Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
Vom Netzwerk:
jedoch noch nicht, was sie gemacht hat und was ich daran loben soll.
    »Die Deppen sind direkt auf mich zugekommen. Ich hab’s mit der Angst zu tun bekommen. Mit jedem Schritt, den sie näher auf mich zu sind, ist mein Mut gesunken. So lange Wartephasen sind nichts für mich. Meine sonstigen Aktionen gehen immer schnell über die Bühne. Ich muss ins unbekannte Wasser springen ohne Weg zurück. Sonst krieg ich kalte Füße. Aber plötzlich sind sie in idealem Abstand zu mir gestanden, ich hab einem Impuls nachgegeben und bin einfach aufgesprungen. Wildschwein im Nebel! Völlig überraschend für die beiden. Ich weiß nicht, bin
ich
den Bank-Menschen angesprungen oder
er mich
? Jedenfalls ist er samt mir umgefallen. Wie ein Brett. ›A Wüdsau!‹, hat er noch geschrien. Dann hab ich einen dumpfen Klang wahrgenommen und sein Körper ist unter mir schlaff geworden. Vielleicht war vor dem dumpfen Aufprall noch der Schuss zu hören. Das ging alles recht schnell. Jedenfalls ist auch der Lobbyist schreiend am Boden gelegen. Die Augen aufgerissen, den Mund weit offen, und hat gebrüllt wie ein angeschossener Hirsch. Ich bin nur mehr schnell weg, hab die beiden liegen lassen und gehofft, dass ich nicht erwischt werde.«
    Berta macht eine Pause. Mir erscheint die Geschichte völlig unglaubwürdig, in keinem Zusammenhang mit den Berichten aus den Medien. »Berta, das klingt wie aus einem Nestroy-Stück«, lasse ich sie meine Zweifel wissen. »Unverhofft kommt oft oder das Leben schreibt die kuriosesten Geschichten«, grinst sie mich an, schaukelt und schlürft ihren Whiskey.
    »Und du bist das Leben?«, frage ich. »Warum hätten die beiden wegen deiner Kinderschreck-Aktion ins Spital eingeliefert werden müssen? Der eine sogar auf die
Intensivstation

    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er unglücklich gefallen oder hat ein paar Schrotkörner ins Fleisch bekommen. Was weiß ich? Das Spiel mit Feuerwaffen ist eben gefährlich.«
    Bezweifle Bertas Geschichte. Weiß allerdings nicht, welchen Teil davon. War sie überhaupt dort oder hat sie sich bloß alles aus den Nachrichten zusammengedichtet? Wenn sie dort war, warum? Wenn nicht, warum dichtet sie sich so etwas zusammen? Weshalb sollte sie auf die Idee kommen, diesen Männern aufzulauern?
    »Dass die einen Moralischen kriegen und alles hinschmeißen, hätt ich mir nie träumen lassen. Find ich aber gut.« Sie ist zufrieden. Wie schön. Vor einigen Tagen wäre ich glücklich gewesen, sie so zu sehen. Aber jetzt kommt sie mir völlig unzurechnungsfähig vor. »Machst du das hauptberuflich?«, frage ich sie, obwohl es wesentlich dringlichere Fragen gäbe, aber diese eine hat sich eben vorgedrängt. Bertas Grinsen vergeht schlagartig. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja, will ich.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Absolut.«
    Sie wartet mit ihrer Antwort. Fixiert mich mit ihrem Blick, wie ein Polizist bei der Alkoholkontrolle. »Ja, ich mach das hauptberuflich, das, und ähnliche Dinge.«
    »Wozu?«
    »Wozu? Weil diese Typen gebremst gehören. Die führen sich auf wie Geisterfahrer auf der Autobahn, nur zwingen sie alle, die Fahrtrichtung zu wechseln. Mir reicht das. Alleine können sie von mir aus gerne gegen die Wand fahren, nur zu, aber ich lass mich von denen nicht in den Abgrund mitnehmen. Darum mache ich das.« Sie ist überzeugt von dem, was sie sagt.
    »Aber was haben die zwei denn Fürchterliches getan?«
    »Na hör mal? Der eine hat seine Finger in jedem schmierigen Geschäft, und der andere ist, jetzt kann ich ja schon sagen,
war
, Vorstand von Österreichs einflussreichster Bank, die ganz dicke Beziehungen zur Politik hat und massiv an Nahrungsmittelspekulationen beteiligt ist, zusätzlich zu sonstigen Finanzmarkt-Verflechtungen. Aber was noch viel gravierender ist, diese Männer repräsentieren das derzeitige Wirtschaftssystem. Die gelten als Sieger, als
Vorbilder
, als
Leistungsträger
. Deshalb muss man sie abschießen.«
    »Welche ähnlichen Dinge?«, frage ich, aber sie versteht mich nicht. »Du hast gesagt, du machst das und ähnliche Dinge hauptberuflich. Welche?«
    Bertas Lächeln drückt Grübchen in ihre Wangen. Sie schaukelt. Ihre weißen Zähne beißen kurz neckisch auf den Rand ihres Glases. »Du erinnerst dich vielleicht noch an den Chef des Internationalen Währungsfonds? Den mit dem eruptiven sexuellen Hang für Zimmermädchen? Das Zimmermädchen war ich.«
    +++ Österreichische Volksbanken AG baut bis 2017 über tausend Stellen ab +++ Frankreich:

Weitere Kostenlose Bücher