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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wiederholte der Holländer verächtlich. »Ein Spinner, ein Fossil. Rauchte und warf sich Drops ein. Hielt sich für so eine Art Held, landete aber immer auf der Schnauze und brachte nichts auf die Reihe.«
    »Sie haben sich mit ihm kurz vor seinem Tod getroffen«, wagte Trevisan einen Schuss ins Blaue.
    »Und wenn schon.«
    »Jetzt ist er tot«, antwortete Trevisan. »Ging baden, mitten im Winter.«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, brauste der Holländer auf. »Ja, ich habe mich mit ihm getroffen. Wir haben geredet. Er schuldete mir Kohle und hat sich einfach aus dem Staub gemacht.«
    »Wann und wo?«
    Erstaunt blickte der Holländer Trevisan an. »Ihr glaubt doch nicht, dass ich ihn ersäuft habe? Ich habe ihm eine gescheuert, das war alles. Vor einem Monat, drüben in Greetsiel. Im Hafen. Da ist er morgens aufgetaucht. Er fährt dort ab und zu mit einem alten Kahn raus auf die Inseln. Er hat mir gesagt, dass ich mein Geld schon bekommen würde. Er wäre an einer großen Sache dran, damit lasse sich eine Menge Kohle machen.«
    »Hat er gesagt, um was es dabei ging?«
    Der Holländer schüttelte den Kopf. »Nicht genau, nur dass es einen großen Knall gäbe, wenn er die Fakten auf den Tisch legen würde. Da würden Köpfe rollen. Mächtige Köpfe. Ich glaube, es hatte etwas mit Politik zu tun.«
    »Und woher sollte das Geld kommen?«
    »Er sagte, er habe etwas in Erfahrung gebracht, das für die Zeitungsfritzen eine Menge wert sei. Aber er hat mir nicht gesagt, um was es ging. Hat mich auch nicht interessiert. Verdammt, er hatte öfter solche Sprüche drauf und nie war was dahinter.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich wieder gegangen. Ich habe ihm gesagt, dass er mit einer weiteren Abreibung rechnen kann, wenn er mir mein Geld nicht bringt. Das war alles.«
    »Wohin wollte Larsen in Greetsiel?«
    »Ich glaube, er ist zu dem Alten gegangen. Seinem Onkel oder was der auch immer ist. Der wohnt dort irgendwo.«
    Trevisan nickte. Es war an der Zeit, noch einmal eindringlich mit dem alten Corde zu reden.
    *
    Der Peugeot war geborgen und in einer Garage der Westersteder Polizeiinspektion untergestellt worden. Männer von der Spurensicherung in weißen, papierenen Anzügen fotografierten, pinselten und sammelten alle Faserspuren auf, die im teilweise ausgebrannten Wrack noch zu finden waren. Der Kofferraum war nahezu unversehrt und barg eine Fülle von Material. Doch ob es zur Identifizierung des Fahrers führen konnte, das stand in den Sternen. Kirner war nach dem Gespräch mit Trevisan nach Westerstede gefahren, um sich selbst ein Bild zu machen. Larsens Tod hatte seine Ermittlungen weit zurückgeworfen. Friederike van Deeren war der Schlüssel, nur über sie konnte er das Rätsel lösen, das ihm schwer zu schaffen machte. Besaß sie die Kaltblütigkeit für einen solchen Anschlag? War dieser Wagen das Tatfahrzeug im Fall Esser? Hatte Rike es gefahren?
    »Wir haben allerlei Faserspuren und ein paar Haare im Kofferraum gefunden«, sagte der Kriminaltechniker. »Auch Blutspuren sind vorhanden. Leichte Anhaftungen am Inneren des Kofferraumdeckels.«
    »Innen?« Kirner war überrascht. Wie sollte das Blut des stellvertretenden Bezirksdirektors ins Innere des Kofferraums gelangen? »Ist es zweifelsfrei der Wagen gewesen, mit dem Esser überfahren wurde?«
    Der Spurensicherungsexperte nickte. »Der Wagen ist durch das Feuer zwar ganz schön zusammengeschmolzen, aber es gibt einige deutliche Hinweise auf eine Kollision mit einem Fußgänger. Die Verformungen befinden sich genau dort, wo sie nach Aussagen der Kollegen sein sollten. Das medizinische Gutachten über die Verletzungsmuster bei dem Geschädigten bleibt abzuwarten, aber für mich gibt es nur wenig Zweifel.«
    »Weiß man schon, woher der Wagen stammt?«
    »Die Kollegen der Verkehrspolizei haben die Herkunft zumindest teilweise ermittelt.« Der Mann ging zu seinem Koffer und zog eine Schreibkladde hervor. »Der Wagen wurde bei einem Händler in Norden in Zahlung gegeben«, las er vor. »Von dort ging er in den Osten. Die Angaben sind überprüft und stimmig. Ein Kaufvertrag liegt vor. Wir haben den Namen des Käufers und eine Adresse in Lettland, ein gewisser Vija Sers, LV-1050 Riga, Reimers Iela 22a.
    Weiteres lässt sich nur über die Behörden in Riga klären.«
    *
    Langsam senkte sich der Abend über die vom Wind gepeitschte See. Es war frostig geworden.
    Die Daunenjacke und die Lederhandschuhe wärmten nur leidlich. Seit Stunden harrte er in seinem Versteck aus und

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