Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
am Wochenende innerhalb eines Monats und in den Ferien natürlich öfter. Aber welchen Aufwand Sie betreiben müssen, um Ihre Tochter zu sehen, das ist allein Ihre Sache.«
    Trevisan reichten die Auskünfte. Er wollte nichts mehr davon hören. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Grit zu überzeugen. Aber wie sollte er das anstellen?
    *
    Im kleinen Tagungsraum des Bremer Nobelhotels Hilton unweit des Marktplatzes hatten sich vier Männer um einen runden Tisch versammelt. Sie hatten sich in den letzten Monaten öfter getroffen, doch diesmal war ihnen die Anspannung an den Gesichtern abzulesen. Die entscheidende Phase stand bevor. Die Eingabe war auf den Weg gebracht. Die erste Hürde hatten sie gemeistert. Es ging einfacher als erwartet. Der Widerspruch hielt sich in Grenzen und war schnell ausgeräumt.
    Ein Kellner trug Getränke in den kleinen Saal und die Männer unterhielten sich zwanglos. Sie philosophierten über die Möglichkeiten des neuen Marktes. Damit verdienten sie ihr tägliches Brot. Erst als der Kellner den Raum verlassen und die Tür geschlossen hatte, erhob Alexander Romanow seine Stimme und bat um Ruhe. Die Gespräche verstummten.
    »Wir sind heute einen großen Schritt weitergekommen«, erklärte er. »Phase 2 wird nun anlaufen. Ich hoffe, dass auch bei Ihnen alle Vorarbeiten abgeschlossen sind. Rechtzeitig zum Frühjahr beginnen wir dann mit den ersten Arbeiten vor Ort.«
    Die Männer saßen noch bis spät in den Abend und diskutierten über die Einzelheiten, doch im Grunde genommen wusste jeder, worauf es ankam.

30
    Das Wasser glitzerte im hellen Sonnenschein. Ein tiefblauer, nahezu wolkenloser Himmel, eine leichte Brise aus Nordwest und Temperaturen weit über dem Nullpunkt: Der Januar zeigte sich von einer angenehmen Seite. Hilko Corde war schon seit beinahe zwei Stunden auf seinem Schiff und bereitete die Abfahrt vor. Er hatte Getränke eingekauft, Brötchen, einen Eimer Shrimps und Fisch. Ausflugsgäste wurden auf See oft hungrig und Corde wollte für alles gesorgt haben.
    Es war drei Minuten nach neun, als drei Männer über die Brücke auf die Molly zugingen. Sie trugen dicke Jacken und dunkle Mützen und hatten sich offenbar auf eine lange Ausfahrt eingestellt. Einer war einen Kopf kleiner als die anderen, hatte jedoch einen gedrungenen, kräftigen Körperbau. Er trug eine goldene Brille und musterte seine Umgebung mit wachen, tiefblauen Augen. Sein Begleiter zur Linken war ein dunkler Typ, groß und dünn, und versteckte sein kantiges Gesicht zum Teil hinter einem dichten Vollbart. Der Dritte war hager und unauffällig. Sein schmales Gesicht mit den tief liegenden und durchdringenden Augen erinnerte Corde an einen Falken.
    Er war den Männern über den Landungssteg entgegengegangen und begrüßte sie mit einem Lächeln. Der Kleine mit der Brille stellte sich als Doktor Rösch aus Salzburg vor, der mit zwei Geschäftspartnern einen Geschäftsabschluss auf hoher See feiern wollte. Die beiden anderen Männer sprachen nur das Nötigste. Doch Corde bemerkte sofort, dass sie aus dem ehemaligen Ostblock stammten. Er bat die Männer freundlich an Bord. Auf einer Seekarte erklärte er ihnen die Route. Zunächst sollte sie ihr Weg über die Otzumer Balje hinüber in die Wesermündung führen und von dort aus durch den Roten Sand bis hinauf nach Scharhörn. Weiter ging es in einem großen Bogen nach Helgoland und anschließend zwischen den Inseln hindurch über Memmert nach Norderney, bis die Molly am späten Nachmittag und bei voller Flut wieder den Hafen von Greetsiel ansteuern würde. Die Reise würde etwas über acht Stunden dauern und war genau auf den Gezeitenplan abgestimmt.
    Der Österreicher nickte. »Sie sind der Kapitän«, antwortete er.
    Corde klärte die Männer noch über die Gepflogenheiten an Bord auf und führte sie dann unter Deck in den Frachtraum, der zu einem kleinen Laden umgebaut worden war. Dort zeigte er ihnen den gefüllten Kühlschrank.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause«, sagte er, bevor er über die Leiter an Deck stieg und im Ruderhaus verschwand. Dann startete er die Maschine. Nach gut einer dreiviertel Stunde langsamer Fahrt hinaus zur Schleuse schipperte die Molly mit Kurs nach Westen durch die Leybucht auf die Westerbalje zu.
    Hilko Corde stand im Ruderhaus und schaute hinaus über die weite See. Der Diesel tuckerte sanftmütig und gleichförmig und für Corde schien es ein schöner und auch gewinnbringender Samstag zu werden.
    Er nahm das Fernglas an die Augen

Weitere Kostenlose Bücher