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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das
prachtvoll gewirkt hätte, wäre es weniger heruntergekommen und
verdreckt gewesen, und hätte sich nicht jemand große Mühe gegeben, es in ein Heerlager zu verwandeln. Schon draußen auf der Treppe lagerten Männer, viele verwundet und die meisten verdreckt und
so erschöpft, dass sie kaum Notiz von ihnen nahmen. Die große,
reich mit Bildern und wertvollen Wandteppichen geschmückte Halle
quoll schier über von Männern, aber auch von aufgestapelten Waffen, Kleidern und Säcken sowie Kisten voller Lebensmittel. Die Luft
stank nach Schweiß und Fäulnis.
Draußen hatte niemand Anstoß an ihrem Erscheinen genommen,
doch kaum hatten sie das Gebäude betreten, änderte sich das schlagartig. Die meisten Gespräche verstummten, als die Männer sie erblickten, Köpfe hoben sich mit einem Ruck, Gesichter wandten sich
in ihre Richtung. Auf den meisten zeigte sich eine Mischung aus
Überraschung und Neugier, aber auf vielen erschien auch ein Ausdruck mühsam unterdrückter Abwehr, als sie den hünenhaften, ganz
in Schwarz gekleideten Muselmanen sahen.
Die Männer wichen vor ihnen zurück, während Andrej und Abu
Dun sich mit ihrer Eskorte rasch auf die breite Marmortreppe zubewegten, die am anderen Ende der großen Eingangshalle nach oben
führte. Andrej entgingen weder die hasserfüllten Blicke, die ihnen
folgten, noch die Bewegungen der Hände, die sich auf Schwertgriffe
und Dolche senkten oder sich zu Fäusten ballten. Er tat, als bemerke
er nichts, aber insgeheim atmete er dennoch auf, als sie oben ankamen und ihre Begleiter in einen langen, vollkommen unbelebten
Korridor abbogen. Viele der Männer, an deren Seite sie in den vergangenen Tagen oben auf den Mauern gekämpft hatten, hatten Abu
Dun aber auch längst als einen der ihren akzeptiert - zumal er mehr
als einem von ihnen das Leben gerettet hatte -, und die Kunde von
dem riesigen Mohren, der Seite an Seite mit den christlichen Verteidigern gegen seine eigenen Landsleute focht, hatte in ganz Wien die
Runde gemacht.
Dennoch: Diese Stadt sorgte sich um ihr nacktes Überleben. Die
Verteidiger oben auf den Mauern kämpften gegen Männer, die aussahen wie Abu Dun, die sich kleideten wie er und die sprachen wie
er - wie konnte man da ernsthaft erwarten, dass der Nubier mit offenen Armen empfangen wurde?
»Wir sind da.« Die Eskorte hatte angehalten und einer der Männer
deutete mit einer knappen Geste auf eine hohe, reich mit kunstvollen
Schnitzereien verzierte Tür am Ende des Gangs. »Eilt Euch jetzt besser. Meister von Salm wartet nicht gern.«
So wie auch schon vorhin, als er und seine Begleiter gekommen
waren, um Abu Dun und ihn abzuholen, sprach er nur mit Andrej.
Anfangs hatte Andrej dies für Zufall gehalten oder allenfalls Gedankenlosigkeit. Jetzt wurde ihm klar, dass der Mann Abu Dun vorsätzlich nicht beachtete. Und dass der Nubier dies selbstverständlich
auch bemerken musste.
Zu seiner Erleichterung beließ es Abu Dun jedoch bei einem verächtlichen Blick und der Andeutung eines Achselzuckens, bevor er
an dem Mann vorbeiging und die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, um als Erster einzutreten - freilich ohne sich damit aufzuhalten
anzuklopfen.
Sie traten in einen großen, mit kunstvoll geschnitzten Möbeln verschwenderisch eingerichteten Raum, in dem ein Kaminfeuer prasselte. Ein alter Mann mit grauem, fast schon weißem Haar saß an einem
Tisch und studierte einige Papiere, die er jedoch hastig beiseite legte,
als sie eintraten. Sein Blick glitt rasch und abschätzend über Abu
Duns Gestalt, tastete dann über Andrejs Gesicht und kehrte wieder zu
dem Nubier zurück. Andrej versuchte vergeblich in seinem Gesicht
zu lesen.
Er hatte Graf Niklas von Salm schon ein paar Mal aus der Ferne gesehen und gewusst, dass er alt war - aber nicht, dass er so alt war.
Der Mann, der vor ihnen saß, musste an die siebzig Jahre zählen.
Seine Schultern waren vom Alter wie von einer unsichtbaren Last
gebeugt, und seine Kleider schlotterten um die dünn gewordenen
Glieder. Er hatte seinen Stuhl so nahe wie möglich ans Feuer geschoben, um sich an den prasselnden Flammen zu wärmen. Niklas
von Salm war nicht alt, dachte Andrej, er war ein Greis.
Der Eindruck verwischte sich, als der Graf die Hand hob, sie heranwinkte und Andrej in seine Augen sah. Von Salms Gesicht blieb
das eines alten Manns, eines uralten Manns. Seine Augen waren in
ein Netz aus tiefen Falten und Runzeln eingebettet, doch ein wacher
Ausdruck brannte in ihnen. Von Salm war kein gebrechlicher Mann.
Seine

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