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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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oder so ähnlich.«
    »Corde?«
    »Der Kutterkapitän, von dem ich erzählte. Hilko Corde. Sein Schiff liegt im Hafen von Greetsiel. Er wohnt etwas außerhalb vom Dorf unter dem Deich. Ich habe seine Telefonnummer.« Elvers suchte die Nummer aus seinem Notizbuch heraus, schrieb sie auf einen Zettel und reichte sie Kirner.
    Der Kriminalbeamte bedankte sich.

17
    »Hilko Corde?«
    Der alte Mann hatte sich vorgebeugt und verriegelte die kleine Pforte, die den Zugang zur Mole versperrte, an der er seinen Kutter vertäut hatte. Die Frage traf ihn wie ein Peitschenhieb. Er fuhr herum. »Ja … was ist … wer sind Sie?« Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Außerdem hatte er dicke Ringe unter seinen Augen. Er war übernächtigt.
    »Mein Name ist Trevisan von der Wilhelmshavener Kriminalpolizei und das ist mein Kollege Dietmar Petermann.«
    Hilko Corde mochte durch das plötzliche Ansprechen erschrocken gewesen sein, aber auch nachdem Trevisan seinen Namen genannt hatte, fiel die Anspannung nicht von ihm ab. Trevisan spürte, dass dieser Mann unter einem starken Druck stand.
    Trevisan und Dietmar waren nach einem ausgiebigen Frühstück noch eine ganze Weile im Gasthaus sitzen geblieben und hatten über Gott und die Welt geredet. Auch über Trevisans Trennung von Grit und dass ihm seine Tochter sehr fehlte. Trevisan wurde sich bewusst, dass er mit Dietmar zum ersten Mal über private Dinge redete. Und noch eines war ihm klar geworden: Eigentlich kannte er den Mann, mit dem er bislang ein Büro geteilt hatte, überhaupt nicht. Dann war der Kutter in den Hafen eingelaufen. Mittlerweile war es elf Uhr geworden.
    »Was … was wollen Sie von mir … ich weiß überhaupt nichts«, stotterte der Kutterkapitän.
    »Ich habe ein paar Fragen an Sie. Nichts, weswegen Sie sich Sorgen zu machen brauchen.« Trevisan bemühte sich, seiner Stimme einen weichen Tonfall zu verleihen, aber er ahnte schon, dass der Mann etwas zu verbergen hatte. »Sie haben ein Handy mit dieser Rufnummer?« Trevisan hielt ihm einen Notizzettel hin.
    »Ja«, antwortete Corde. »Ich habe es immer bei mir, mein Geschäft hängt davon ab.«
    »Vor zwei Tagen haben wir die Leiche eines etwa dreißigjährigen Mannes aus dem Großen Hafen in Wilhelmshaven gezogen. Er lag schon ein paar Wochen im Wasser. In der Umgebung fanden wir einen grünen Parka. In einer Tasche befand sich ein Zettel mit Ihrem Vornamen und Ihrer Handynummer. Wir hoffen, Sie können uns bei der Identifizierung des Toten behilflich sein.«
    »Tot, sagen Sie?« Hilko Corde war bleich wie eine Wand geworden. Seine Knie zitterten. Auf wackeligen Beinen stakste er auf die Treppenstufen zu. Trevisan ergriff ihn an der Schulter und hielt ihn fest, bis er sich auf eine der Stufen niedergelassen hatte.
    »Dieser verdammte Junge … Ich wusste, dass es eines Tages so enden wird … Ich war für ihn verantwortlich …
    Ich habe seiner Mutter am Sterbebett versprochen, dass ich mich um ihn kümmern würde. Und nun ist er tot. Warum hat er nicht auf mich gehört?«
    Trevisan legte dem alten Mann die Hand auf die Schulter. »Sie haben befürchtet, dass er zu Tode kommt?«
    »Er war immer so leichtsinnig, so blauäugig. Ich wusste, dass es ihn eines Tages das Leben kosten wird.«
    »Herr Corde, wer, glauben Sie, könnte der Tote sein?«
    Corde brauchte etwas, bis er seine Fassung halbwegs wiedergefunden hatte. »Larsen«, antwortete er schließlich mit brüchiger Stimme. »Ich habe ihn seit der Sache mit diesem Schiff draußen im Roten Sand nicht mehr gesehen. Das ist jetzt einen Monat her.«
    »Ein Vorfall mit einem Schiff?«, wiederholte Trevisan hellhörig.
    »Larsen bat mich Ende November, ihn zum Roten Sand zu fahren«, sagte Corde. »Da draußen war ein Kreuzer unterwegs und Larsen beobachtete ihn. Er war überzeugt, dass die Besatzung etwas Ungesetzliches im Schilde führte.«
    Trevisans Kopfhaut kribbelte. »Was war das für ein Schiff?«
    »Muss mal ein Robbenfänger gewesen sein. Dunkelrot gestrichen.«
    »Der Name des Schiffes?«, schaltete sich Dietmar Petermann ein, der erwartungsvoll Notizblock und Stift gezückt hatte.
    »Es war kein deutsches. Ich glaube, es stammte aus Skandinavien, aus Schweden. Aber ich weiß den Namen nicht. Ich habe nicht darauf geachtet, weil Larsen öfter solche Hirngespinste hatte. Meist steckte nichts dahinter.«
    »Aber diesmal schon, oder?«, warf Trevisan ein.
    Der Alte zuckte mit der Schulter.
    »Und wie ging es weiter?«, fragte Dietmar.
    »Als ein Sturm

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