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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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den Staub aus den Teppichen klopfte oder sich über das Kochfeuer beugte. Er beobachtete sie sogar dabei, wie sie jeden Morgen den Nachttopf heraustrug, was besonders unangenehm war, da sie sich bei dieser Gelegenheit übergeben konnte, falls die Wartgutwurzel nicht geholfen hatte. Sie glaubte zwar nicht, dass Harl schon einmal gesehen hatte, wie sie sich erbrach, aber sie konnte sich dessen nicht sicher sein, und dies machte ihre Angst nur noch größer.
    Einunddreißig lange Tage. Die häuslichen Pflichten hielten ihre Hände beschäftigt, nicht aber ihren Geist, der immer wieder dieselben Wege ging, bis er einen Trampelpfad geschaffen hatte, so wie die Pferde auf dem immer gleichen Weg zum Fluss einen Pfad ins Gras traten. Nichts Neues konnte dort wachsen, denn es wurde von denselben Hufen sofort wieder zertrampelt. Bald würde Ytha sie aufsuchen, und dann würde die Wahrheit herauskommen.
    Jemand stieß sie an, riss sie aus ihren Gedanken und brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Eine Reihe von rußbefleckten Clansfrauen mit hochgesteckten und unter Tüchern verborgenen Haaren hatte sich hinter ihr gebildet, und Sorya, der alte, verschrumpelte Vogel, der heute die Aufsicht über die Räucherkammer hatte, sah sie über einen Kübel mit Elchfleischstreifen, die zum Vorratsraum gebracht werden sollten, böse an.
    »Oh! Verzeih mir, ich war gerade mit den Gedanken weit weg.« Sie nahm den Kübel entgegen und auf die Hüfte. Ihre nur langsam verheilende Rippe pochte protestierend.
    Jemand hinter ihr schnaubte. »Vermutlich beim Häuptling.«
    »Ja, aber bei welchem?«, fügte eine andere Stimme hinzu, und die ganze Gruppe kicherte und gluckste.
    Mit brennenden Wangen biss Teia die Zähne zusammen und versuchte davonzueilen, doch der Kübel war schwer, und wie fest sie ihn auch immer packen mochte, rutschten ihre schwitzenden Hände doch immer wieder von den Griffen ab. Gelächter folgte ihr auf ihrem Weg durch den Korridor; der Widerhall prallte von den Wänden ab und drang ihr in die Ohren wie die Stiche eines bösartigen Kobolds.
    So war es, seit die Crainnh in die Berge zurückgekehrt waren. Das Wetter war erträglich gewesen, und so waren die Männer in der Lage, fast ohne Unterbrechung zu jagen. Jeden Tag machten sie sich vor Anbruch der Dämmerung auf den Weg und kehrten abends schwitzend und lärmend zurück, als ob sie ihre Todfeinde im offenen Kampf besiegt hätten. Und dann musste geschlachtet werden. Nach dem Abziehen und Ausnehmen, wozu die Kraft der Männer nötig war, machten sich die Frauen an die Arbeit. Die Häute wurden gesäubert, damit sie gegerbt werden konnten; das Fett wurde ausgelassen, Blutsuppe und Wurst wurden gekocht.
    Ihr Status als Bettgenossin des Häuptlings verschaffte Teia bei diesen Tätigkeiten keinerlei Vorteil, doch anscheinend gab er den anderen das Recht, sie anzustarren, über sie zu tuscheln, sie nicht zu beachten und hinter ihrem Rücken spitze Bemerkungen über sie zu machen. Sie blickte finster drein und schleppte den Kübel in die Vorratshöhle. Es war ungerecht. Sie arbeitete genauso hart wie alle anderen, harkte die Asche in der Räucherkammer, spannte Häute auf hölzerne Rahmen, bis ihre Hände vom Ziehen an den Riemen so gebogen waren wie Klauen. Vielleicht arbeitete sie sogar härter als die anderen. Warum also behandelten diese sie so geringschätzig?
    Sie stellte den Kübel neben die übrigen an die Wand, schob ihn zurecht und gab ihm einen letzten Tritt. Nach Tagen dieser Tätigkeit brach ihr Rücken fast durch, und auch ihre Laune war nicht gerade die beste. Anders als in der Räucherkammer war es wenigstens kühl in den Vorratsräumen. Eis war hier aufgestapelt, wo das Frischfleisch gelagert wurde, bis es haltbar gemacht werden konnte. Teia fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht und zupfte an ihrem Kleid, damit ein wenig Luft an ihre klebrige Haut gelangte.
    Zwei weitere Frauen mit Kübeln erschienen im Eingang zu den Lagerhöhlen und stießen einander an, als sie auf Teia zugingen. Sie schienen nicht mit ihren Lasten zu kämpfen, und als sie näher kamen, erkannte Teia den Grund dafür. Ihre Kübel waren kaum mehr als halbvoll. Teia seufzte. War es Neid, der sie zu solcher Verachtung trieb, sogar Frauen wie Sorya, die so alt war, dass sie Drwyns Amme hätte sein können?
    Sie nahm den Weg an den Wänden der Kammer entlang, um den Frauen aus dem Weg zu gehen, dann schritt sie zurück durch den Korridor und rieb sich dabei den schmerzenden Rücken. In der

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