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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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unterdrücken, weil ich nicht wußte, wo
ich da hineingetreten war, bis er schon markerschütternd war. Das Crescendo muß
den armen Fitch hinter seinem Rechen in tausend kleine Eiswürfelchen
zerschlagen haben.
    »Was war das?«
rief Biggie.
    Ralph, der
Feigling, streckte sofort die Waffen. »Thump-Thump. Er ist im Keller…«, fügte
er ungefragt hinzu. »Seine Füße…« Und durch das Kellerfenster sah ich, wie er
über den Rasen auf sein Fluchtrennrad zuspurtete.
    Mr. Fitchs
Stimme drang schwach an mein Ohr, als sei er meilenweit entfernt:
»Weidmannsheil!«
    Biggie fragte: »Was?«
    »Weidmannsheil!«
wiederholte Fitch, während ich, nur mit der Mausefalle beschuht, ans
Waschbecken ging, den rostigen Hahn aufdrehte und mir im Dunkeln das Gesicht
naß spritzte.
    »Bogus?« rief
Biggie nach unten; sie stampfte mit den Füßen über mir auf den Küchenboden.
    [244]  »Hallo!
Ich bin’s nur!« schrie ich nach oben.
    Dann ging das
Licht wirklich an, und ich konnte oben an der Treppe Biggies untere Hälfte
sehen; außerdem sah ich jetzt genug, um die Mausefalle zu entfernen.
    »Bogus? Was
geht hier vor?«
    »Bin in die
verdammte Mausefalle getreten«, murmelte ich.
    Biggie setzte
sich auf die oberste Treppenstufe, und ich konnte ihr unter den Rock schauen.
Dann fragte sie: »Aber was treibst du überhaupt hier unten?«
    Mir schwante
schon, daß es jetzt kompliziert würde. Ich begann mit meiner vorbereiteten
Antwort: »Ich wollte dich mit meinen Füßen nicht erschrecken. Wollte mich
zuerst ein bißchen waschen…«
    Sie beugte sich
vor, starrte mich verwirrt an. Von der unteren Stufe aus hielt ich ihr die
Sohle meines Fußes hin; eine dramatische Geste; sie stieß einen kleinen Schrei
aus. Dann hielt ich die Ente hoch.
    »Siehst du die
Ente, Big?« sagte ich stolz. »Ich war jagen, aber die Füße tun einem ganz schön
weh danach.«
    Das verschlug
ihr die Sprache – das und die kunstvolle Art, wie ich auf den Knien die Treppe
hochkroch. In der Diele überreichte ich ihr, immer noch kniend, die Ente, die
sie prompt fallen ließ.
    »Hab uns was zu
essen mitgebracht«, sagte ich gewinnend.
    »Sieht aus, als
wär es schon mal gegessen worden.«
    »Na ja, wir
müssen sie schon noch waschen, Big. Ein bißchen saubermachen, und dann in Wein
braten.«
    »Gib ihr lieber
einen Brandy«, schlug Biggie vor. »Vielleicht können wir sie ja wiederbeleben.«
    Dann kam Colm
die Diele entlanggetrottet und setzte sich neben diese komische, gefiederte
Überraschung. Soll er mich als einen Vater in Erinnerung behalten, der immer ein
überraschendes Geschenk in petto hat.
    [245]  Colm
protestierte, als Biggie ihn hochnahm und mir half, ins Bad zu kommen.
    »Langsam,
langsam, oh, meine Füße«, jammerte ich.
    Biggie
inspizierte mich gründlich, suchte nach einer ganz bestimmten Erklärung. In
meinem Ohr? Unter meinem Schnurrbart?
    »Du warst also
jagen?« fing sie nochmals an.
    »Ja… Du weißt
ja, ich hab mich eigentlich nie fürs Jagen interessiert…«
    »Genau das
dachte ich auch.« Sie nickte. »Aber du warst jagen und hast eine Ente
geschossen?«
    »Nein, ich hab
doch kein Gewehr, Big.«
    »Das dachte ich
auch.« Bis dahin schien sie ganz zufrieden. »Also hat jemand anders die Ente
geschossen und sie dir dann gegeben?«
    »Genau! Aber
meine Füße sind hin, Big. Ich mußte sie aus den Sümpfen holen. Wollte mir die
Schuhe nicht naß machen, aber ich hab nicht gewußt, daß da am Grund soviel
Schrott rumliegt.«
    »Wozu sind
Schuhe wohl da?« wollte Biggie wissen, als sie mir ein Bad einließ. Ich saß auf
der Toilette, und mir fiel ein, daß ich pinkeln mußte. »Deine Hose ist auch
nicht naß geworden«, bemerkte sie.
    »Na ja, die hab
ich auch ausgezogen. Da waren ja nur ein paar Jäger, und ich wollte mir nicht
alles versauen.«
    Biggie prüfte
die Wassertemperatur und dachte darüber nach. Colm kroch zur Badezimmertür und
spähte den Flur entlang nach dem seltsamen Vogel. Dann hatte ich den
Reißverschluß offen und spreizte unter Schmerzen die Beine. Ich fummelte mein
Teil heraus und fing an zu pinkeln, während Biggie grimmig auf meinen Pimmel
starrte und zusah, wie sich das Kondom füllte. Bis mir mit einem Schlag klar
wurde, daß der Druck zunahm und das Pinkelgeräusch fehlte, und ich hinab auf
den sich blähenden Ballon starrte.
    [246]  »Und
wer war sonst noch auf dieser netten kleinen Jagdparty, Bogus?« keifte Biggie.
»Du und Ralph Packer und noch zwei Mädchen, die er aufgegabelt hat?«
    »Eine

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