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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wandte sich noch einmal zu Trevisan um. »Übrigens, erinnern Sie sich noch an diesen Ministerialdirigenten, von dem die Frau aus der Nationalparkverwaltung gesprochen hat? Der sich maßgeblich für das russische Forschungsprojekt im Wattenmeer eingesetzt hat? Winterberg war sein Name. Der hat Anfang November in einem Leeraner Hotel Selbstmord begangen. Litt unter starken Depressionen, heißt es im Bericht. Komischerweise war das vorher niemandem aufgefallen. Erst als er nach einem einwöchigen Aufenthalt in Sankt Petersburg zurückkehrte, habe er sich merkwürdig verhalten. Zumindest meinte das seine Sekretärin. Aber vielleicht interessiert Sie das überhaupt nicht.« Kirner warf die Tür ins Schloss.
    Trevisan hastete ihm nach. Noch bevor er die Klinke in die Hand bekam, wurde die Tür wieder geöffnet. Kirner hielt ihm ein paar Blatt Papier unter die Nase. »Willkommen im Jagdrevier«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Was ist das?«, fragte Trevisan überrascht.
    »Hat mir gerade eine hübsche, blonde Frau in die Hand gedrückt.«
    Trevisan überflog die Zeilen. »Diese russischen Forscher haben das Boot schon seit fast zwei Jahren in Beschlag. Eigentlich wollten sie es am ersten Dezember zurückgeben, aber dann haben sie in der letzten Novemberwoche kurzfristig verlängert. Überdies musste ein Teil der Computerelektronik im Ruderhaus wegen eines Wasserschadens ausgewechselt werden.«
    »Da steckt bestimmt Larsen dahinter!«
    »Mag sein«, stimmte Trevisan zu. »Das Schiff ist mit moderner Vermessungs- und Ortungstechnik ausgestattet und kann im sehr flachen Wasser manövrieren. Es wurde von einem Forschungsbüro in Sankt Petersburg gechartert. Das Institut nennt sich ITATAKA, was immer das auch heißt.«
    »Larsen, Esser, Töngen, Corde und Winterberg. Sankt Petersburg. Geben Sie mir das mal.« Kirner streckte die Hand nach dem Bericht aus. »Ich habe da einen Kollegen, der war im Rahmen eines Austauschprogramms hochrangiger Polizeibeamter drüben. Eine Regierungsgeschichte auf höchster Ebene. Er hat noch immer hervorragende Kontakte zu den Russen. Der wird mehr erfahren, als wir je über das BKA ermitteln können.«
    Trevisan reichte ihm den Bericht.
    »Und was machen wir als Nächstes?«, fragte Kirner.
    Trevisans Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Großfahndung nach der Sigtuna.«
    Kirner lachte. »Ich sagte doch, willkommen zurück im Jagdrevier.«

34
    Rike war am Fenster stehen geblieben, doch sie konnte nichts Verdächtiges wahrnehmen. Keine Fahrzeuge, keine Personen, nichts, und doch ließ sie das Gefühl nicht los, längst beobachtet zu werden. Sie umklammerte die Waffe wie ein Schiffbrüchiger den Rettungsring. Onno Behrend kehrte nach sechsunddreißig Minuten von der Telefonzelle zurück und meldete sich mit dem vereinbarten Klopfzeichen.
    Als er eingetreten war, schloss sie sofort die Tür. »Was ist mit Hilko?«
    Onno Behrend schüttelte den Kopf. »Es meldete sich immer nur dieser Automat und erzählte, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei. Das ist ungewöhnlich. Hilko geht ohne sein Telefon nicht aus dem Haus. Selbst in der Ladestation bleibt es eingeschaltet. Es kann nur sein, dass er weit draußen auf See ist, wobei ich mir das in dieser Jahreszeit nicht vorstellen kann.«
    Rike schlug die Hände vors Gesicht. »Dann ist ihm etwas zugestoßen.«
    »Nicht so voreilig, Mädchen. Es kann ja auch sein, dass er das Handy verlegt hat oder der Akku seinen Geist aufgegeben hat.«
    Rike schüttelte vehement den Kopf. »Der Anruf, das waren die Kerle. Sie wollten wissen, ob wir zu Hause sind. Wahrscheinlich haben sie es aus ihm herausgeprügelt. Und alles nur wegen mir.« Sie schluchzte.
    Onno nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten, doch seine Worte verhallten wirkungslos. Rike stand zusammengesunken da und weinte bitterlich.
    Doch dann richtete sie sich auf und trocknete die Tränen. Ihre Augen waren rotgeweint, doch ihre Miene wirkte entschlossen. Sie hob die Waffe. »Sollen sie nur kommen. Sie werden bezahlen. Für Larsen und für Hilko. Sie haben sich die Falsche ausgesucht.« Sie schaute ihm ins Gesicht. »Wir sollten vorbereitet sein.«
    »Komm!«, sagte er. Sie folgte ihm in die Küche.
    »Die Fenster und die Hintertür müssen verbarrikadiert werden und außerdem habe ich ein paar Tricks auf Lager. Wer mal in Zentralafrika an der Jagd gegen Wilderer teilgenommen hat, der weiß, was es heißt, eine Falle zu bauen.«
    Rike war regungslos geblieben.
    »Was

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