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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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fürchten!«) beharrt Akthelt.
    Scheu gesteht
Gunnel, was sie befürchtet. »Bei den Grethen«, sagt sie, ohne ihm in die Augen
zu schauen, »wirst du dir eine Frau nehmen.«
    Das ist
richtig; Akthelt nimmt sich jedesmal, wenn er in den Krieg zieht, eine Frau.
Doch er versteht immer noch nicht, worum es ihr geht. »Nettopp ub utuktig kvinna!« brüllt er. »Nettopp tu utukt … sla nek ub
moder zu slim.« (Etwa: »Nur eine Stopffrau. Nur zum Bumsen… Sie wird ihm keine Mutter sein.«)
    Diese
Unterscheidung reicht Gunnel nicht aus. Sie befürchtet, der kleine Axelrulf
werde die Rolle der grethischen Bumsfrau mit der Rolle seiner eigenen Mutter
assoziieren – daß Gunnel selbst in den Augen ihres Sohnes erniedrigt wird,
durch diese Assoziation. Mit Bumsen.
    [250]  »Utukt kvinnas!« (»Stopft die Frauen!«) sagt Akthelt mit einem dreckigen Lachen
zu seinem Vater.
    »Kvinnas urt moders!« (»Die Frauen und die
Mütter!«) bellt der alte Thak.
    Doch das ist
nicht das Entscheidende. Entscheidend ist, daß Akthelt Axelrulf zu Hause bei
seiner Mutter ließ; am Ende hat Gunnel doch ihren Willen bekommen.
    Somit hatte Bogus, obgleich er nicht unbedingt dieser Theorie
von Müttern und dem Bumsen grethischer Frauen zustimmte, immerhin einigen
Lesestoff, mit dem er sich darauf vorbereiten konnte, was hinter Biggies
Gefühlen für Colm steckte, und im besonderen auf Biggies Gefühle angesichts
einer Begegnung Colms mit diesem verhurten Grethchen Tulpen.
    Da es für
Trumper schwierig war, New York zu verlassen, und da seine Besuche bei Biggie
und Colm allen Beteiligten unangenehm waren, besonders Bogus selbst, erlaubte
Biggie Colm ausnahmsweise, einen Ausflug nach New York zu machen – unter einer
Bedingung: »Diese Frau, mit der du da lebst – wie heißt sie gleich? Nulpe? – in
der Wohnung, in der Colm schlafen wird – also Bogus, ganz ehrlich, ich finde,
du solltest mit ihr nicht zu intim umgehen, wenn er da ist. Schließlich kann er
sich noch gut daran erinnern, wie du mit mir geschlafen
hast…«
    »Mein Gott,
Big«, sagte Trumper dem Telefonhörer, »er erinnert sich noch daran, wie ich mit dir geschlafen hab, und was ist mit Couth, Big? Was ist denn mit ihm ?«
    »Ich bin
schließlich nicht verpflichtet, Colm nach New York zu schicken, das weißt du
genau«, entgegnete Biggie. »Ich hoffe, du hast mich verstanden. Er lebt
schließlich bei mir, weißt du?«
    Das wußte
Trumper allerdings.
    Die Vorbereitungen waren entnervend gewesen. Mehrmalige
Uhrenvergleiche; wiederholtes Bestätigen der Flugnummer; die [251]  Bereitschaft der
Fluggesellschaft, einen unbegleiteten Fünfjährigen mitzunehmen (Biggie mußte
lügen und sagen, er sei schon sechs), vorausgesetzt, es werde ihn ganz bestimmt
jemand am Zielflughafen abholen, vorausgesetzt, die Maschine sei nicht
überfüllt, vorausgesetzt, er sei ein ruhiges Kind, das bei einer Flughöhe von
sechstausend Metern nicht in Panik geriet. Ob ihm schnell schlecht werde?
    Trumper stand
nervös neben Tulpen auf der schmuddeligen Aussichtsterrasse von La Guardia. Das
Wetter war frühlingshaft – richtig schön, und wahrscheinlich auch schön da
oben, wo Colm jetzt war, sechstausend Meter über Manhattan. Die Luft im
Flughafen jedoch war wie ein riesiger eingedoster Furz.
    »Das arme Kind
hat sicherlich fürchterliche Angst«, sagte Trumper. »Ganz allein in einem
Flugzeug, das ewig lang über New York kreist. Er war noch nie zuvor in einer
Stadt. Mein Gott, er hat noch nie ein Flugzeug von innen gesehen.«
    Doch da irrte
Trumper. Als Biggie und Colm Iowa verlassen hatten, waren die beiden geflogen,
und Colm hatte jede Sekunde genossen.
    Doch mit Flugzeugen
konnte man Trumper jagen. »Guck, wie sie dort droben kreisen«, sagte er zu
Tulpen. »Müssen an die fünfzig von den Scheißdingern sein, die da oben Schlange
fliegen, bis sie eine Landeerlaubnis bekommen.«
    Obwohl
derartige Flugzeugwarteschlangen durchaus vorstellbar sind, ja sogar im Bereich
des Wahrscheinlichen liegen, gab es an diesem Tag keine; Trumper schaute einer
Schwadron Marinedüsenjäger zu.
    Colms Flugzeug
landete zehn Minuten früher als angegeben. Glücklicherweise sah Tulpen es
ankommen, während Trumper sich immer noch über die Marineflieger aufregte; sie
hatte auch die Nummer des Ankunftstores, die über Lautsprecher bekanntgegeben
wurde, aufgeschnappt.
    Trumper war
schon dabei, Colm zu betrauern, als wäre das [252]  Flugzeug abgestürzt. »Ich hätte ihn nie fliegen
lassen dürfen«, jammerte er. »Ich

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