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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Viertelstunde, bis der Schmerz endlich nachließ.
    Er griff zu den Strafregisterauszügen, die ihm Trevisan gegeben hatte. Behäbig tippte er den Namen und das Geburtsdatum von Uwe Töngen in den Computer. Töngen hatte eine ganz schöne Latte angesammelt. Die neuen Einträge betrafen allesamt Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Seit einem halben Jahr war es still um Töngen geworden. Er wohnte noch immer auf Langeoog. Als Berufsbezeichnung war Schäfer eingetragen, auch daran hatte sich offenbar nichts geändert. Hagemann verwarf den Gedanken, die zuständigen Kollegen anzurufen, und drückte auf die Printtaste. Der Drucker legte lautstark los.
    Hagemann tippte als Nächstes »Friederike van Deeren« in das Eingabefeld. Diesmal dauerte es einige Sekunden, bis sich der Bildschirm aufbaute. Ein Gong ertönte und im rechten Bildrand blinkte der knallrote Schriftzug HAFT-BEFEHL/FESTNAHME. In der Mitte hatte sich in der Zwischenzeit eine zweite Maske aufgebaut.
    Ungläubig überflog Johannes die Zeilen. Friederike van Deeren wurde verdächtigt, an einem Briefbombenanschlag gegen den stellvertretenden Bezirksdirektor der Bezirksregierung Weser-Ems beteiligt gewesen zu sein. Das Landeskriminalamt bearbeitete den Fall. Hastig fertigte Johannes Hagemann einen Ausdruck. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des angegebenen sachbearbeitenden Referats beim LKA, doch die Leitung war besetzt. Einer Eingebung folgend rief er erneut die Eingabemaske auf und tippte Larsens Daten in das Feld. Diesmal war er nicht überrascht, als der Gong ertönte. Auch Larsen wurde im Zusammenhang mit dem Briefbombenanschlag gesucht. Offenbar war die Ausschreibung erst übers Wochenende erfolgt, so dass Trevisan am Samstag davon noch nichts hatte wissen können.
    Als Johannes unter dem Feld TATZEIT den 24. Dezember entdeckte, griff er nochmals zum Telefon, doch wiederum ohne Erfolg. Er hatte kaum den Hörer aufgelegt, als ein Anruf von der Pforte für ihn kam. »Hier ist jemand für euch. Ein Kollege vom LKA will mit jemandem vom 1.FK reden.«
    »Na, wenn das kein Zufall ist. Immer rauf mit dem Mann«, antwortete Johannes Hagemann.
    *
    Kirner war gespannt, was es bei der Wilhelmshavener Kripo an Neuigkeiten gab. Seit er erfahren hatte, dass Larsen schon fast einen Monat tot sein sollte, hatte er hin und her überlegt, wer hinter dem Briefbombenattentat auf Esser stecken konnte. Auch wenn sich jetzt alles gegen Rike van Deeren wandte: Der neuerliche Anschlag trug eine andere Handschrift. Während der Fahrt hatte er darüber nachgedacht, ob er etwas übersehen haben könnte. Gab es eine Art Umweltterrorgruppe, zu der Larsen und van Deeren gehörten? Vor mehreren Jahren, als die Umweltbewegung als Tummelplatz für außerparlamentarischen Widerstand benutzt worden war, wäre dies denkbar gewesen, aber heute …?
    »Polizei Wilhelmshaven, jetzt melden Sie sich schon!«, dröhnte die Stimme des Pförtners ungeduldig aus dem Lautsprecher.
    »Kirner, LKA Hannover«, antwortete der Kriminaloberrat hastig. Der Summer ertönte und gab den Zugang frei. In einer Sicherheitsschleuse aus Panzerglas erwartete ihn ein uniformierter Beamter, der einen skeptischen Blick auf Kirners Dienstausweis warf. »Zu wem wollen Sie?«
    Kirner steckte den Ausweis wieder ein. »Zum Leiter Ihrer Mordkommission. Es ist dringend.«
    »Moment.« Der Beamte griff zum Telefon.
    Eine Minute später wandelte Kirner durch den neondurchfluteten Flur des 1. Kommissariats. Ein älterer Mann mit Bauchansatz und welligem, grauem Haar schaute aus einem Büro.
    »Der Kollege vom LKA?«, rief er Kirner zu.
    »Ja!«, antwortete Kirner. »Und Sie sind Trevisan?«

22
    Trevisan kehrte nach der Durchsuchung von Larsens Wohnung zur Dienststelle zurück und schaute zuerst im Büro von Johannes Hagemann vorbei. Doch der Raum war verwaist. Verwundert blickte er auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Vielleicht war Johannes nur kurz in die Stadt gegangen, um etwas zu essen. Auch Dietmar hatte einen Abstecher in die Marktstraße gemacht. Seine Frau hatte ihm aufgetragen, Obst aus kontrolliertem biologischem Anbau mit nach Hause zu bringen.
    Trevisan ging mit der schweren Stofftasche in der Hand in sein Büro, warf seine Jacke über den Kleiderhaken und ließ sich mit einem Seufzer in seinem Bürostuhl nieder. Er nestelte an der Tasche herum und zog das von Friederike van Deeren geschriebene Dossier hervor, das er aus Larsens Wohnung mitgenommen hatte. Er schob den Stuhl ein wenig zurück, legte

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