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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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folgten ihm mit vernünftigerer Geschwindigkeit. Duncan bildete die Nachhut und ärgerte sich, weil er seine Clanangehörigen nicht hatte beerdigen können. Gleichzeitig dachte er fieberhaft nach, wie er Sor diese Neuigkeit mitteilen sollte. Sein Bruder nahm seine Pflichten als Kriegshauptmann nicht weniger ernst als seine Häuptlingsstellung. Er war sogar zufriedener mit seiner Position als Hauptmann, auch wenn seine Frau andauernd schimpfte, ihre Kinder würden eines Tages ohne Vater aufwachsen. Wenn das geschehen sollte, würde Duncan den Halsring des Häuptlings tragen müssen. Bei diesem Gedanken erzitterte er. Er war noch nicht einmal bereit, eine Frau zu nehmen, und so viel Verantwortung war ihm unheimlich.
    Als sein Pferd durch den Schnee pflügte, drückte ihm das Reiseamulett in seiner Hosentasche gegen das Bein. Er warf einen Blick zurück zu seinen toten Clangefährten, die nun durch einen dichten Schirm aus Erlen und blattlosen Büschen verdeckt waren. Irgendein unglücklicher Umstand hatte sie in ein Gefecht mit den Nimrothi gestürzt. Sicherlich hatte keine Seite ihre Anwesenheit offenbaren wollen, doch es war tödlich ausgegangen.
    Sor würde nicht gerade erfreut sein, aber nun wussten sie wenigstens, in welche Richtung die Späher der Nimrothi unterwegs waren, und sicherlich würde ihnen die Kriegerschar folgen: nach Osten, zur Festung von Saardost. Duncan hoffte, dass es gelingen würde, die Verteidigungsanlagen dieser uralten Festung rechtzeitig wiederherzustellen.
    Teia verließ die Maenardh bei der letzten guten Furt des Flusses. Hier floss er breit und schnell über das Kiesbett. Er war schmerzhaft kalt, aber so seicht, dass Finn ihn ohne allzu große Schwierigkeiten durchqueren konnte. Die Verabschiedung war steif. Neve hatte Baer die Hand auf die Schulter gelegt und biss sich auf die Unterlippe; Baer selbst befahl ihr, nach Felsenwölfen Ausschau zu halten, und ritt dann ostwärts am Fluss entlang, während ihm der Rest der kleinen Gruppe folgte. Lenna und ihr Mann waren neben den beiden die Einzigen, die Teia in die Augen sehen wollten oder konnten, aber in ihren Blicken lagen Angst und Feindseligkeit, die auch nicht nachließen, als Teia ihre behandschuhte Hand hob und ihnen zum Abschied zuwinkte.
    Wieder allein. Wie immer .
    Sie lenkte Finn nach Süden. Zuerst würde sie in die Berge reiten und sich dort einen Weg suchen. Den Berichten zufolge gab es einen guten Pass unterhalb des Geisterbergs, aber er lag sehr hoch; vielleicht war er noch nicht frei, wenn sie ihn erreichte. Sie schaute nach oben und schirmte die Augen gegen die Helligkeit der Gipfel ab, die in den muschelgrauen Himmel ragten. In der Mitte fuhr der Tir Malroth seine Stoßzähne aus. Unerreichbar, unversöhnlich, abweisend.
    Ihr gesamtes Leben hatte sie im Schatten des Archengebirges verbracht – manchmal ganz in seiner Nähe, wenn sie in den Vorbergen überwintert hatten, manchmal etwas weiter entfernt, wenn der Clan dem Zug der Elche über die Ebene gefolgt war. Das Gebirge hatte in der gesamten Breite des Horizonts die südliche Grenze ihrer Welt gebildet. Der Rest – das Reich und seine Länder – waren für sie nur Geschichten oder gefährliche Stimmen im Wind.
    Die Ungeheuerlichkeit der Aufgabe, die sie sich gestellt hatte, senkte sich wie ein Stein auf ihre Brust. Macha möge über mich wachen. Aedon möge mich beschützen. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll .
    Selbst die längste Reise begann mit dem ersten Schritt, und jeder Schritt, den sie tat, würde den Weg kürzer werden lassen. Sie konnte nicht zurückgehen, und sie konnte auch nicht dort bleiben, wo sie war. Also schnalzte sie mit der Zunge und trieb Finn weiter in die Berge hinein.

2 8
    Die Zehn hatte nicht zugehört, genau wie sie es vorhergesehen hatte.
    Oh, sie hatten Tanith natürlich angehört, aber als Berec und Denellin gesprochen hatten, hatte der Hof ihnen seine Aufmerksamkeit geschenkt und nicht der neuen Regentin des Hauses Elindorien, die so lange bei den Menschen gewohnt hatte, dass sie inzwischen wie diese dachte und deren Ängste teilte. Sie hatten es nicht mit so vielen Worten gesagt, aber es war klar gewesen, was sie gemeint hatten. Die Zehn waren der Ansicht, dass sie sich mehr um die Menschen als um ihr eigenes Volk sorgte.
    Tanith packte die Armlehnen ihres Stuhls fest; das helle Holz lag kühl in ihren schweißfeuchten Handflächen. Sahen sie die Gefahr denn nicht? Begriffen sie denn nicht, dass Astolar nicht mehr sicher sein

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