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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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zufällig die Dame mit dem
Pelzmantel und dem dazu passenden Muff sah, stellte er fest, daß sie jetzt
etwas anderes anhatte. Keinen Pelzmantel, keinen Muff mehr; sie trug ein
frühlingshaftes Kostüm, als sei es bereits warm.
    Er fragte sie,
ob sie die Zeit habe.

[330]  27
    Wie ist alles mit allem anderen
verbunden?
    Ralph versuchte, die Struktur seines Filmes zu erklären, indem
er ihn mit einem zeitgenössischen Roman verglich, mit Helmbarts Vital
Telegrams.
    »Die Struktur
ist das A und O«, sagte er. Dann zitierte er den Klappentext, in dem stand,
Helmbart habe eine Art Durchbruch erreicht. »Die Übergänge – ja, all die
Assoziationen – sind syntaktisch, rhetorisch, strukturell ;es
ist eher eine Geschichte über Satzstrukturen als über Charaktere; Helmbart
konstruiert eher Variationen von Satzformen als eine Handlung«, stand da zu
lesen.
    Kent nickte in
einem fort, doch Ralph war mehr daran gelegen, daß Trumper und Tulpen ihn
verstanden. Der Vergleich zu Helmbarts Werk sollte ein wenig Licht auf Tulpens
Schneidearbeiten und Trumpers Tonmontagen werfen. »Verstehst du?« fragte Ralph
Tulpen.
    »Hat dir das
Buch gefallen?« fragte Tulpen zurück.
    »Darum geht’s
doch gar nicht, darum geht’s überhaupt nicht, verdammt noch mal!« sagte Ralph.
»Es interessiert mich nur als Beispiel. Natürlich hat es mir nicht gefallen.«
    »Ich fand es
furchtbar«, meinte Tulpen.
    »Ich fand es
beinahe unlesbar«, erklärte Trumper und marschierte ins Klo, das Buch unter dem
Arm. Er hatte noch nicht einmal einen Blick hineingeworfen.
    Er setzte sich
auf die Toilette, wo er von Notizen umgeben war, weil da auch das Telefon
stand. Ralph hatte es dort plaziert, als er wegen der vielen Ferngespräche, die
niemand auf seine Kappe nehmen wollte, mißtrauisch wurde. Er war sicher, daß
einfach [331]  Leute von der
Christopher Street hereinkamen und Ferngespräche führten. Seiner Theorie
zufolge schlichen sie sich herein, wenn er, Bogus, Tulpen und Kent in den
anderen Räumen des Studios beschäftigt waren. Doch jemand, der einfach so
hereinkam, würde nicht mal im Traum darauf kommen, das Telefon auf der Toilette
zu suchen.
    »Und wenn sie
nur reinkommen, um die Toilette zu benutzen?« hatte Trumper gefragt.
    Doch das
Telefon war jedenfalls dort installiert. An den Wänden, dem Spülungskasten, dem
Spiegel und den Regalen hingen überall Hinweise, Telefonnummern, dringende
Wünsche und Kents seltsame Übersetzungen von Nachrichten. Trumper nahm den
Hörer von der Gabel und öffnete das Buch. Ralph hatte angemerkt, der Erfolg der
Struktur liege darin, daß man Vital
Telegrams an einer beliebigen Stelle öffnen und alles sofort verstehen könne, egal, wo
man zu lesen anfange. Trumper öffnete das Buch in der Mitte und las Kapitel 77
von Anfang bis Ende.
     
    Kapitel 77
     
    Von dem Augenblick an, da er sie sah, war er im Bilde. Dennoch
blieb er beharrlich.
    Wir spürten
sogleich, daß das Kugelgelenksystem überhaupt nicht zum Schmurgelgröbler paßte.
Warum versuchten wir es trotzdem?
    In dem Moment,
als die Ziege erschlagen wurde, sahen wir, daß wir jetzt dran waren. Jeder
Versuch, das zu ignorieren, wäre absurd gewesen. Dennoch log Mary Beth.
    Es war
vollkommen sinnlos, den Steckschlüssel dafür zu benutzen. Aber vielleicht hätte
es ja klappen können.
    An der
schrecklichen Ausweidung von Charles war nun wirklich nichts Lustiges.
Seltsamerweise waren wir nicht schockiert, als Holly lachte.
    [332]  Mit diesen
Füßen bestand wenig Hoffnung für Eddy. Wenn man ihn sah, hätte man jedoch
meinen können, er besäße noch Zehen.
    »Rühr mich
nicht an!« jammerte Estella und streckte die Arme von sich.
    Wir wußten, die
Vorstellung von Kichererbsen gemischt mit Stragel trotzte dem
Verbreitungsprinzip. Immerhin, sie waren beide braun.
    Natürlich
entbehrte die Furcht des Zwerges vor Harolds ziemlich großer Katze jeglicher
Logik. Doch wer jemals eine gewisse Zeit auf den Knien verbracht hat, weiß, wie
anders die Dinge von unten aussehen.
    Das war Kapitel 77. Neugierig, was es mit der schrecklichen
Ausweidung von Charles auf sich habe, las Trumper es noch einmal. Der Absatz
mit den Kichererbsen und dem Stragel gefiel ihm. Er las das Kapitel ein drittes
Mal, und es störte ihn, daß er nicht wußte, was mit Eddys Füßen los war. Und
wer war Estella?
    Ralph klopfte
an die Toilettentür; er wollte telefonieren.
    »Ich verstehe
die Furcht des Zwerges vor Harolds ziemlich großer Katze«, rief Trumper ihm
durch die

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