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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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beginnt mit einer Einstellung in der Halbtotalen von
Trumper in einem Schnellimbiß in Greenwich Village. Es ist eine riesig lange
Theke, vor der sich die Menschen drängeln, und man kann sich die Zutaten selbst
aussuchen und hat dann schließlich an der Kasse ein großes Sandwich zusammen.
Trumper bewegt sich langsam vorwärts, beäugt das geräucherte Rindfleisch, die
Mixed Pickles und den Schinken, nickt ab und zu dem Angestellten hinter der
Theke zu oder schüttelt den Kopf. Das Ganze ohne Synchronton.
    Die Stimme aus
dem Off ist Packers Stimme vom Tonband. »Er ist jetzt sehr vorsichtig – wie
jemand, der einmal gestochen wurde und jetzt immer nach Bienen Ausschau hält.«
    Trumper schaut
mißtrauisch sein Sandwich an. »Ich glaube, es ist nur natürlich, daß er sich
jetzt auf nichts mehr einlassen will.«
    Ralph redet weiter
aus dem Off, erzählt von Trumpers Unwillen, sich auf irgend etwas einzulassen,
bis eine neue [280]  Kameraeinstellung
folgt: Trumper an der Gewürztheke, wie er sich Senf und Soße nimmt. Ein
hübsches Mädchen blickt schüchtern in die Kamera, dann auf Trumper und
überlegt, ob er jemand Berühmtes ist. Auch sie will Senf. Trumper schiebt ihr
das Glas zu, ohne sie anzusehen, und trägt dann sein Sandwich aus dem Bild. Das
Mädchen starrt ihm nach, und aus dem Off ertönt Tulpens Stimme: »Ich glaube, er
ist sehr vorsichtig mit Frauen. Eigentlich gar nicht mal so verkehrt…«
    Schnitt:
Trumper und Tulpen gehen in Tulpens Wohnung, beide schleppen Einkaufstüten.
Kein Synchronton. Ralph sagt aus dem Off: »Klar, daß du das so siehst. Du lebst schließlich mit ihm zusammen.«
    Tulpen und
Bogus räumen in der Küche die mitgebrachten Lebensmittel weg; sie redet vor
sich hin, ein anscheinend ganz normaler Monolog; er ist mürrisch und wirft hin
und wieder ihr oder der Kamera einen ärgerlichen Blick zu. »Ich meine, er ist
wirklich nett zu mir«, sagt Tulpen aus dem Off. »Ich glaube, er ist sich der
Gefahr bewußt, mehr nicht…«
    Trumper geht
direkt auf die Kamera zu und macht eine obszöne Handbewegung.
    Schnitt: Eine
Reihe von Standbildern, Familienaufnahmen von Trumper, Biggie und Colm. Ralph
aus dem Off: »Nun, er sollte sich der Gefahren auch bewußt sein. Schließlich
war er schon einmal verheiratet…«
    Tulpen: »Er
vermißt sein Kind.«
    Ralph: »Und
seine Frau?«
    Schnitt: Mit
Ohrhörern auf dem Kopf arbeitet Bogus in Ralphs Studio. Kein Synchronton. Der
eingeblendete Ton besteht aus einer Montage von Fragmenten, die wir schon aus
den verschiedenen Offs gehört haben: »Ich glaube, es ist nur natürlich…« –
»Eigentlich gar nicht mal so verkehrt…« – »Du lebst schließlich mit ihm
zusammen…« – »Und seine Frau?«
    Trumper scheint
diese Fragmente mit seinen Fingern am [281]  Tonbandgerät ein- und auszublenden. Dann kommt Tulpen ins
Bild, sagt etwas und zeigt auf etwas, das nicht im Bild ist, genau hinter den
beiden.
    Anderer Winkel:
Die Teile aus dem Off sind immer noch die einzige Tonuntermalung; Trumper und
Tulpen schauen auf ein wirres Knäuel Band, das auf dem Boden herumliegt.
Trumper stellt irgend etwas ab: zong. Bei diesem Geräusch friert das
Bild ein. Weiterhin kein Synchronton. Ralph sagt aus dem Off: »Stopp, genau so!
Jetzt den Titel – jetzt!« Dann wird der Titel Der Griff in die Scheiße über dem Standbild eingeblendet.
»Musik«, sagt Ralph aus dem Off, und jetzt erscheinen sie der Reihe nach wieder
im Bild: Bogus Trumper, der in gebückter Haltung reglos dasteht, bei seinem
Versuch, den Bandsalat wieder auseinanderzuklauben. Tulpen sieht ihm zu.

[282]  22
    In Overturfs Fußstapfen
    Er hatte Glück, daß ihn ein deutscher Computerverkäufer, der
sehr stolz auf seinen Firmenmercedes war, von Frankfurt bis Stuttgart mitnahm.
Trumper war nicht sicher, ob es das Dröhnen des Verkehrs auf der Autobahn oder
das Dröhnen des Verkäufers selbst war, das ihn in den Schlaf wiegte.
    In Stuttgart
verbrachte er die Nacht im Hotel ›Fehls Zunder‹. Aus den Fotos im Foyer konnte
man schließen, daß Fehls Zunder Taucher in der deutschen Olympiamannschaft von
1936 gewesen war; es gab eine Aufnahme von ihm bei den Spielen in Berlin. Auf
dem letzten Foto stand er an Deck eines deutschen U-Bootes neben dem
Fregattenkapitän auf der Brücke; FEHLS ZUNDER, FROSCHMANN, AUF SEE VERMISST , stand darunter.
    Daneben hing
ein seltsames Foto vom dunklen, leeren Meer, in der Ferne sah man die Küste von – Frankreich? England? Ein weißes X war auf die Schaumkrone

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