Die wilde Jagd - Roman
was jeder Mann unter den Umständen getan hätte.«
Zum ersten Mal wurde Alderans Miene etwas sanfter, aber sie war noch weit von einem Lächeln entfernt. »Was jeder Idiot getan hätte.«
Gair schnitt eine Grimasse, sagte aber nichts. Er knöpfte die Hose zu, legte sich die Schärpe um die Hüfte und setzte sich auf den Schemel, um die Stiefel anzuziehen. Das Bücken und Zerren tat seinen Wunden nicht gut, aber er biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen.
»Erst drei und jetzt fünf«, sagte der alte Mann leise. »Wie viele werden es noch sein, Gair?«
»Ich hatte keine Ahnung, wie viele Männer da waren. Mir ging es nur darum, die Schwestern zu beschützen.«
Alderan erwiderte nichts mehr. Als Gair aufstand, war er allein.
Der Wachhabende mit den strähnigen Haaren, der vor dem Häuptlingszelt stand, schaute von Ythas Gesicht zu dem Kurzspeer aus Weißholz, der in ihren Armen lag. »Hm.«
Sie hob eine Braue. »Ist etwas, Harl?«
»Der Häuptling ist nicht allein«, platzte er heraus. »Er hat uns gesagt, dass er nicht gestört werden will.«
Sie starrte ihn an. Harl sackte in sich zusammen; in seinem pockennarbigen Gesicht zuckte es. »Hm.«
»Bei Machas Ohren!« Ytha rollte mit den Augen, drückte sich an dem verlegenen Krieger vorbei und betrat das Zelt.
Umgekippte Becher und Uisca -Flaschen bedeckten die Teppiche. Abgeworfene Kleidungsstücke fügten der Luft, die schon schwer von Alkohol, Schweiß und Brunft war, ihren eigenen erdigen Geruch hinzu. Schattenhafte Gestalten bewegten sich hinter dem Vorhang, der Drwyns Schlafbereich abtrennte. Geknurrte Worte waren zu hören, und ein Mädchen schrie auf.
»Nein, bitte!«
Die Silhouette eines Armes hob sich, fiel. Eine offene Handfläche traf auf nackte Haut. »Komm zurück, du Schlampe.«
Schluchzen. Ein Luststöhnen, dann das rhythmische Schlagen von Fleisch gegen Fleisch. Das Mädchen jammerte, dann wurde der Laut plötzlich erstickt, entweder durch ein Kissen oder durch eine große Handfläche.
Ytha rümpfte die Nase. Das war ihr Häuptling der Häuptlinge? Er stillte seine Lust an einem Mädchen, während die Häuptlinge sechzehn anderer Clans auf ihn warteten? Nun grunzte er, näherte sich dem Höhepunkt. Als dieser einsetzte, brüllte Drwyn wie ein Elchbulle.
»Ich bin mit dir fertig«, keuchte er und schob das Mädchen weg. »Hau ab.«
Ytha zwang ihr Gesicht zur Ausdruckslosigkeit und wartete. Ein Schatten huschte an der Lampe vorbei und duckte sich, als etwas nach ihm geworfen wurde.
»Hau ab, habe ich gesagt!«
Ein dürres Mädchen taumelte hinter dem Vorhang hervor, die Kleidung in den Armen. Schon blühten Prellungen auf ihren Schultern und rote Zahnabdrücke auf ihren kaum entwickelten Brüsten. Ytha bemerkte das von Tränen bedeckte Gesicht und die blutige Lippe, bevor das Mädchen mit einem Schluchzen in die Nacht hinausfloh.
Sie runzelte die Stirn. Die Vierte in genauso vielen Tagen. Alle jung, alle mit rot geklopftem Hintern, und ihre Jungfräulichkeit war nur noch ein Geschmiere auf Drwyns Kissen. Auf dem Hochzeitsmarkt beim Auseinandergehen würden einige Geschäfte gemacht werden.
»Zieh dich an, Drwyn«, sagte sie. »Die Häuptlinge warten.«
Wenige Augenblicke später riss er den Vorhang beiseite. Er trug nur eine Hose, und diese war lediglich so weit zugeknöpft, dass sie ihm nicht über die Hüften rutschte. Schweiß glitzerte auf seinen dicken Armen und der stark behaarten Brust. Die Wolfsköpfe an seinem Halsring ruhten auf den Schlüsselbeinen und glitzerten bei jedem Atemzug im Lampenlicht auf.
»Ytha.«
Er betrachtete sie mit einem Funken von Belustigung in seinen Augen, als ob er auf ihre Reaktion wartete. Sie biss die Zähne zusammen. Bei der dunklen Göttin, manchmal stellte er ihre Geduld auf eine harte Probe!
»Seit fast einer Woche hat dich außer deinen Wachen niemand mehr gesehen. Jetzt sind die anderen Häuptlinge hier. Sie erwarten eine Begrüßung.«
Er hob eine Uisca -Flasche vom Boden auf, die noch nicht umgefallen war, und leerte sie mit großen, glucksenden Schlucken, dann fuhr er sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich war beschäftigt.«
»Du hast dich mit diesen Mädchen verlustigt?« Sie prüfte seinen Geruch und rümpfte die Nase. »Puh! Du brauchst ein Bad.«
»Einen Erben zu zeugen ist eine schweißtreibende Angelegenheit.« Er kratzte sich an der Haarlinie, die vom Nabel abwärts führte, und grinste. »Magst du den Geruch eines Mannes nicht, Ytha?«
Seine Unverschämtheit
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