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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Rike.
    *
    Romanow blätterte die nächste Seite des Dossiers um und las interessiert weiter.
    »Es ist vorbereitet«, sagte Viktor Negrasov. Abwartend stand er neben der Tür und kaute lustlos auf seinem Kaugummi.
    »Ich möchte nicht, dass etwas schief geht«, antwortete Romanow bestimmt. »Und halt mir diese beiden Trottel fern.«
    Negrasov nickte. »Deswegen ist er hier. Er macht seine Arbeit und ist heute Abend wieder verschwunden. Alles ganz easy.«
    Romanow blätterte die nächste Seite um. »Das hier ist sehr interessant. Sie ist auf dem richtigen Weg, sie zieht nur die falschen Schlüsse. Aber Hirn hat die junge Dame.«
    Negrasov trat näher und warf einen Blick auf die Seiten.
    »Sie kann uns noch immer gefährlich werden. Wenn die Sache erledigt ist, dann werdet ihr euch um sie kümmern!« Romanows Stimme hatte wieder einen gefährlichen Unterton.
    »Da«, antwortete Negrasov und verließ das Zimmer.
    Romanow las ungestört weiter. Als er am Ende der mehrseitigen Dokumentation angekommen war, legte er sie beiseite und schenkte sich einen doppelten Cognac ein.
    »Das Mädchen ist wirklich nicht dumm«, murmelte er und leerte das Glas in einem Schluck.

18
    Heller Sonnenschein, Windstille und milde Temperaturen kündigten den Sonntagmorgen an. Doktor Thomas Esser war aufgestanden, nachdem ihn die ersten Sonnenstrahlen geweckt hatten. Seine Frau und die Kinder schliefen noch. Er trank einen Orangensaft und zog die Jogginghose und die dazugehörige Jacke an. Wie jeden Morgen, wenn es seine Zeit zuließ, würde er etwas für seine Fitness tun. Leise verließ er das Haus und joggte entlang des Bahnweges zum Park am Scheideweg. Die beiden Polizisten in ihrem zivilen Wagen, die zu seinem Schutz abgestellt waren, folgten ihm in Schrittgeschwindigkeit.
    Am Bürgerbuschweg bog er in Richtung Park ab. Plötzlich heulte hinter ihm ein Automotor auf. Ein Peugeot überholte den Polizeiwagen und raste mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit auf Esser zu. Gelähmt vor Schreck sah der stellvertretende Bezirksdirektor und Leiter der Schutzkommission Wattenmeer den blauen Wagen auf sich zukommen. In letzter Sekunde versuchte er einen Schritt zur Seite zu machen, doch es war zu spät. Der Wagen holperte über den Randstein und erfasste Esser mit dem vorderen rechten Kotflügel. Noch während Esser durch die Luft segelte, brauste der Wagen in Richtung A 293 davon.
    Esser spürte den Aufprall auf dem Asphalt nicht mehr. Bereits als er vom Wagen erfasst worden und gegen die Frontscheibe geprallt war, hatte er die Besinnung verloren.
    Die beiden Polizisten im Zivilfahrzeug blickten ungläubig dem flüchtenden Wagen hinterher. Erst als Esser auf dem Asphalt aufgeschlagen war, löste sich ihre Erstarrung. Der Fahrer sprang aus dem Auto und kniete sich neben den Verunglückten. Blut lief Esser in dünnen, roten Fäden aus Nase und Ohr. Eine Platzwunde klaffte auf seiner Stirn und sein rechtes Bein war seltsam verkrümmt. Auch dort breitete sich eine Blutlache aus.
    »Ich habe den Notarzt gerufen.« Der Beifahrer hielt noch immer den Funkhörer in der Hand. »Lebt er noch?«
    Der Kollege legte seine Finger an den Hals des Angefahrenen. Leichte Stöße signalisierten, dass Essers Herz noch Blut in den Körperkreislauf pumpte. Doch der Druck war schwach und unregelmäßig. »Er lebt, aber es sieht schlecht aus. Bring mir mal den Verbandskasten.«
    Der Beifahrer kramte den schwarzen Kasten aus dem Kofferraum und brachte ihn seinem Kollegen. Dann schaute er sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Nur ein dunkler BMW parkte in einiger Entfernung im Bahnhofsweg. »Das ging alles so schnell. Ich hab den blauen Wagen vorbeischießen sehen, dann war es auch schon passiert. Hast du das Kennzeichen gesehen?«
    »Auricher Kennzeichen. Ein Peugeot. Aber sicher bin ich mir nicht.«
    In der Ferne hörten sie das Martinshorn der Rettungswagen. Der Beifahrer stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »So eine verdammte Scheiße. Meinst du, das war Absicht?«
    Der Fahrer hatte inzwischen das Hosenbein des Verletzten aufgeschlitzt. Ein bleicher Knochen ragte aus dem blutigen und zerfetzten Fleisch oberhalb des Knies.
    »Gib eine Fahndung raus, der Kerl benutzt bestimmt die Autobahn«, erwiderte er.
    *
    Rike hatte inzwischen den bequemen Sessel mit einem nicht viel weniger komfortablen Schreibtischstuhl getauscht. Mit wachen Augen beobachtete sie den Bildschirm.
    »Die erste Reihe ist die Nummerierung, die Zahlen in der mittleren Spalte sind sicherlich

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