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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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daß
Trumper einige einleitende Bemerkungen schreiben sollte, in denen er auf den
»Stellenwert« von Akthelt und
Gunnel in
der nordgermanischen Literatur einging.
    »Wer schert
sich schon darum?« fragte Trumper.
    » Ich schere
mich darum!« brüllte Holster.
    Also machte er
es, und auch da log er nicht. Er erwähnte alle anderen Werke, die er im
Zusammenhang mit dieser Ballade kannte, dann gab er zu, überhaupt nichts über
die Literatur des Färöischen zu wissen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob
dieses Werk in irgendeiner Weise mit der färöischen Literatur der damaligen
Zeit in Zusammenhang gebracht werden kann«, schrieb er.
    Holster schlug
vor: »Warum schreiben Sie nicht einfach: ›Ich möchte die Beziehung von Akthelt und Gunnel zuden färöischen Heldenepen nicht
beurteilen, da ich die färöische Literatur nicht eingehend genug untersucht
habe.‹?«
    [446]  »Weil
ich sie überhaupt nicht untersucht habe«, gab Trumper zur Antwort.
    Normalerweise
hätte Holster vielleicht auf seiner Version beharrt oder verlangt, daß Trumper
dann eben die färöische Literatur eingehend untersuchte, doch Trumpers
dämonische Arbeitsweise hatte Holster so beeindruckt, daß der Doktorvater ein
Auge zudrückte. Er war wirklich ein netter Mensch. An einem Sonntag sagte er am
Mittagstisch: »Fred, gehe ich recht in der Annahme, daß diese Arbeit eine Art
Therapie für Sie ist?«
    »Welche Arbeit
ist das nicht?« gab Trumper zurück.
    Holster
versuchte, ihn aus der Reserve zu locken. Es störte ihn nicht, daß Trumper wie
ein selten auftauchender Maulwurf im Souterrain lebte, und gelegentlich rief er
ihn hoch und lud ihn zu einem Drink ein. »Wenn Sie auch gerade ein Gläschen
trinken wollen«, antwortete Trumper dann.
    Das einzige,
was Bogus außer seiner Doktorarbeit schriftlich von sich gab, war gelegentlich
ein Brief an Couth und Biggie und noch gelegentlicher einer an Tulpen. Couth
schrieb zurück und schickte Bilder von Colm; Biggie sandte ihm einmal pro Monat
ein Päckchen, mit Dingen wie Socken oder Unterwäsche und ein paar Bildern, die
Colm mit Fingerfarben gemalt hatte.
    Von Tulpen
hörte er nichts. Was er ihr schrieb, war fast ausschließlich eine Beschreibung
seines gegenwärtigen Lebens: Trumper als Mönch. Doch am Ende jedes Briefes
fügte er zögernd hinzu: »Ich möchte dich wirklich gerne wiedersehen.«
    Schließlich
meldete sie sich. Sie schickte ihm eine Ansichtskarte vom Zoo in der Bronx, auf
der stand: »Worte, Worte, Worte…«, so oft, daß sie damit fast die ganze Karte
ausfüllte. Unten ließ sie gerade noch so viel Platz, daß der Satz hinpaßte:
»Wenn du mich wirklich sehen wolltest, würdest du’s tun.«
    Doch er stürzte
sich statt dessen in das Ende von Akthelt und
Gunnel. Nur
ein einziges Mal – als er das Mädchen, das Flämisch konnte, in ihrer Kabine
weinen hörte und nicht hinging, um sie zu [447]  fragen, ob er ihr helfen könne – nahm er sich die Zeit, zu
überlegen, ob Akthelt und
Gunnel ihm
guttat.
    [448]  Akthelt und Gunnel hat ein ziemlich
schlimmes Ende. Es liegt nur daran, daß Akthelt ziemlich übellaunig wird, als
er am Hauptmast angebunden ist, mit dem Blut seines Vaters beschmiert und mit
den vatermordenden Pfeilen ausgepeitscht wird. Außerdem erfährt er, als er mit
seiner Flotte wieder im Königreich Thak ankommt, daß Hrothrund vor Akthelt und
Gunnels Burg aufgetaucht ist und versucht hat, Lady Gunnel zu entführen; als
ihm das nicht gelang (oder er es sich anders überlegt hatte), verschwand er
wieder.
    Akthelt
durchsucht das ganze Königreich nach dem Vatermörder und Möchtegernvergewaltiger,
jedoch ohne Erfolg. Dann kehrt er heim in seine Burg, fragt sich, warum es
Hrothrund nicht gelungen ist, Gunnel zu entführen (oder warum er es sich anders
überlegt hat). Hat er es überhaupt versucht? Und wenn ja, wie weit ist er damit
gekommen?
    »Ich hab ihn
nicht mal gesehen!« protestiert Gunnel. Sie war im Garten, als Hrothrund kam,
um sie zu entführen. Vielleicht hat er sie einfach nicht gefunden; es war
schließlich eine große Burg. Außerdem wußten die meisten, die Hrothrund zu
dieser Zeit sahen, noch nichts von Thaks Ermordung; deshalb war sein Erscheinen
auch nichts Ungewöhnliches, bis die Flotte zurückkehrte und die böse Geschichte
kundtat. Dann aber sagten die Leute zueinander: »Mein Gott, und dieser Schurke
Hrothrund war eben erst hier!«
    Akthelt ist
verwirrt. War Hrothrund wirklich der einzige, der an diesem Ränkespiel
beteiligt war? Jemand

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