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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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Frühlingsbeginn wieder tadelloser Stuhlgang, letzte harte Klumpen haben sich zu festem, leicht ausscheidbarem Brei gelöst. Alles nur Mittel zum Zweck. Wie passend dazu die Arbeit am Komposthaufen! Die zerkleinerten Äste vom Baumschnitt sind bereits angerottet, genauso wie das Laub. Streue eine Schicht Küchenabfälle darüber. Noch bevor ich Würmer, Asche und Erde vom fertigen Kompost verteile, steht Toni neben mir. Schrecke aus meinen Gedanken (an Berta?) hoch. Toni entschuldigt sich mehrmals.
    »Wenn du mich nicht erschrecken willst, darfst du dich eben nicht lautlos wie ein Eichhörnchen anschleichen.«
    »Ich hab mich nicht angeschlichen, ich hab dich sogar gerufen«, sagt sie.
    Bin nicht sicher, ob ich ihr das glauben soll. Sollte mich schlagartig Taubheit befallen haben? Oder ist meine Versunkenheit Zeichen tiefster Freude an der Gartenarbeit? Oder meiner Schrulligkeit?
    Wir bleiben draußen und essen Gemüseauflauf. Toni ist still. Wir kühlen trotz Decken und heißem Kamillentee aus der Thermoskanne relativ rasch aus. Toni sagt noch immer nichts. Wärmen uns nach dem Essen bei mir oben auf. Befeuere den Kamin. Toni holt zwei Meditationspölster aus ihrer Praxis, mit denen wir uns ganz nah zum Ofen setzen. In meine Finger- und Zehenspitzen kommt wieder Blut. Werde sofort müde. Vielleicht haben mich aber auch Tonis Schweigsamkeit und ihr zerknirschtes Gesicht mürbe gemacht. Weiß, weshalb sie so still ist, und halte es nicht länger aus. »Toni, mach von mir aus dein Sommerfestival. Ich gebe meinen Garten dafür frei. Unter einer Bedingung: Ihr haltet euch von der Blumenwiese fern und lasst die Beete in Ruhe.«
    Toni fragt nicht, was dann überhaupt noch übrigbleibt, sondern fällt mir dankbar um den Hals. »Du wirst sehen, das sind alles achtsame Menschen, dein Garten wird in ihrer Gegenwart aufblühen.«
    So leicht lassen sich meine Befürchtungen natürlich nicht besänftigen. »Mich siehst du in dieser Woche nicht, das kann ich dir gleich sagen. Ich verkrieche mich in meiner Wohnung und möchte ungestört sein. Ist das klar?«
    »Mach, was immer du willst, wir werden dich sicher nicht behelligen. Aber falls du doch einmal in den Garten kommst, werden wir uns selbstverständlich freuen.«
    Durchschaue auf Anhieb ihre Taktik: Jetzt verspricht sie mir alles (Ruhe, Ungestörtheit, behütete Gemüsebeete), aber bald wird sie versuchen, mich für eines ihrer Seminare zu ködern. Doch bei Toni setzt »bald« früher ein, als gedacht: »Helen, wenn du einen Workshop oder einen Vortrag halten willst, bitte, das wäre großartig.« Sie kann es einfach nicht lassen. Winke nicht einmal ab, so ausgeschlossen ist das.
    Überlege, wie ich meine Beete und die Blumenwiese vor den Shantis schützen kann. Mit Holzzaun? Was mir zuwider ist. Allerdings muss irgendwas getan werden, damit Helens Yogis zwar genügend Platz haben, in ihrer Freuden-Trance aber nicht in die Kohlköpfe fallen. Mir will kein geeigneter Einfall kommen. Verschiebe meine Überlegungen auf unbekannt.
    Abends tut mir alles von der Arbeit weh. Meine Muskelpartien kommen mir wie Zugvögel vor → im Winter verlassen sie mich und kommen erst mit Frühlingsbeginn wieder. Bin müde und lege mich im Dunkeln vor den Kamin. Der flackernde Schein des Feuers beleuchtet die Wohnung und schläfert mich ein. Auf einmal wird mein Zimmer hell. Von Berta fällt Licht zu mir herüber! Stehe auf und stelle mich hinter das Fenster, so, dass sie mich nicht sehen kann, selbst wenn sie zu mir schauen sollte.
    Beobachte, wie sie energisch durch ihre Wohnung streift. An der Wohnzimmerwand lehnt ein Trekkingrucksack, davor liegen Kleidungsstücke. Vermutlich Schmutzwäsche. Berta geht in den hinteren Teil der Wohnung. Nach einer Weile kommt sie in ein Badetuch gewickelt mit Turban auf dem Kopf wieder ins Zimmer. Freue mich, sie zu sehen. Als wäre meine Straße nur komplett, wenn sie in ihrer Wohnung ist. Sie geht in ihr Schlafzimmer, schaltet die Leselampe neben ihrem Futon an und lässt die Jalousie herunter. Sie macht noch eine Runde, dreht überall das Licht ab und verschwindet dann im Schlafzimmer. Sie hat mich nicht gesehen. Hat aber auch nicht zu mir rübergeschaut.
    20.3.
    Wache seit Langem wieder in der Nacht auf. Schweiß im Nacken und am Hals. Ein Gedanke ist schuld daran. Eigentlich Fragen. Wollte Berta nicht als Chauffeurin arbeiten? Hat sie mir nicht erzählt, dass sie sich als Chauffeurin bei einer Personalvermittlung beworben hat? War
sie
der Chauffeur des

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