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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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von ihm wegging, sah Gair den Dolch in ihrer anderen Hand. Sie wirbelte ihn nachlässig zwischen den Fingern herum und steckte ihn dann in ihren Barouk. Gair schluckte; sein Mund war plötzlich trocken geworden.
    Autsch .
    Der Mann in der Tür stöhnte: »Sayyar, darf ich dich daran erinnern, dass dieser Mann hier blutet? Außerdem ist er schwer.«
    Er veränderte seinen Griff um den Verletzten, und der Kopf des Mannes rollte nach hinten. Es war Alderan. Seine Augen waren zugeschwollen und sein Gesicht mit Blut überzogen, das im Mondschein wie schwarze Farbe wirkte.
    Bei allen Heiligen!
    Gair schob sein Schwert zurück in die Scheide und steckte sich selbige in die Schärpe, dann eilte er dem brummelnden Wüstenmann zu Hilfe. Gemeinsam gelang es ihnen, den alten Mann auf den Tisch zu legen. Er war kaum mehr bei Bewusstsein, und nach den Lauten zu urteilen, die er von sich gab, fiel ihm das Atmen schwer.
    Zuerst brauchte Gair Licht, damit er sehen konnte, was er tat. Er erschuf ein halbes Dutzend faustgroße Glimme, die nun über dem Tisch schwebten, und er hörte, wie die Frau hinter ihm aufkeuchte. Ihr Gefährte machte einen Schritt nach hinten und beäugte die blauweißen Kugeln argwöhnisch.
    »Zauberei?«
    »So kann man es nennen.« Gair zog Alderan den Barouk aus. »Es würde zu lange dauern, wenn ich es jetzt erklären wollte.«
    Der Gimraeli, der wie seine Gefährtin ganz in Schwarz gekleidet war, schüttelte den Kopf. »Und du hast geglaubt, wir könnten eine Bedrohung für dich sein?«
    »Ich habe nicht gewusst, was ich von Leuten halten soll, die sich in schwarzer Kleidung durch die Nacht stehlen.«
    Er schob das Gewand unter den Kopf des alten Mannes. Sein Gesicht war eine Katastrophe. Die Lippen waren geschwollen und geplatzt, und die Nase war mehrfach gebrochen. Das meiste Blut schien aus einer tiefen Wunde an der Stirn gekommen zu sein, die bis zum Haaransatz führte.
    »Ich brauche warmes Wasser. Der Kessel kocht noch, und hinter der Tür da drüben liegt die Küche.« Mit seinem Gürtelmesser machte sich Gair daran, Alderans ruiniertes Hemd aufzuschneiden. Auch auf Brust und Schultern zeigten sich Prellungen; purpurn und braun prangten sie auf der sonnengebräunten Haut. Er war mit Fäusten und Füßen schwer misshandelt worden. Ein weniger gesunder Mann in seinem Alter hätte es möglicherweise nicht überlebt.
    Als sich keiner der beiden Gimraeli rührte, sah Gair sie finster an. »Also? Wollt ihr mir helfen oder nicht?«
    Der Mann verschränkte nur die Arme vor der Brust und schaute weg. Seine Freundin, die im Schneidersitz auf der Bank saß, nahm eine Dattel aus der Schale zu Alderans Füßen, schob ihren Schleier herunter und steckte sie sich in den Mund.
    »Blut und Steine!« Er rammte das Messer in die Tischplatte und ging in die Küche.
    Dort durchsuchte er die Schränke und fand einige Spültücher und eine große Schüssel, die er halb mit Wasser füllte; dann gab er eine Handvoll Salz hinzu. Er ging zurück in die Gästehalle, goss die Schüssel mit heißem Wasser aus dem Kessel voll und machte sich daran, Alderans Wunden so vorsichtig wie möglich auszuwaschen. Sein Patient regte sich, wurde wieder bewusstlos, und bei jedem Atemzug warf das Blut in seiner zerschmetterten Nase Blasen.
    »Was ist passiert?«, fragte er, während er arbeitete. Er versuchte, seinen Tonfall neutral zu halten. Seine verletzte Seite brannte schrecklich. Vielleicht hatte sich die Naht gelöst, als er den alten Mann auf den Tisch gehoben hatte. Es half nicht gerade, seine Laune zu heben.
    »Wir haben ihn in diesem Zustand gefunden«, sagte der Mann im schwarzen Gewand. Er ging hinüber zum Fenster und legte die Läden so vor, dass nur ein winziger Schlitz zwischen ihnen verblieb. »Auf der Straße.«
    Das ist ungefähr so hilfreich wie ein Kamin aus Papier .
    »Woher wusstet ihr, dass ihr ihn hierherbringen solltet?«
    Keine Antwort. Gair schaute wieder auf und bemerkte, dass die Frau ihn beobachtete. Sie spuckte den Dattelstein in den Kamin und grinste frech, dann nahm sie eine weitere, größere Dattel und schob sie sich langsam in den Mund. Ihre vollen Lippen schlossen sich darum, als ob die Frucht … nun ja, als ob sie etwas anderes wäre.
    Er war mit seiner Geduld am Ende. Ihr Verhalten ärgerte ihn, und seine Erinnerungen drückten ihn nieder. Er richtete sich auf und warf das blutige Spültuch in die Schüssel. Das Wasser trat über den Rand und tropfte auf den Boden.
    »Also gut. Redet endlich. Wer zur

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