.
Sie wurden losgelassen. Einer der Soldaten legte einen schweren
Riegel vor die Tür. Die Schwerter wurden ihnen zurückgegeben, und
ein allgemeines Aufatmen ging durch den Raum.
»Das war knapp«, murmelte von Salm. »Verdammt, das hätte nicht
passieren dürfen.«
»Was geht hier vor?«, mischte sich der Geistliche ein. »Was hat das
zu bedeuten?« Er deutete wütend auf Andrej. »Ich verlange sofortige
Aufklärung, was es mit diesem Mann auf sich hat!«
»Nichts, Eminenz«, beteuerte von Salm. »Ein Missverständnis,
mehr nicht.«
»Ein Missverständnis? Das glaubt Ihr doch selbst ni…« Er brach
mitten im Wort ab, drehte sich ganz zu Andrej um, und seine Augen
weiteten sich. »Ihr seid das gewesen?«, murmelte er. »Der Fremde,
der gestern Nacht im Goldenen Eber gesehen wurde!«
»Ja«, erwiderte von Salm, bevor Andrej noch zum Antworten kam.
»Aber ich versichere Euch, dass Delãny nichts mit diesen scheußlichen Morden zu tun hat. Wir wissen bereits, wer wirklich für diese
Untat verantwortlich ist, und werden

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