Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
reicht!«
    Mit einem halben Dutzend Schritten brachte er sich zwischen die fünf Männer und die Schwestern. »Diese Frauen wollen sich nicht mit euch streiten.«
    »Der Glaube der Ammanai ist hier nicht willkommen«, sagte der Anführer der Kultisten. »Die Wüstengeborenen sind Sonnengeborene und niemand anderem verpflichtet!«
    Resa stellte sich vor Gair, und der Kultist grinste höhnisch. Er wollte gerade etwas sagen, als sie die Hand hob und ihn damit zum Schweigen brachte. Sie deutete hoch zum Himmel, dann nach unten auf die Erde, breitete die Arme aus, umfasste mit dieser Geste den ganzen Platz und drückte dann die Hände gegen ihre Brust. Gair verstand sie. Alle Menschen und alle Dinge gehörten zu der Göttin. Es war die einfachste und zugleich redegewandteste Glaubensaussage, die er je vernommen hatte, auch wenn kein einziges Wort dafür nötig gewesen war.
    »Abtrünnige Hexe«, knurrte der Kultist. Mit einem Zischen lag plötzlich ein Schwert in seiner Hand. »Du bist vom wahren Glauben abgefallen, und dafür wirst du nun sterben!«
    Die Klinge schwirrte auf die Nonne zu. Gair zog gleichzeitig seinen Qatan, sprang vor, und die beiden Waffen klirrten in Hüfthöhe gegeneinander. »Ich habe gesagt, es reicht!«
    Er trat vor Resa, hob die gegnerische Klinge mit seiner eigenen an, drückte sie weg und zwang den Kultisten, einen Schritt nach hinten zu machen.
    Der Schnauzbärtige grinste böse und warf seinen Qatan von der einen Hand in die andere. »Sie haben also einen ritterlichen Beschützer gefunden. Pass auf, dass das Schicksal der letzten Ritter, die über diesen Sand geschritten sind, nicht auch dir zustößt.«
    »Ich bin kein Ritter«, sagte Gair, »aber ich werde zwischen dir und diesen Frauen stehen, bis einer von uns beiden fällt.«
    Kampfbereitschaft regte sich in seinem Blut. Er hob den Qatan, als ob dieser sein eigenes Schwert wäre. Die sengende Sonne blinkte auf der Klinge, doch er spürte eine Kälte in sich, als ob er aus Stein gemeißelt wäre.
    »Der Schleier mag dein Gesicht verbergen, aber deine Stimme verrät dich, Ammanai .« Der Kultist schnippte mit den Fingern, und die anderen Männer zogen ebenfalls ihre Schwerter. »Aus dem Weg.«
    »Zurück auf den Wagen, Schwestern. Wir brechen auf.« Gair gab Resa seine leere Scheide.
    »Damit ihr eure Verderbnis in einen anderen Teil der Stadt tragt?« Der Kultist sah sie finster an. »El Maqqam liegt im Lichte Silnors. Ihr seid hier nicht willkommen!«
    Abermals hob er sein Schwert, und seine Gefährten taten es ihm gleich.
    Gair ging in Stellung. »Schnell, Schwestern!«
    Es war Zeit zu kämpfen.
    Die Kultisten riefen etwas auf Gimraeli und kamen näher. Stahl hämmerte gegen Stahl, als Gair die ersten Schläge parierte, dann auf dem Absatz herumwirbelte und sich um den Mann kümmerte, der sich von hinten an ihn anschlich. Es war keine Zeit für Feinheiten; er schlug dem Mann einfach in die Schulter und hieb ihm das Schlüsselbein entzwei.
    Blut spritzte auf den Rock von Schwester Avis’ Habit. »Grundgütige Mutter!«, rief sie und machte das Schutzzeichen vor ihrer Brust, als der Mann schluchzend zu Boden fiel und sich die verletzte Schulter hielt.
    Gair schenkte ihm keine Beachtung mehr, da der Kampf weiterging. Er wirbelte bereits wieder herum, wehrte Klinge um Klinge ab und hielt die Kultisten auf Abstand. Mit jeder Drehung des Schwertes fielen weitere scharlachrote Tropfen auf die staubigen Pflastersteine.
    Am Rande seines Blickfeldes sah er, wie die beiden Nonnen auf den Wagensitz kletterten; Resa starrte ihn mit verängstigter Miene an. Zwei Kultisten schossen auf Gair zu und zwangen ihn zu einem uneleganten Verteidigungsschlag. Als er die Klinge des einen abwehrte, schlitzte ihm die andere die Haut über den linken Rippen auf.
    Fluchend wich Gair zurück. Seine Seite brannte. Irgendwo auf dem belebten Platz keuchte eine Frau auf, und ein Mann drehte sich um und sah dem Kampf zu. Gair glaubte, das Aufscheinen gelber Farbe zu sehen, dann griffen ihn die beiden Kultisten wieder an. Gair blieb kaum genug Zeit, um zu erkennen, dass das Blut an der einen Klinge sein eigenes war, bevor Schmerz und Wut ihm den Verstand benebelten und alle Zurückhaltung dahinschwand.
    Er kannte die Bedeutung der Worte nicht, die er ausstieß, als er seine Waffe schwang. Er spürte die Erschütterung in seinem Handgelenk nicht, als sich seine Klinge in Knochen fraß, und er hörte nicht den eigentümlichen Klang, als der Stahl Fleisch durchtrennte.

Weitere Kostenlose Bücher