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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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über die Untaten gegen unsere Umwelt.«
    »Und der Computer?«
    Trevisan suchte nach dem Einschaltknopf. Der Lüfter des Rechners ertönte lautstark.
    Dietmar Petermann kam näher. »Ein ganz schön antikes Teil.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich das Bild aufgebaut hatte. Neben dem Icon des Schreibprogramms von Lotus gab es noch den üblichen Papierkorb, ein Icon der Telekom und ein E-Mail-Programm mit dem Namen Pegasus. Trevisan griff nach der Maus und öffnete es mit einem Doppelklick. Larsen war leichtsinnig im Umgang mit seinen Daten, Benutzer und Kennwort waren abgespeichert. Drei E-Mails waren im Eingang registriert. Eine war eine Werbemail eines Online-Dienstanbieters. Die beiden anderen stammten von [email protected]. Trevisan öffnete die erste Nachricht. Sie war vor zehn Wochen gesendet worden. Denk bitte an das Treffen, es ist wichtig. Die zweite Mail war schon interessanter. Habe deine Nachricht erhalten. Werde mich drum kümmern. Aber sei vorsichtig, du weißt nie, wie sie die Sache auslegen. Am Ende bist du dran. Lass lieber die Finger davon.
    Trevisan überlegte. Vor acht Wochen war die Mail bei Larsen eingegangen. Was hatte Larsen am Laufen, dass sich seine Freundin zu einer solchen Warnung veranlasst sah? Er öffnete die Lotus-Word-Dateien. Dort stieß er auf Larsens Korrespondenz.
    »Das solltest du dir ansehen«, sagte Trevisan zu Dietmar, der vor dem Bett kniete und darunter nach Verstecken suchte.
    Der Brief auf dem Bildschirm war an den stellvertretenden Bezirksdirektor Doktor Thomas Esser in Oldenburg gerichtet. Larsen warf Esser vor, an der rückläufigen Entwicklung des Robbenbestands an der ostfriesischen Küste mitschuldig zu sein, da er keine geeigneten Maßnahmen zur Eindämmung des wachsenden Tourismus und des weiteren Ausbaus der Fährlinien zu den Inseln traf. Das Schreiben endete mit der Androhung von Konsequenzen, die Larsen aber offen gelassen hatte. Weitere gleichartige Briefe an das Umweltministerium, die Bezirksregierung und die Nationalparkverwaltung Wattenmeer waren in dem Programm abgespeichert.
    »Ein unangenehmer Zeitgenosse, dieser Larsen«, bemerkte Dietmar.
    »Das stand schon in seiner Akte«, erwiderte Trevisan. »Ein militanter Umweltschützer, der in der letzten Zeit schon öfter über die Stränge geschlagen hat.«
    »Vielleicht war das sein Fehler«, entgegnete Dietmar.
    »Ich glaube kaum, dass jemand von der Bezirksregierung hinter seinem Tod steckt.«
    »Das meine ich auch nicht«, antwortete Dietmar. »Aber es gibt genügend Interessengruppen, denen er auf die Zehen getreten sein kann. Das ist ja alles schon hochpolitisch. Da geht es teilweise um sehr viel Geld. Nimm bloß die Fischer. Du kannst ihnen nicht verbieten, draußen die Bänke anzufahren, um ihren Fang einzubringen. Sie leben davon. Aber darüber sind die Tierschützer nicht unbedingt erfreut. Die Touristen, die Gastronomie, die Industrie, die Fährgesellschaften. Das ist alles nicht so einfach.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dich damit auskennst«, wunderte sich Trevisan.
    »Man liest so manches«, entgegnete Dietmar und ging zur Küche.
    Trevisan widmete sich wieder dem Computer, doch außer den Drohbriefen fand er keine weiteren Hinweise. Er schreckte auf, als Dietmars lautes »Hoppla« erklang.
    »Was ist los?«, rief Trevisan zurück.
    »Komm und schau es dir an!«
    Trevisan ging in die Küche. Dietmar hatte einen der Hängeschränke geöffnet. Tassen und Töpfe sowie drei Dosen Ravioli befanden sich darin. Dietmar wies auf die hintere Seite des Schrankes. Eine Plastiktüte war dort an das schmale Brett geklebt. Trevisan zog einen Handschuh aus seiner Jacke und griff nach dem Tütchen. Eine braune Substanz befand sich darin. Wie kleine Steine sah sie aus. »Hasch. An die fünfzig Gramm.«
    »Ich glaube, wir sollten hier drinnen noch gründlicher suchen. Vielleicht sogar mit den Hunden«, schlug Dietmar vor.
    »Du hast recht«, beschloss Trevisan. »Der Computer ist auch wichtig. Ich denke, wir versiegeln hier alles und schicken Kleinschmidt her.«
    *
    Johannes Hagemann hatte sich in sein Büro zurückgezogen und den bequemen Stuhl vor den Computertisch geschoben. Seit zwei Tagen spürte er diesen bohrenden Schmerz in seiner Lunge. Er hatte sich noch heute früh überlegt, zum Arzt zu gehen, doch er wollte Trevisan gerade jetzt nicht im Stich lassen. Für einen Moment lehnte er sich zurück und atmete tief durch. Das Rasseln in seinem Brustkorb war unüberhörbar. Er brauchte eine

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