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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Gair und deutete mit dem Kopf auf den Mann, der sich nun verneigte.
    »Stets zu Diensten, Sayyar.«
    Alderan hielt sich mit der Hand die Rippen fest und ächzte. »Wir werden sehen.« Er räusperte sich und spuckte blutigen Speichel ins Feuer, das sogleich aufzischte. »Gair, holst du mir bitte meine kleine Tasche? Ich habe Kopfschmerzen. Und ihr beiden macht mir einen verdammten Tee, bevor ich noch unleidlicher werde, als ich ohnehin schon bin.«
    Mit unerwarteter Eilfertigkeit verschwanden sie in der Küche der Gästehalle. Gair blieb an Alderans Seite.
    »Es wird Tage dauern, bis Ihr wieder richtig sehen könnt«, sagte er. »Ich wäre in der Lage, Euch mit meiner Gabe zu heilen.«
    »So, wie du Resa geheilt hast?« Alderan schüttelte den Kopf. »Bei der Göttin, nein! Du brauchst viel mehr Übung dafür.«
    »Ich kann das!«
    »Nein, Gair. Ein paar Tage Ruhe und ein wenig Fahnenwurzsalbe werden die Schwellungen abklingen lassen, und dann wird es mir wieder gut gehen.«
    »Vielleicht. Aber die Superiorin will, dass wir schon morgen von hier verschwinden!«
    Ein blutiges blaues Auge richtete sich auf ihn. »Sie weiß, dass wir hier sind?«
    »Ich glaube, Schwester Avis hat es ihr erzählt.«
    Alderan fluchte. Die anderen beiden kamen mit einer Teekanne und Bechern aus der Küche. Während der Tee noch ein wenig zog und dann eingegossen wurde, bedachte Alderan seine beiden Retter mit einem Blick, der umso einschüchternder war, weil er nur aus einem einzelnen Auge kam.
    »Glaubt ihr nicht auch, dass ihr euch allmählich vorstellen solltet?«, knurrte er.
    »Ich bedaure, dass wir unsere wahren Namen nicht preisgeben können«, sagte der Mann und hob entschuldigend die Hände. »Wir möchten mit den Ereignissen der heutigen Nacht lieber nicht in Verbindung gebracht werden – zu unserer eigenen und zu eurer Sicherheit. Aber es stimmt, dass ich N’ril kenne, auch wenn er mich nicht kennt.«
    »Das ist so klar wie Schlamm«, grunzte Alderan. »Wie sollen wir euch denn ansprechen?«
    »Mich könnt ihr Kanonikus und meine Schwester Terz nennen.«
    Gair keuchte auf. »Du machst Scherze.«
    »Angesichts unseres gegenwärtigen Aufenthaltsortes scheinen mir das passende Decknamen zu sein.« Kanonikus verschränkte die Arme vor der Brust. Äußerlich war er ruhig, aber er strahlte Vorsicht aus wie eine Katze, die sich zusammenrollte, die Augen aber halb geöffnet hielt. Seine Schwester schenkte ihm einen angewiderten Blick und kümmerte sich wieder um ihre Fingernägel.
    »Ihr seid Jihadi .« Alderan nippte an seinem Tee, wobei er auf seine geplatzte Lippe achtgab.
    Kanonikus hob die Brauen. »Warum sagst du das?«
    »Decknamen? Heimlichtuerei? Gesteht mir noch bitte ein bisschen Intelligenz zu.« Er zog eine Grimasse und setzte seinen Becher ab. »Pfui. Schmeckt wie Blut.«
    »Ich fürchte, du irrst dich, Sayyar«, sagte Kanonikus in neutralem Tonfall.
    »Wirklich?« Sarkasmus tropfte aus diesem Wort.
    »Ich versichere dir …«
    »Ich bin heute in die Stadt gegangen, um ein Teehaus zu besuchen, das mir empfohlen worden war. Ich habe eine Kanne schwarzen Isfahan bestellt, ohne Honig, und die Bedienung gefragt, ob sie weiß, wann der Blumenmarkt morgen öffnet, weil ich ein paar Orchideen für meine Frau kaufen wolle.«
    Terz’ Hände erstarrten. Dann verlagerte sie den Dolch ein wenig, als ob sie sein Gewicht prüfte und sich darauf vorbereitete, ihn zu werfen. Gair legte die Hand auf den Schwertgriff. Diese Frau war allzu verliebt in ihre Klingen.
    Aber Kanonikus zuckte bloß mit den Schultern. »Ich fürchte, deine Frau wird enttäuscht sein. Es ist nicht die richtige Jahreszeit für Orchideen. Du solltest es später im Jahr versuchen.«
    »Das hat mir die Bedienung auch gesagt«, meinte Alderan. »Also habe ich um die Wegbeschreibung zum Viertel der Juweliere gebeten, und der Kellner hat mir einen Laden namens ›Jadeelefant‹ empfohlen, der angeblich von einem seiner Freunde geführt wird.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn kenne.« Der Gimraeli machte ein ausdrucksloses Gesicht, und Alderan zeigte ihm seine Zähne.
    »Das überrascht mich. Er war ein Unterschlupf der Jihadi seit den Wüstenkriegen, auch wenn ich vermute, dass er heute nicht mehr ganz sicher ist.«
    Gair blinzelte und gab sich im Geiste einen Tritt. Inzwischen hätte er daran gewöhnt sein sollen, dass Alderan viel mehr wusste, als er offenbarte. Nichts an ihm sollte Gair noch verwundern.
    »Als ich das Teehaus verlassen habe, hätte der

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