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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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noch einmal unbeholfen auf Grubers Brustkorb, dann ließ sie sich erschöpft zurückfallen. »Wenn der weg wär, wär’s ned schad«, hörte sie ihre Gedanken. Aber da schnappte Gruber schon nach Luft, riss seine Augen auf und hustete kräftig. Er schaute benommen um sich. Er schien sich seine letzten Momente ins Gedächtnis rufen zu wollen. Vielleicht kam er zu der bitteren Einsicht, sein Vorhaben nicht zur vollen Zufriedenheit umgesetzt zu haben. Er keuchte.
    »Du hängst di ned in unserem Haus auf. Du ned! Verstehst?«, schrie Amalia und stieß mit ihrem Zeigefinger beinahe in sein Nasenloch, so unmissverständlich machte sie ihre Verachtung deutlich. Sie ließ Gruber am Boden liegen und verließ die Waschküche. Er hatte überlebte, das war ausreichende Genugtuung gewesen.
    Die zwei Sanitäter legten Gerti auf die Bahre. »Bittschön, wenn S’ uns die Tür aufhalten?«, baten sie Amalia. Die nickte und ließ die beiden mit Gerti an sich vorbei aus der Wohnung gehen.
    »Mei letztes Geleit für di«, flüsterte Amalia mit gesenktem Kopf ihrer Freundin zu.

+++ Selbstmordrate in Griechenland um 40 Prozent gestiegen +++ Österreich senkte Entwicklungshilfe zum Vorjahr um 14 Prozent +++ AKW-Betreiber für Stunden entführt – keine Lösegeldforderung +++ Vereitelter Sprengstoff-Anschlag auf Atommüll-Lager +++ 44 Prozent der österreichischen Frauen arbeiten in Teilzeit +++ 700 von 800 Mitarbeitern von Fluglinie über Leasingfirma beschäftigt +++ Um 460 Millionen Euro mehr Steuereinnahmen als erwartet +++

    11.3.
    Berta nicht zuhause.
    Säe auf zwei glatt geharkten und mit Humus bedeckten Beeten Saubohnen, Schwarzwurzeln, Zwiebeln und Spinat aus. Dazwischen kommen Petersilie, Kümmel und Zitronenmelisse.
    Esse abends mit Toni Gemüsequiche. »Morgen«, fragt sie, »komm morgen zu mir hinüber und wir kochen gemeinsam, okay?«
    15.3.
    Esse bei Toni zu Mittag. Ihre Wohnung weist keine Spur mehr auf von meiner früheren Wohnung. Toni hat die Raumaufteilung geändert. Weiß zwar davon, aber der Anblick überrascht mich trotzdem. Hinter ihrer Tür liegt ein Vorzimmer, das eher Wartezimmer als Garderobe ist, mit vielen Sesseln an der Wand. WC und Bad sind barrierefrei. Linker Hand geht es in Tonis Wohnküche, die ebenfalls auf Großbesuch ausgerichtet ist. Vier Fenster schauen auf die Lerchengasse und erhellen den Raum. Eine Kochzeile ziert die Breitseite des Zimmers. Längs der Fenster steht ein riesiger Holztisch, eine Tafel. Gegenüber der Kochzeile eine unbekümmerte Versammlung von Sitzpölstern und Hockern. Hier finden Nachbesprechungen und Erholungspausen während ihrer Seminare und Behandlungen statt, erklärt Toni. Früher war der Raum Leos Arbeitszimmer. Ohne Küche und Sitzpölster, dafür mit Bücherregalen und einem Arbeitstisch, auf dem sich Bücher und loses Zettelwerk zum Thema Abfallwirtschaft stapelten. Damals war das Zimmer weiß. Toni hat es in abgetöntes Dottergelb getaucht. Zitat Toni: »Man soll sich hier fühlen wie ein Embryo, wenn auf den Bauch der Mutter Sonne scheint.« → Enthalte mich des Kommentars, aber der Raum ist wirklich angenehm.
    Vom Vorzimmer aus nach rechts geht es in den Seminarraum. Der ist kühler und ruhiger, die Fenster schauen in den Hof. Er ist eine Mischung aus Gymnastiksaal und mongolischer Jurte. Allerlei Tücher, Trommeln und Rasseln hängen an den Wänden, Matten und Meditationspölster liegen auf dem Boden, rundherum ornamentale Bilder und figürliche Darstellungen. Grundton: Pastell, gemischt mit Erdfarben. Ein paar Stücke des Inventars stammen aus Ledas Nachlass → reine Vermutung.
    Am Ende des Zimmers führt eine Tür zu Tonis Schlafzimmer. In den Farben des Ozeans gehalten, wozu neben Blau, Grün, Türkis auch Einsprengsel von Korallenrot und Perlmutt gehören. Tonis Doppelbett hat etwas von einer Jakobsmuschel. Das Gestell ist elfenbein-, das Bettzeug cremefarben, darüber breitet sich ein weißes Moskitonetz aus. Kann mir denken, dass es dem Jüngling darin anders wird. Von der Wohnküche geht eine ebensolche Tür neben der Sitzecke in das Gästezimmer über. Das ist relativ geschmacksneutral, breitenwirksam mit den Möbeln eines schwedischen Einrichtungshauses ausgestattet. Tonis Schlaf- und ihr Gästezimmer waren früher
ein
Raum, den ich zum Träumen genutzt habe. So kommt es mir jedenfalls heute vor. Es ist seltsam, durch Tonis Wohnung zu gehen und an damals erinnert zu werden. An mein geruhsames Leben mit Büchern, Pflanzen und Leo, der mir die Würze

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