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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Rasen hockt. Dann endlich sieht er Biggie und Colm das Haus
verlassen.
    [272]  Ralph
hält Biggie an der Tür vor Bennys Kneipe mit einer düsteren Schauergeschichte
von Blut, Bier, ausgeschlagenen Zähnen, einem Ambulanzwagen und der Polizei
auf, bis Biggie den Braten riecht und kühn an Ralph vorbei hineingeht. Dort
steht ein betrunkenes Mädchen allein am Flipperautomaten; zwei Männer reden
fröhlich in der Telefonkabine neben der Tür. Biggie fragt Benny, ob es hier
eine Schlägerei gegeben habe.
    »Ja, vor etwa
zwei Monaten…«, fängt Benny an.
    Als Biggie nach
draußen stürmt, muß sie feststellen, daß Ralph Packer ihr Auto woanders
hingestellt hat und jetzt mit Colm den Bürgersteig entlangspaziert. Packer will
ihr nicht sagen, wo er das Auto geparkt hat, bis sie droht, die Polizei zu
holen.
    Als sie
schließlich nach Hause kommt, ist Bogus auf und davon.
    Er hat sein
Tonbandgerät und alle Tonbänder mitgenommen; seinen Paß; die Schreibmaschine
nicht, aber die ganzen Unterlagen für seine Dissertation, die Übersetzung von Akthelt und Gunnel. Weiß der Himmel, warum.
    Er hat den
Kühlschrank leer geräumt und alles Eßbare in den Keller gestellt, für Risky
Mouse. Die Falle hat er zu Kleinholz verarbeitet.
    Auf Colms
Kopfkissen stellte er eine Spielzeugente mit echten Federn, von Amish-Farmern
hergestellt. Sie kostete 15.95 $, mehr als Trumper je zuvor für ein Spielzeug
ausgegeben hatte.
    Auf Biggies
Kopfkissen legte er das neue Scheckheft für das Konto, auf dem jetzt noch ein
Restguthaben von $ 1612,47 war, und einen großen französischen hautfarbenen BH mit Haltebügel. Der hatte genau die richtige Größe. In eine
der riesigen Schalen legte er einen zerknüllten Zettel: Big, du warst wirklich die
Beste.
    Das ist alles,
woran Biggie merkt, daß er zu Hause war. Natürlich kann sie von der anderen
Glanzleistung, die er vollbracht hat, nichts wissen. Wäre Mr. Fitch
tratschsüchtig, so könnte er ihr beschreiben, wie Bogus in den Mülltonnen vor
dem Haus wühlte und die Ente rettete, die sich mittlerweile schon im Stadium [273]  zunehmender Auflösung
befand. Fitch war auch gar nicht erstaunt, als Trumper den Vogel in eine
Plastiktüte packte. Ebensowenig würde Fitch je erzählen, wie Trumper nach einem
festen Karton suchte, in den er dann die Tüte mit der Ente packte, zusammen mit
einem Zettel: Hochverehrter Doktor, bitte zählen Sie das Wechselgeld nach.
    Das Paket war
an Bogus’ Vater adressiert.
    Aus sicherer Entfernung hinter Fitchs Hecke beobachtete Bogus
Biggies stürmische Heimkehr und blieb noch so lange, bis er sicher sein konnte,
daß sie sich nicht aus einem der Fenster stürzte. Hinter der Gardine in seinem
Wohnzimmer stand Fitch zusammen mit seiner Frau, beobachtete Bogus, der hinter
der Hecke saß, und tat gut daran, sich in diese geheimnisvolle Affäre nicht
einzumischen; er kam nicht auf die Veranda heraus, um unpassende Bemerkungen
von sich zu geben. Einmal drehte sich Bogus um und sah, wie ihn das alte Paar
beobachtete. Er winkte ihnen zu, sie winkten zurück. Der gute alte Fitch, hat sich jahrelang im Amt für Statistik
rumgequält, doch jetzt läßt er den Dingen ihren Lauf. Abgesehen von seinem
Rasen hat er den Bogen raus, wie man Arbeit Arbeit sein läßt.
    Später ging Bogus in die Bibliothek, um in seiner wenig
benutzten Kabine herumzuwühlen, erwartete jedoch kaum, irgend etwas zu finden,
was er gerne mitnehmen wollte. Und erwartungsgemäß fand er auch nichts. Sein
Kabinennachbar, M. E. Zanther, entdeckte ihn, »wie er ein leeres Blatt Papier
bekritzelte«, so berichtete er später. Zanther erinnerte sich genau daran, denn
als Trumper die Bibliothek verließ, schlüpfte er in die Kabine, um zu sehen,
was er da gekritzelt hatte. Bogus hatte sich seinerseits am Ende der Reihe mit
den Kabinen versteckt. Was Zanther sah, war die Rohfassung eines Gedichtes über
Harry Petz, ein schlechtgemaltes obszönes Bild, und, dick mit einem Leuchtstift
quer über die [274]  Schreibunterlage
geschrieben, folgende Zeile: HALLO ZANTHER ! IST DIR DER LESESTOFF AUSGEGANGEN ?
    »Mir ist schon
mehrfach aufgefallen«, sagte Dr. Wolfram Holster, Trumpers Doktorvater, »daß
unsinniges Verhalten durchaus präzise geplant sein kann.« Doch das war viel
später; vorerst war er völlig baff.
    Trumper rief
Dr. Holster an und bat ihn, ihn zum nächsten Flughafen in Iowa zu fahren, von
dem aus man möglichst schnell nach Chicago kommen konnte. Das wäre Cedar Rapids
gewesen, etwa eine

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