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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hinterließen, verschwanden rasch wieder, als würde der Schnee sie geduldig vom Antlitz des Berges tilgen.
    Als ob wir nie da gewesen wären. Als ob Menschen aus Fleisch und Blut nicht hierher gehörten .
    Sie zitterte und schaute hoch zum Tir Malroth, doch die Wolken hingen zu tief, und die Doppelspitze des Berges war unsichtbar. Kein Wunder, dass ihre Träume in der letzten Zeit so finster waren, wenn jeder Schritt sie näher zum Geisterberg brachte.
    Die vergangene Nacht hatte keine Ausnahme gebildet. Sie war wieder in den Höhlen gewesen, und Drwyns Wolfsfell hatte sich von selbst vom Spannrahmen losgerissen, sie durch die endlosen Tunnel verfolgt und ihr dabei andauernd zugeknurrt, sie habe bei den Crainnh nichts mehr verloren. Als sie schließlich den Weg an die frische Luft gefunden hatte, war sie auf eine kahle Bergflanke oberhalb einer Ebene getreten, die von Asche und Rauch und Toten bedeckt war, so weit sie blicken konnte.
    Sie war aufgewacht, als sie nach Luft geschnappt hatte. Ihre Kehle war rau gewesen, und ihre Lunge hatte geschmerzt, als ob sie meilenweit gelaufen wäre. Die unterirdische Jagd war sicherlich nichts anderes als ein schlechter Traum gewesen, der durch die jüngsten Ereignisse hervorgerufen worden war, aber die verwüstete Ebene … Das war wie eine Vorahnung, und den Rest der Nacht über hatte sie so unruhig geschlafen, dass sie beim leisesten Geräusch von draußen mit rasendem Herzen aufgewacht war.
    Als sich ihr eine Hand auf den Ellbogen legte, wäre sie fast aus den Stiefeln gesprungen.
    Lenna riss die Hand zurück. »Ist alles in Ordnung, Banfaíth?« Sie wirkte erschrocken und sah Teia mit ihren Feldmausaugen fragend an. Die Narbe auf ihrer Wange war durch die Kälte deutlich hervorgetreten.
    »Entschuldigung. Ja, alles ist gut.« Teia gelang es zu lächeln. »Du hast mich bloß erschreckt.«
    »Ich wollte nur wissen, ob du wach bist.« Lenna deutete auf den Unterschlupf. »Kann ich die Decken einpacken?«
    Einen Augenblick überlegte Teia, ob sie es Lenna verbieten sollte, aber nachdem sie Lenna zuerst durch ihre Lichtkugel und dann durch ihre Gabe der Weissagung verängstigt hatte, waren zwei ganze Tage vergangen, ehe Lenna wieder offen mit ihr gesprochen hatte. Es war besser, ihr nun ihren Willen zu lassen, auch wenn Teia es ganz und gar nicht gewöhnt war, so umhegt zu werden.
    »Ich werde mich nicht noch einmal hinlegen«, sagte sie, und sofort verschwand das Mädchen im Innern.
    Die Gestalt eines Mannes näherte sich dem Feuer. Er hatte die Schultern hochgezogen, und seine Schritte knirschten im immer tiefer werdenden Schnee. Es war Baer, der sie mit einem Nicken begrüßte. »Banfaíth.«
    »Baer. Möchtest du einen Tee haben?«
    »Ja, gern.«
    Teia goss ihm einen Bechervoll aus der Kanne ein, die auf den wärmenden Steinen am Rande des Feuers stand. Der Tee mit Baer war zu einem täglichen Ritual geworden. Er erzählte ihr von den Fortschritten des vergangenen Tages und von seinen Plänen für den gegenwärtigen, so wie es ein Häuptling mit seiner Sprecherin tat.
    War sie das nun? Sie nippte an ihrem Tee und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Wenn er Beratung von ihr erwartete, forderte er zu viel von ihr. Was auch immer ihre Gaben sein mochten, so konnte sie als junge Frau diesem Veteranen doch kaum einen vernünftigen Rat geben. Auch ihre Zeit mit Drwyn hatte sie nur wenig über die Rolle einer Sprecherin gelehrt. Ytha hatte stets darauf geachtet, ihre Ratschlänge nur dem Häuptling allein zu geben.
    »Der Späher hat heute Morgen Wild entdeckt«, sagte er schließlich. »Die Spuren gleichen denen eines Elchs, aber das Tier muss kleiner sein«, sagt er. »Vielleicht ist es ein Kitz. Ich habe zwei Männer ausgesandt, um es zu erjagen. Hoffentlich schmeckt es.«
    Es war das erste Wild auf ihrer Reise ins Gebirge, das größer als ein Vogel war. Keiner in der Gruppe hatte auch nur eine Unze Fett an sich, und Teia wusste, dass sie an hartes Brot und knappe Rationen gewöhnt waren, doch fern von der vertrauten Ebene und den Orten, an denen sie für gewöhnlich auch im Winter Wild finden konnten, standen ihnen noch magerere Zeiten bevor.
    »Eine schöne Vorstellung«, sagte sie. »Wir brauchen frisches Fleisch – besonders die Männer, wenn sie bei Kräften bleiben wollen.«
    Sie hielt inne und kam sich plötzlich dumm vor. Baer war schon seit zehn Jahren verbannt; sicherlich wusste er, wie sich die Männer ernähren mussten, um den Winter zu überleben. Konnte sie ihm

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