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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Moment die Augen. Er sah sehr müde aus. »Malik ist tot«, murmelte er
schließlich.
»Malik«, wiederholte Andrej ungläubig. »Aber wie kann das sein?
Als ich ihn verlassen habe…«
»… war er noch am Leben und bei bester Gesundheit?«, unterbrach
ihn von Salm. War das Sarkasmus in seiner Stimme - oder doch eher
Resignation? Andrej wusste es nicht.
»Ich versichere Euch, dass ich nichts mit seinem Tod zu tun habe«,
sagte er. Malik tot? Was hatte Frederic getan? Und warum Malik?
»Ich glaube Euch, Andrej«, beteuerte von Salm leise. »Das Problem
ist nur, dass es keine Rolle spielt, ob ich Euch glaube oder nicht.«
»Was soll das heißen?«, schnappte Andrej, und Abu Dun fragte:
»Was ist passiert?«
Von Salm ließ sich wieder nach vorn sinken, stützte die Ellbogen
auf die Tischplatte und verbarg das Gesicht in den Händen, bevor er
antwortete. »Jemand hat den Gastwirt getötet, und leider nicht nur
ihn.«
»Wen noch?«, wollte Andrej wissen.
»Insgesamt fast ein Dutzend«, antwortete von Salm, ohne die Hände herunterzunehmen. »Männer, Frauen… jeden, der das Unglück
hatte, ihm über den Weg zu laufen, wie es aussieht. Die beiden Häuser rechts und links des Goldenen Ebers und die drei auf der anderen
Seite waren das Ziel des Mörders.«
Andrej konnte spüren, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.
Plötzlich erinnerte er sich wieder an die tödliche Stille, die ihn empfangen hatte, als er aus dem Gasthaus heraus auf die Straße getreten
war. »Ein… Dutzend«, murmelte er.
Von Salm nahm die Hände herunter. »Sie alle hatten Bisswunden
am Hals«, fuhr er fort. »Wie von einer Schlange, wie man mir berichtet hat. Und ihre Körper waren blutleer.« Er ließ einen genau
bemessenen Moment verstreichen und fuhr dann fort: »Und das ist
noch nicht einmal das Schlimmste.«
»Was könnte denn noch schlimmer sein?«, erkundigte sich Abu
Dun. Er gab sich Mühe, möglichst beiläufig zu klingen, aber es gelang ihm nicht.
»Zwölf Menschen in sechs Häusern«, sagte Andrej an von Salms
Stelle. »Das sind nicht viele.«
»Ja«, bestätigte von Salm leise. »Noch viel mehr Menschen scheinen einfach verschwunden zu sein. Die offizielle Version ist die, dass
sie geflohen sind, als der Mörder zugeschlagen hat. Und ich finde,
wir sollten froh sein und es bei dieser Version belassen.« Ein flüchtiges, sehr bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber ich fürchte, zumindest wir drei wissen, was ihnen wirklich zugestoßen ist.«
»Frederic«, murmelte Andrej.
Abu Dun fuhr auf. »Woher willst du das wissen? Vielleicht sind sie
ja wirklich…«
»Weil ich da gewesen bin«, fiel ihm Andrej ins Wort. »Und Frederic auch. Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Worüber?«, fragte Abu Dun.
Andrej hob die Schultern. »Wir haben über alte Zeiten geplaudert…«
»Meint Ihr, dass dies der richtige Moment ist, um Scherze zu machen?«, fiel ihm von Salm mit unerwarteter Schärfe ins Wort. »Nun,
wenn das so ist - vielleicht könnt Ihr ja über dies hier lachen: Man
hat einen Mann im Goldenen Eber gesehen, kurz bevor die Morde
geschahen. Einen Krieger, der offensichtlich verwundet war, denn er
trug den linken Arm in der Schlinge. Und er hatte eine auffällige,
frische Narbe im Gesicht.«
»Zeugen also«, sagte Abu Dun. »Und? Lasst sie verschwinden.
Darin habt Ihr doch Übung.«
»Ich fürchte, dieser Ausweg steht uns nicht mehr zur Verfügung«,
erwiderte von Salm ungerührt. »Die Geschichte macht wie ein Lauffeuer die Runde. Ich müsste schon die halbe Stadt einsperren, um sie
zum Verstummen zu bringen.«
»Und was genau erwartet Ihr jetzt von uns?«, fragte Andrej.
»Gestern habe ich Euch gesagt, Ihr solltet in Ruhe über meinen
Vorschlag nachdenken«, antwortete von Salm. »Leider bleibt uns
nicht mehr so viel Zeit, nach dem, was heute Nacht geschehen ist. Ihr
und Euer Freund habt mir das Leben gerettet, und ich bin ein Mann,
der seine Schulden bezahlt, Andrej. Ihr beide könnt Wien verlassen,
wenn Ihr zusammen mit einer Abteilung meiner besten Männer hinunter in die Katakomben geht und dieses Ungeheuer zur Strecke
bringt. Doch wie immer Ihr Euch entscheidet, Ihr müsst es heute
tun.«
Andrej wollte antworten, doch er kam nicht dazu, denn in diesem
Moment rollte ein dumpfer Donnerschlag heran, gefolgt von einem
lang anhaltenden Prasseln und Bersten, als stürze steinerner Regen
vom Himmel. Nur einen kurzen Moment darauf wurde die Tür aufgerissen und ein Leutnant stürzte herein. Er war

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