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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nützlich für ihn waren. Dieses Haus jedoch, das auf einen Stoffhändler oder Manufakturbesitzer hindeutete, war eine höchst ungewöhnliche Wahl für den alten Mann.
    Ein weiteres Geheimnis. Ein weiteres Rätsel, das seiner Lösung harrte.
    Licht glomm hinter dem Vorhang eines der Fenster im Erdgeschoss, das obere Stockwerk war dunkel. Also war die Familie zu Hause und saß zu dieser Uhrzeit vermutlich beim Abendessen. Gut, denn dann befanden sich alle am selben Ort. Das machte vieles leichter.
    Er wollte gerade aus dem Schatten treten und die Straße überqueren, als sich die Haustür öffnete und eine Frau erschien, die eine Messinglampe trug. Nach ihrem schlichten Kleid und der weißen Schürze zu urteilen, war es eine Magd. Sie hängte die Gästelampe an einen Haken neben der Tür, damit eventuelle Besucher etwas sehen konnten, und verschwand wieder im Innern des Hauses. Die Tür schloss sich hinter ihr mit einem dumpfen Knall.
    Savin runzelte die Stirn. Wie viele weitere Dienstboten würde es bei einem Haus dieser Größe geben? Ein Kammermädchen und eine Köchin, vielleicht eine Haushälterin. Vorsichtig konzentrierte er sich auf das Haus und öffnete seinen Geist. Fünf feste Farbknoten befanden sich in dem Raum mit dem Licht hinter dem Vorhang, und im hinteren Bereich des Anwesens gab es einen weiteren schwachen Farbklecks, der höchstwahrscheinlich von der Magd stammte; vermutlich war sie gerade in der Speisekammer oder der Küche. Eine Untersuchung der übrigen Zimmer zeigte ihm, dass sie leer waren; vielleicht war der Hausherr doch nicht so reich, wie er tat.
    Etwas strich über seine Sinne, so fein wie Spinnweben. Es war irgendein Schutzzauber, der so fein gebildet war, wie er es fern der Westinseln kaum je erlebt hatte, und dieser Zauber umfasste das gesamte Haus von den Mauselöchern bis zu den Schornsteinen. Er war so zart, dass die geringste Berührung ihn zerreißen würde.
    Beeindruckend.
    Savin betrachtete erneut die Farbknoten, die er entdeckt hatte, und untersuchte sie. Drei davon gehörten zu Kindern; ihre noch nicht voll entwickelten Gaben wirkten so sorglos und ineinander verschlungen wie ein Büschel Wildblumen, doch die beiden anderen stellten sich bei näherer Betrachtung als sorgfältig modifiziert heraus, sodass sie fast unscheinbar wirkten. Eine Gabe so wirkungsvoll zu verbergen bedurfte vieler Jahre der Übung und Disziplin.
    Fast hätte er gelacht. Nun ergab Alderans Besuch einen Sinn, und der Schutzzauber, den er entdeckt hatte, stammte vermutlich von ihm. Was bedeutete – mit welcher Freude erfüllte Savin diese Erkenntnis! –, dass dieses kleine, so selbstzufrieden wirkende Haus vermutlich ein Zufluchtsort des Ordens des Schleiers in der Hauptstadt war.
    Zuerst musste er sich um die Magd in der Küche kümmern, und dann, wenn nicht mehr die Gefahr bestand, dass er gestört wurde, würde er herausfinden, was die anderen ihm über den alten Mann erzählen konnten.
    Für seine Sinne war der Schleier ein sich kräuselndes, vielfarbiges Gewebe, das wogte wie die Wäsche auf einer Leine. Er hob die Hände, drehte die Handflächen nach außen, spreizte die Finger und beruhigte das Gewebe; dann glitt sein Wille in die Räume zwischen den Fäden. Mit einer einfachen Geste riss er sie auseinander, trat in das Verborgene Königreich ein und von dort wieder hinaus in die einschläfernde Wärme, die in der Küche des Hauses herrschte.
    Die Magd hatte ihm den Rücken zugewandt und war am Tisch mit einer Schüssel beschäftigt, in der sich Früchte mit Vanillesoße befanden, die sie in fein geschliffene Glasschalen umfüllte. Ein Zucken in der Luft um ihren Hals ließ sie sich ruckartig aufrichten. Der Servierlöffel fiel klappernd auf den Tisch, und dunkelrote Spritzer sprenkelten die weiße Schürze der Magd. Sie griff sich an die Kehle, doch da war nichts. Dennoch wurde ihre Luftröhre zugedrückt, und sie wehrte sich dagegen, verkrallte die Finger in ihrem Hals. Savin zog die Garotte noch fester zu. Die Magd trat aus, einmal, zweimal, und traf dabei den Tisch so hart, dass die Schalen gegeneinanderklirrten. Es war Zeit, die Sache zu beenden; er durfte sich nicht noch mehr Lärm leisten. Nach einer weiteren Drehung endete der Tanz der Dienstmagd mit einem trockenen Knacken in ihrer Kehle.
    Leise legte er sie auf den Boden und wartete einen Augenblick ab, ob jemand etwas gehört hatte. Keine Stimmen, keine herannahenden Schritte. Gut.
    Auf dem Tisch standen Dessertschalen für vier

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