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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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wollte mit aller Kraft Armut und Elend hinter sich lassen. Ängstlich rannte er seiner Vergangenheit davon und befürchtete doch, ihr direkt in die Arme zu laufen. Er hatte erlebt, wie schnell Schönes vernichtet werden konnte. Nur Geld, Material und Wohlstand verhießen Sicherheit. Seine Angst trieb ihn zur Arbeit, zerstörte aber gleichzeitig das Ideal, um das er täglich kämpfte. Erna war sprachlos. Anton tobte. Beide bauten auf Erfahrungen, die sie Ohnmacht und Fragilität gelehrt hatten. Das war ihre Basis, die sie zusammenschweißte, aus der jeder von ihnen unterschiedliche Konsequenzen zog.

+++ Regierungsbildung in Griechenland gescheitert +++ Börsengang soll Facebook 16 Milliarden Dollar bringen +++ Zwei Verletzte bei Jagdunfall: Bankenchef und Waffenlobbyist im Spital +++ EZB lässt einige griechische Banken fallen +++ Spanische Bankenkrise holt Börse ein +++

    8.5 .
    In der Früh sitzt Berta noch mit braunfleckigem Kaffeehäferl vor ihrem Bildschirm. (Stehe am Fenster, aber sie sieht mich nicht.) Später ist sie weg. Die Wohnung dunkel und verlassen. Seltsam. Nicht, dass Berta wieder einmal ihre Wohnung verlässt, sondern dass ihre Wohnung ohne sie so leer wirkt. Mit ihr ist sie freundlicher, heller, belebter. Was nicht von ihrer Bewegungslosigkeit vor dem Laptop herrühren kann. Es wird wohl an mir liegen. Bin einfach froh, Berta drüben zu sehen. Wenn Berta abwesend ist, fehlt mir etwas. Ist natürlich idiotisch-gluckenhaft, aber beim Anblick ihrer verlassenen Wohnung freue ich mich auf den Moment, sie wiederzusehen und ihr zuzuwinken.
    Finde Tonis Einkaufstasche mit Semmeln, Eiern und Käse an meiner Küchentür. Die muss sie dort hingehängt haben. Warum? Wo und wann frühstückt sie und weshalb so früh? Frühstücke alleine. Es ist ideales Wetter für Gartenarbeit. Steige in mein Blauzeug und meine Gummistiefel. Ein sonnenwarmer Dampf aus Farben, Vogelgezwitscher und Erde heißt mich im Garten willkommen. Meine lieben Regenwürmer haben schon die präparierten Pflanzlöcher von gestern besucht und ihre Verdauungsprodukte als Dienstleistungsnachweise hinterlassen. Ganz passend, für einen Tag, an dem Beete mit Zuckererbsen, Karotten und Lollo rosso bestückt werden. Außerdem kommen heute überall, wo sie mir aus der Hand fallen, Ringelblumen hin. Gelb-orange Farbtupfer im Garten, das wird den Shantis gefallen. »So völlig ungezwungen, so total kreativ«, werden sie sagen.
    Sitze über fünf Stunden auf der Erde (bepflanze das dritte kreisrunde Beet im vorderen Teil), plötzlich sagt jemand nahe bei mir: »Sie sind da!« Zucke zusammen. Was ist das in letzter Zeit, dass Menschen wie aus dem Nichts auftauchen und mich erschrecken? Tonis Jüngling steht in seinen englischen Laufschuhen neben meinem Beet und schaut in den Himmel. Mit der Hand, die er durch einen ausgestreckten Zeigefinger bis zum Maximum verlängert, weist er auf etwas im wolkenlosen Blau.
    »Schwalben«, sagt er. Sehe die schwarzen, quirligen Flugmeister und höre ihr gellendes Geschrei. Eindeutige Boten von wärmeren, sonnigeren Tagen mit kurzen Nächten. Bin erleichtert und froh über ihren Anblick.
    »Mauersegler«, präzisiere ich. Rapple mich hoch und klopfe meine Hose ab. »Die wohnen im Hof, hier unter der Regenrinne.« Zeige ihm die Stelle an der Längsseite des Daches, wo ihre Nester sind. Möchte beinahe anmerken, dass er sich in ein, zwei Monaten auf bemerkenswerte Flugübungen der jungen Mauersegler freuen kann. Wie unglaublich spektakulär sie ungebremst in ihren Nestern landen. Sage aber nichts, wer weiß, ob sich der Jünger überhaupt so lange bei Toni hält. Aber er leidet nicht unter Zukunftsängsten, er kontert meine Mauersegler-Euphorie mit einem unangemessenen Vorschlag. »Willst du nicht ein
Gartenseminar
abhalten?«
    Er ist ja lieb, mit Sicherheit, und irgendwo auf dieser Welt sind Menschen wie er dringend notwendig. Menschen, die motivieren können und andere zu Aktivitäten anstacheln. Aber im Grunde lenken solche Leute nur von der Verdauung ab. Typen wie der Jünger glauben, es gäbe tausend Dinge, die wichtiger wären als Stoffwechselprodukte. Die den Zusammenhang von Zersetzung und Entstehung einfach nicht akzeptieren wollen. Die bevorzugen, Entstehung gewaltsam zu forcieren, um Zersetzung zu negieren. Man könnte sie auch
Unruhestifter
nennen. Was für die besondere Ausprägung des Jünglings vielleicht übertrieben ist, weil sich das Verheerende seiner Wirkungsweise in Grenzen hält. Zumindest

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