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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und ihren Leichen noch immer den Rücken zugekehrt. Duncan konnte es ihm nicht vorwerfen. Anscheinend waren die beiden Morennadh einen grausamen Tod gestorben.
    »Zwei Morennadh«, sagte er. »Ihnen ist alles von Wert abgenommen worden, bis zu den Stiefeln. Woher wusstest du, dass sie hier liegen?«
    Kael spuckte aus und blickte finster drein. »Hab gerochen, was ihnen angetan wurde.« Er rieb sich mit dem Handrücken über die Nase, als ob der ekelhafte Gestank, der ihn belästigte, etwas wäre, was man abwischen könnte. »Riecht schlimm.«
    Durch die Kälte stanken die Leichen nicht; nur eine ganz schwache Spur von Verwesung in der Luft verriet, dass sie sich auf dem Rückweg in die Erde befanden, doch das war es nicht, was Kael gemeint hatte.
    »Weißt du, wer das getan hat?« Duncan brauchte eigentlich nicht zu fragen; auf dieser Seite des Archengebirges, der Nordseite, konnten die Schuldigen nur die Nimrothi sein.
    Kael schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich kann dir sagen, wohin sie gegangen sind – auf den Pass von Saardost zu.« Er rieb sich die Nase noch einmal. »Dieser Ort stinkt.«
    Saardost – das ergab einen Sinn. Es war der niedrigste der drei Pässe des An-Archen und derjenige, über den der Weg am einfachsten war. Mit einer gewissen Vorsicht war er sogar zu dieser Jahreszeit passierbar, bevor das Tauwetter einsetzte. Aber die Spuren, die er gesehen hatte, deuteten nur auf eine kleine Gruppe hin, deren Zahl weit niedriger war als die einer Kriegerschar. Also mussten es Späher gewesen sein, denen die beiden Morennadh über den Weg gelaufen waren.
    Kurze Zeit später kehrte der Rest der Patrouille zurück und erstattete Bericht. Soweit sie den Spuren in der gegebenen Zeit hatten folgen können, waren es höchstens ein halbes Dutzend Pferde gewesen, was Duncans Theorie von einem Spähertrupp bestätigte. Sie waren dicht am Vorgebirge entlang auf den Pass zugeritten. Doch von einer Nimrothi-Kriegerschar war weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht waren sie weiter draußen auf der Ebene oder sogar noch hundert Meilen entfernt; es war unmöglich zu sagen.
    »Aber jetzt wissen sie, dass wir nach ihnen suchen«, murmelte er und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Und es bedeutet, dass sie zwischen uns und dem Pass sind.« Kael kratzte sich am Bart, wobei er es sorgfältig vermied, seiner Narbe zu nahe zu kommen. »Zumindest die Späher. Wir könnten die lange Straße nehmen und durch das Königstor zurückreiten. Es liegt nur zwei Tage von hier entfernt.«
    Duncan schüttelte den Kopf schon, bevor der Leutnant verstummte. »Dafür ist es noch zu früh im Jahr. Wir könnten am Tor plötzlich bis zur Nase im Schnee stecken. Nein, wir folgen ihnen nach Osten auf demselben Weg, auf dem wir hergekommen sind, schließen uns mit dem Rest der Reiter zusammen und überqueren gemeinsam den Pass von Saardost. Die Nimrothi wissen, dass wir eigene Späher hier haben, aber sie wissen nicht, dass wir die Ihren entdeckt haben. Solange sie glauben, sie seien noch nicht bemerkt worden, werden sie keinen Zusammenstoß mit einer größeren Gruppe riskieren.« Zumindest würde er so handeln, wenn er an ihrer Stelle wäre: außer Sichtweite bleiben, beobachten, berichten. Er würde keinen offenen Kampf wagen, wenn die Möglichkeit bestand, dass seine eigenen Männer unterlagen.
    Obwohl er in der besseren Position war, war es immer noch ein Risiko. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Sor war bei der Festung von Saardost, und er musste erfahren, was seinen Männern zugestoßen war.
    Duncan nahm die Zügel seines Pferdes von Kael entgegen und schwang sich in den Sattel. »Wir sollten aufbrechen, solange es noch hell ist.«
    Zwei der anderen Reiter tauschten einen raschen Blick. »Wir ehren sie nicht?«, fragte der eine und deutete mit dem Kopf auf die toten Clansmänner.
    »Wenn wir es täten und weitere Späher der Nimrothi herkämen, wüssten sie, dass sie entdeckt worden sind.« Duncan hasste sich dafür, dass er das sagte, aber es musste sein.
    »Was hätte es für einen Sinn?«, fuhr Kael sie an und wendete sein Pferd in einem engen Bogen. »Verschwendet euren Uisca auf sie, wenn ihr wollt, aber was sie zu Menschen gemacht hat, ist schon lange weg. Und das, was übrig geblieben ist, wird so oder so zur Erde zurückkehren.«
    Er stieß dem Pferd die Absätze seiner Stiefel in die Flanken, und es stürmte trotz des tiefen Schnees gefährlich schnell voran. Die anderen Späher warfen sich zweifelnde Blicke zu und

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