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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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Mailings auszuschicken. Langweile mich bald bei ihren Schilderungen. Die Begriffe
facebook, Photoshop
und
Wordpress
fallen überraschend. Toni hat bis vor Kurzem noch heftigste Berührungsängste mit dem Powerknopf eines Computers gehabt. Elektrische Wellen und Handystrahlen waren ihr sowieso ein Graus. Und jetzt springt sie lachenden Herzens ins World Wide Web?
    Seltsame Dinge tragen sich vor meiner Nase zu. Verhalte mich ruhig und lasse mir meine Verunsicherung nicht anmerken. Nach dem Picknick, bei dem mir keine weitere Beachtung geschenkt wird, gieße ich meine neu angelegten Beete. Was können schließlich Kichererbsensprösslinge dafür, dass mir das Lachen vergeht?
    9.5
    Berta sitzt gedankenverloren vor ihrem zugeklappten Laptop. Winke heftig hinter meinem Fenster, damit sie mich sieht. Sie greift zu ihrem iPhone und ruft mich an. »Ich muss zur Arbeit«, sagt sie auf meine Frage, ob sie auf einen Tee rüberkommen möchte.
    »Du hast gestern auch schon gearbeitet, oder? Musst spät nachhause gekommen sein. Wie ich schlafen gegangen bin, war bei dir noch kein Licht an.«
    Sie stockt kurz, dann lacht sie. »Du, das fährt mir schräg ein, wenn du so was sagst. Ich vergess ganz, dass du mich ja von dir drüben siehst. Im ersten Moment frag ich mich immer, woher du das weißt und denk sofort an Überwachungskameras und so einen Scheiß. Voll irre.«
    »Kein Grund zur Beunruhigung, ich bin kein Big Brother, bin eher Little Sister.«
    »Du, ich muss jetzt los, ich meld mich, wenn ich wieder mehr Zeit hab, okay?« Wir verabschieden uns. Bald danach verlässt sie ihre Wohnung, kommt beim Haustor heraus, geht die Lerchengasse Richtung Josefstädter Straße entlang und verschwindet um die Ecke.
    Pflanze an der Gartenmauer im Osten Sonnenblumen und Bohnen, damit die einen den anderen Halt geben. Zupfe auf den Gemüsebeeten Wildkräuter. Die neuen Nahrungsquellen haben sich auch schon bei den Nacktschnecken herumgesprochen. Lege die schleimigen Biester auf meine Gartenschaufel und katapultiere sie wie gewohnt über die Mauer auf das Nachbargrundstück. Hoffe, sie fallen nicht allzu hart, kommen aber nicht wieder.
    10.5.
    Wache spät auf, Berta ist schon weg. Will nicht alleine frühstücken und gehe zu Toni. Die ist erstaunt über mein Erscheinen (ganz ohne Aufforderung).
    »Ich muss leider ausnahmsweise weg«, sagt sie, ihre Tasche schon quer über den Oberkörper hängend. Schaut bei Tonis Rundungen wenn nicht irritierend, definitiv lustig aus. → Der Riemen läuft von ihrer Schulter zwischen den Brüsten zur Taille, betont somit ihre wohlgeformten Kurven, wie Serpentinen eine Berglandschaft. »Nimm dir den Nussstrudel, hab ich gestern gebacken«, sagt sie und lässt mich in ihrem Wartezimmer stehen.
    Höre ihre flachen Ballerinas hinter mir auf der Steintreppe davonklatschen. Nehme den Strudel und gehe in meine Wohnung. Alleine fühle ich mich nur bei mir wohl. Komme nicht recht in Gang. Trotz bestem Gärtnerwetter freut es mich nicht, in den Garten zu gehen. Höre mich vom »Radiokolleg« bis zum »Konzert am Vormittag«, kriege Nachrichten über Korruption, Krise und Kriege mit. Höre mir noch einen Bericht über Griechenland an. Drehe das Radio ab, um nicht nochmals schlechte Meldungen über die Welt als Ganzes und die Menschheit im Speziellen anhören zu müssen. Toni ist weg, Berta nicht zuhause. Es kommt nicht oft vor, aber heute ist mir fad. Will nicht lesen. Will mir nichts kochen. Beschließe, zu fasten und erst am Abend mit Toni zu essen. Bemerke, wie ich mich auf die Schilderungen ihrer wahnwitzigen Festival-Vorbereitungen freue. → Wenn das kein Zeichen absoluter Langeweile ist! Aber langsam gefällt mir das Getöse um ihre Festwoche. Erwarte insgeheim, dass Tonis Festival in ein heilloses Chaos ausartet, wo jauchzende, tanzende Esoterikerinnen so lange meinen Nussbaum umarmen und Mantren chanten, bis Anrainer aus den Hoffenstern heraus um Ruhe flehen.
    Stehe am Fenster und ärgere mich über Autos, die unentwegt durch meine Straße fahren. Sie kommen mit erhöhter Geschwindigkeit, bremsen vor der Bodenschwelle, humpeln über das Hindernis, geben wie blöd Gas, nur um nach zehn Metern vor dem Stopp-Schild erneut abzubremsen. Gehts doch scheißen, gehts doch einfach alle scheißen, dann wäre es für uns leichter.
    Kurz bevor mir mein Unmut auf den Magen schlägt, klopft es an der Tür. Eine Seltenheit, denn Toni hat einen Schlüssel, und wer sollte sonst zu mir kommen? Das Erste, was mir beim Anblick des

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